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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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vorübergehend Norbert und ritt mit nur wenigen Getreuen nach Eisenach, so schnell es Claras Zustand erlaubte. Sie war erneut hochschwanger. Angesichts der Lage blieb ihm kein anderer Ausweg, als den Landgrafen von Thüringen noch einmal um Beistand zu bitten. Und darum, Clara, ihre Tochter und seinen nun zweijährigen Sohn vorübergehend aufzunehmen, damit sie in Sicherheit waren.
    Clara hatte erhebliche Einwände. Doch Dietrich ließ in dieser Frage nicht mit sich handeln. Seine sämtlichen Besitzungen standen in Gefahr, von Albrechts Truppen niedergebrannt zu werden, und die Rückkehr nach Freiberg blieb ihr verwehrt. Nicht nur Elmar und Rutger würden nach Clara suchen. Da mit Sicherheit auch sein Bruder wusste, wie viel sie ihm bedeute, würde er sie und die Kinder nur zu gern als Geiseln nehmen oder töten. In Eisenach konnte ihr außerdem ihre Mutter beistehen, wenn die Niederkunft nahte.
    So erreichten sie die Wartburg an einem heißen Sommertag, staubbedeckt und müde. Dietrich ließ sich sofort beim Landgrafen melden.
    Hermann von Thüringen wusste natürlich durch seine Spione ebenfalls von den Kriegsvorbereitungen des Meißner Markgrafen und erwartete den künftigen Schwiegersohn bereits.
    Dietrich war in Eile, er musste zurück nach Weißenfels, ehe die Besatzung von Albrechts neuer Burg zum Angriff überging. Deshalb brachte er sein Anliegen gleich nach der Begrüßung und ohne Umschweife zur Sprache.
    »Erneut muss ich Euch um Beistand gegen meinen Bruder bitten, der mit einer gewaltigen Streitmacht gegen Weißenfels vorrücken will, Hoheit. Und darum, meinem Sohn und seiner Mutter vorübergehend Zuflucht zu gewähren. Auf Weißenfels sind sie nicht mehr sicher.«
    Das ist also seine sagenumwobene Geliebte, von der die Leute so Erstaunliches erzählen, dachte der Herrscher Thüringens und musterte Clara unverhohlen, die drei Schritte hinter Dietrich stand und nun vor ihm in einen Knicks sank, was ihr bei ihrem Leibeszustand eine Qual sein musste.
    Doch dieser kurze Moment genügte für Hermann zu verstehen, warum diese Frau Dietrich so viel bedeutete. Sie war, wie er wusste, die Stieftochter seines Ritters Lukas und hatte unverkennbar das besondere Etwas von dessen Gemahlin geerbt. Es gab schönere Frauen an seinem Hof, aber diese beiden besaßen eine Ausstrahlung, die selbst ihn in den Bann schlug.
    Zu genau erinnerte er sich an den Tag, an dem die Mutter dieser jungen Frau ihn ohne ein Wort, nur mit ihrem Blick und kraft ihres Willens dazu gebracht hatte, seine Meinung zu ändern.
    Als er Marthes Tochter erlaubte, aufzustehen und sich zurückzuziehen, um sich von den Strapazen der Reise zu erholen, schlug sie die Augen auf und dankte ihm mit einem höflichen Lächeln, das einen inneren Aufruhr in ihm auslöste. Sie und ihre Mutter, sie können uns Männer bezaubern, dachte er beklommen. Waren sie etwa Feen? Das würde erklären, warum diese Marthe nicht zu altern schien.
    Hermann von Thüringen war jedoch trotz aller Gottesfurcht und Vorliebe für Lieder und Gedichte auch ein sehr nüchtern denkender Mann und schüttelte deshalb diesen verwirrenden Gedanken rasch ab.
    Natürlich hatte er nicht erwartet, dass sein künftiger Schwiegersohn enthaltsam lebte, bis Jutta alt genug war, um die Ehe vollziehen zu können. Und der Stand von Dietrichs Geliebter schloss von vornherein aus, dass sie jemals mehr sein konnte als die Mutter seiner Bastarde. Dennoch … Es wurde Zeit, Tatsachen zu schaffen. Lange genug hatte er sich vertrösten lassen, was die Hochzeit betraf. Und diesmal würde er sich nicht von einer Fee bezaubern lassen.
    Als Clara hinaus war, verzichtete der Landgraf demonstrativ darauf, sich mit Dietrich in seine privaten Räume zurückzuziehen, dorthin, wo sie das Verlöbnis abgesprochen hatten, als Dietrich zum ersten Mal auf der Wartburg um Beistand bat. Die heutige Unterredung sollte vor aller Augen und Ohren im Rittersaal stattfinden.
    »Ich habe offiziell keinen Anlass, gegen Euern Bruder Krieg zu führen. Der drohende Angriff auf Euch ist ein Familienstreit innerhalb des Hauses Wettin«, verkündete der Landgraf unübersehbar abweisend und legte die Fingerspitzen seiner Hände aneinander.
    Im Gegensatz zu ihrem früheren Gespräch kam sich Dietrich nun wirklich als Bittsteller vor. Er wusste, es war sinnlos, an Hermann zu appellieren, dass auch thüringische Dörfer in diesem Krieg in Flammen aufgehen würden. Hermann war ein kühler Rechner. Jetzt würde er darauf bestehen, dass die

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