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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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befohlener Freilassung vorerst aus dem Weg zu gehen. Und dahinter steckte der Hinweis, Albrecht stehe nach wie vor in der Gunst König Heinrichs.
    Was der nunmehrige Markgraf von Meißen nicht wusste: Ebendieser Ministeriale Bernhard empfing seit Jahren geheime Berichte des Freiberger Burgvogtes und war auch durch andere Quellen bestens über die Geschehnisse in der Mark Meißen im Bilde, worüber er den Kaiser regelmäßig informierte.
    »Einen neuerlichen Kriegszug gegen Euren Bruder würde Seine Kaiserliche Majestät streng verurteilen«, erklärte Bernhard deshalb mit Nachdruck, ohne jede Spur von Unterwürfigkeit. »Ruft Eure Männer zurück, und wahrt den Frieden!«
    Albrecht zuckte und lief vor Zorn rot an. »Ihr … wagt es?! In diesem Ton mit mir zu sprechen?! Ich lasse mir keine Befehle von einem einfachen Ministerialen erteilen! Von einen Unfreien, einem Sklaven!«, brüllte er und streckte einen Arm aus. »Wachen!«
    Ein Dutzend Männer rannten im Laufschritt herbei, obwohl sie nur in ein paar Längen Abstand gewartet hatten. Burchard und die Ritter, die ihn begleiteten – Knappen und Sergenten hatten auf dem Hof zu bleiben –, rückten näher zu Bernhard.
    »Ich mag zwar ein Ministerialer sein«, erwiderte der kaiserliche Bote ruhig. »Dennoch handle ich im unmittelbaren Auftrag Seiner Majestät.«
    »Der Kaiser ist schon lange fort, unterwegs nach Sizilien!«, schrie Albrecht und machte eine verächtliche Handbewegung.
    »Er hat mich mit Vollmachten hiergelassen, als sein Auge, um zu erfahren, was im Land vor sich geht«, hielt Bernhard dagegen.
    »Als sein Auge?« Nun sprang Albrecht auf und ging drei Schritte auf die kleine Gruppe der Thüringer zu.
    »Dann soll dieses Auge nichts mehr sehen! Blendet ihn!«, befahl er dem Anführer der Wachen.
    »Hoheit!«, rief Burchard von Salza entsetzt. Er trat neben den Ministerialen und verfluchte den Umstand, dass sie die Waffen am Eingang der Halle hatten abgeben müssen.
    »Zieht Euch zurück, Salza, sonst trifft Euch das gleiche Schicksal!«, forderte Albrecht. Mehrere seiner Wachen zerrten Bernhard die Arme auf den Rücken und zwangen ihn in die Knie, während eine Überzahl Meißnischer seine Begleiter von ihm wegdrängte.
    Rasch und verzweifelt wog von Salza die Möglichkeiten ab, dem Bedrohten zu helfen, und fand keinen Weg – ohne Waffen, in dieser Unterzahl. Die Gegner würden sie allesamt abschlachten.
    »Damit bringt Ihr die gesamte Ministerialität gegen Euch auf – und sämtliche edelfreien Gefolgsleute des Kaisers!«, versuchte er, an die Vernunft des Meißner Markgrafen zu appellieren. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der besorgt wirkende Truchsess Albrecht etwas zuraunte. Wahrscheinlich wollte auch der seinen Fürsten davon abbringen, die Strafe vollziehen zu lassen. Aber Albrecht stieß Elmar rüde beiseite.
    »Tut es!«, brüllte er seine Wachen an, und einer der Männer, ein bulliger Kerl, in dessen Gesicht bereits ein bösartiges Lächeln aufblitzte, zog seinen Dolch und riss Bernhards Kopf an den Haaren nach oben.
    »Nein!«, schrie von Salza. »Das könnt ihr nicht tun! Er ist ein Beauftragter des Kaisers!«
    »Ich
kann
und ich werde es tun!«, wies Albrecht ihn schroff zurecht. »Noch eine solche Unverschämtheit von Euch, und Ihr seid der Nächste!«
    Die Schnelligkeit, mit der der Bullige dem sich aufbäumenden Bernhard die Augäpfel ausstach, ließ vermuten, dass diese Strafe in letzter Zeit häufig auf dem Burgberg angewandt wurde. Bernhard brüllte vor Schmerz und Entsetzen, dann wurde er jäh losgelassen.
    Die anderen Wachen hielten immer noch Salza und dessen Begleiter in Schach.
    »Schafft ihn raus, und auch Ihr verschwindet von meinem Hof!«, befahl Albrecht und wies aufgebracht zu Tür. »Das soll allen eine Lehre sein, die es mir gegenüber an Respekt mangeln lassen.«
    Wie gelähmt vor Entsetzen, trat Burchard zu dem Geblendeten, der hilflos und mit blutigem Gesicht auf dem Boden lag. Er krampfte und zitterte am ganzen Leib, seine Haut war schneeweiß, und während er sich aufzurichten versuchte, erbrach er sich unversehens mitten in der Halle.
    »Kommt, wir helfen Euch von hier weg«, sagte der Herr von Salza so ruhig wie möglich, hievte Bernhard hoch und legte sich dessen linken Arm um die Schulter.
    Bevor sie die Halle verließen, hörte Burchard, ohne sich noch einmal umzudrehen, wie Albrecht seinen Truchsess anbrüllte: »Und Ihr! Wagt es noch einmal, mir vor anderen zu widersprechen, und Ihr werdet diesen Hof

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