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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sie sich wohl mehr über dieses Instrument für ihre Arbeit freuen: aus speziell gehärtetem Eisen und fein geschliffen.
    Doch im Gegensatz zu ihrer gemeinsamen Kindheit in Freiberg wagte Guntram es trotz ihrer Aufforderung nicht mehr, sie mit »du« anzusprechen. »Ihr seid jetzt die Herrin der Burg«, hatte er das Angebot wiederholt zurückgewiesen. Standesschranken … Sie hatte ja auch in all der Zeit Dietrich nie mit »du« angesprochen.
    Clara ahnte nicht, dass Guntram Lisbeth nur deshalb so überraschend geheiratet hatte, weil er die letzte Hoffnung aufgegeben hatte, sie für sich zu gewinnen.
    Marthe war besorgt angesichts der Erschöpfung ihrer Tochter. Energisch drängte sie, dass sie gemeinsam in ihre Kammer gingen, etwas aßen und tranken.
    Dann schickte sie Lisbeth mit den Kindern zum Spielen in den Kräutergarten. Clara widersprach nicht, als ihre Mutter sie aufforderte, sich aufs Bett zu legen, und war nach wenigen Augenblicken schon eingeschlafen.
    Nachdenklich und bekümmert betrachtete Lukas seine Stieftochter.
    Er stand an die Wand gelehnt, schon ganz in Gedanken bei dem, was auf sie zukommen würde. Schließlich riss er seinen Blick von Clara los und sah Marthe ins Gesicht, ungewohnt ernst.
    »Hast du einen Rat für einen Mann, der in den Krieg zieht?«
    Dass dieser Krieg unausweichlich war und viel blutiger ausfallen würde als das Scharmützel vor knapp drei Jahren, das wusste er auch ohne Marthes Gabe.
    Aber wie würde es enden? Wusste sie es?
    Hatte er nach so vielen Kämpfen, nach so vielen Schlachten, Kriegen und anderen lebensgefährlichen Situationen mit seinen mehr als vierzig Jahren nicht sein Schicksal schon zu oft herausgefordert? Nach seiner letzten Verwundung, die er nur mit Mühe und dank Marthes Geschick überlebt hatte, fiel ihm manchmal immer noch das Atmen schwer. Ein Nachteil, der im Kampf zum Verhängnis werden konnte, wo zwischen Leben und Tod mitunter nur ein Wimpernschlag lag.
    Wenn es zur Schlacht kam, dann wusste er, was seine Aufgabe sein würde. Doch um Albrecht zu töten, musste er erst einmal an den besten meißnischen Kämpfern vorbei. In Gedanken überlegte er schon, wer von den Rittern, die er kannte, nun alles zu Albrechts Leibwache zählte und wo ihre Schwächen und Stärken im Kampf lagen.
    Marthe ließ sinken, was sie gerade in den Händen hielt, stand auf und ging auf ihn zu.
    Dann nahm sie seinen Kopf zwischen ihre Hände und küsste ihn.
    »Lebe!«, raunte sie ihm leise zu. »Es ist noch nicht der letzte Kampf. Du kommst zurück.«
    Wehmütig strich sie mit den Fingern durch seine blonden Locken.
    Nun blitzten Bilder vor ihr auf: brennende Felder, blutiges Morden auf einem riesigen Schlachtfeld …
    Und da war es wieder, dieses Gefühl, dass irgendwann
sie
den höchsten Preis zahlen musste, nicht Lukas.
    Marthe war nicht des Lebens überdrüssig, dazu liebte sie ihren Mann und ihre Kinder viel zu sehr. Aber diese Schlacht würde so schrecklich, so blutig werden, dass es für sie nur eine Entscheidung gab.
    »Ich werde mitgehen und mich um die Verletzten kümmern«, erklärte sie dem verblüfften Lukas. »Hermanns Feldscher ist wirklich ein Metzger, und ein einziger Heilkundiger wird ohnehin nicht genügen.«
    Dies war ein Punkt, über den sie beide lange und heftig diskutierten – auch wenn sie dabei leise sein mussten, um Clara nicht zu wecken.

Das Auge des Kaisers
    D er Meißner Markgraf nahm das Ultimatum des thüringischen Herrschers erwartungsgemäß äußerst missgelaunt und voller Hohn entgegen.
    »So dankt es mir also Euer verräterischer Landgraf, dass ich ihm voriges Jahr gegen den Erzbischof von Mainz beigestanden habe?«, brüllte er Burchard von Salza an.
    Der bewährte thüringische Ritter und Herr über das Land rund um Salza zuckte nicht einmal mit der Wimper. Dass diese Mission nur eine Formsache war und der Meißner sich nicht von dem geplanten Vernichtungszug gegen seinen Bruder abhalten lassen würde, war von vornherein klar gewesen. Aber bestimmte Regeln mussten eben eingehalten werden, wollte man nicht selbst als Störer des Landfriedens gelten.
    Mit einem Blick gab Burchard seinem Begleiter das Zeichen, das Wort zu übernehmen – jenem kaiserlichen Ministerialen in kostbarer Kleidung und mit einem zerfetzten Augenlid, der zu Lebzeiten des alten Markgrafen eine Botschaft des jetzigen Kaisers an Ottos Sohn überbracht hatte. Albrecht erinnerte sich noch an jedes Detail: Es war der Rat gewesen, seinem zornigen Vater nach dessen

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