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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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während Elmar mit der Mehrzahl der Leibwachen auf die Pleißenländer zuhielt, um ihre Aufmerksamkeit von den Fliehenden abzulenken.
     
    Thomas wusste längst nicht mehr, wie viele Männer er getötet hatte, ob ein, zwei oder drei Dutzend, doch es war keiner von denen dabei, auf deren Tod er am dringendsten aus war. Wäre nicht das leuchtende Grün der Bäume, er würde glauben, immer noch in seiner ersten Schlacht zu kämpfen, damals im anatolischen Hochland. Als wäre seitdem keine Zeit vergangen, als würden sie immer noch gegen die Seldschuken reiten.
    Was jetzt um ihn herum aufblitzte, waren keine Krummsäbel, sondern abendländische Schwerter. Aber das Gebrüll, das qualvolle Wiehern getroffener Pferde, die Schmerzensschreie verstümmelter Männer klangen genauso wie damals, und die Farbe des Blutes war nach wie vor rot.
    Wie im Fieberrausch hieb er um sich, um Dietrich zu schützen, bis irgendwann sein Stiefvater an seine Seite drängte und seinen Namen brüllte.
    »Komm zu dir! Es ist vorbei!«, schrie Lukas.
    Thomas erstarrte mitten in der Bewegung, schüttelte sich und ließ das blutige Schwert sinken, als er endlich verstand. Staub und Schweiß brannten ihm in den Augen, wie damals im Seldschukenland … Und es gab keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen: seine Hände steckten in Kettenfäustlingen, Kopf, Stirn und Nacken waren von Kettenhaube und Nasalhelm bedeckt.
    Er blinzelte ein paar Mal, um seine Umgebung wieder zu erkennen. Bis eben noch war seine Wahrnehmung reduziert auf Klingen, die in seinen oder Dietrichs Leib niedergehen wollten. Jetzt sah er, dass sein Stiefvater recht hatte: Es wurde nur noch an vereinzelten Stellen gekämpft; überall lagen Tote und Verwundete im Gras, und die Überlebenden sammelten sich in der Nähe des thüringischen Löwenbanners.
    Er vergewisserte sich, dass Dietrich – obwohl blutbespritzt – unverletzt war, und bat ihn um Erlaubnis, dorthin zu reiten, wo eine Pfeilschussweite südlich von ihnen noch ein kleineres Gefecht im Gange war.
    Dietrich und Lukas tauschten einen Blick. Sie wussten beide, nach wem er Ausschau halten wollte. Dann nickte Dietrich. Mit gemischten Gefühlen sahen sie dem jungen Ritter nach.
     
    Es waren noch etwa zwei Dutzend ihrer eigenen Leute, die im südlichen Feld in ein Scharmützel mit einer deutlich kleineren Gruppe verwickelt waren. Als Thomas endlich dort ankam, hatten sich die Gegner bereits ergeben.
    Während ein paar der Beteiligten begannen, die Unterlegenen zu entwaffnen, schien ein schlanker Kämpfer nach wie vor von der verbissen geführten Auseinandersetzung mitgerissen; gerade hob er sein Schwert, um einen vor ihm Knienden zu enthaupten.
    Bevor er richtig ausholen konnte, fing Thomas vom Sattel aus die Klinge mit seiner eigenen Waffe ab und hebelte sie dem anderen aus der Hand.
    Dann stieg er vom Pferd, packte ihn am Arm und zwang ihn in die Knie. »Er hat sich ergeben!«, brüllte er.
    Jetzt erst erkannte er, wen er vor sich hatte: seinen jüngeren Bruder Daniel. Der Neunzehnjährige schien von dem gleichen Rausch befallen zu sein, der ihm selbst bis eben noch klares Denken unmöglich gemacht hatte.
    »Sie sind über die Knappen hergefallen«, versuchte Daniel, sich zu rechtfertigen. »Das ist wider die Ehre.«
    Thomas warf einen Blick in das Gesicht des Kämpfers, den Daniel hatte töten wollen und der wie zu Stein erstarrt schien.
    »Sieh hin! Das ist Johann, dein Freund aus der Knappenzeit, den du da eben erschlagen wolltest, obwohl er sich ergeben hatte«, fauchte er. »Und jetzt sag mir, was daran ehrenhaft ist!«
    Wütend ließ er seinen Bruder los, der vor Bestürzung kein Wort mehr sagen konnte. Thomas hatte recht: Es war Johann, und als Daniel noch auf dem Meißner Burgberg lebte, in den ersten Jahren seiner Knappenzeit, waren sie beste Freunde gewesen. Jetzt standen sie sich als Feinde gegenüber, und er hätte ihn beinahe getötet.
     
    Erst als der Kampf schon fast vorbei war, wurden Verletzte in nicht enden wollender Zahl zu Marthe und zum thüringischen Feldscher gebracht.
    Um sie herum tönten durchdringende Schmerzensschreie, ein junger Mann rief verzweifelt nach seiner Mutter, bis seine Stimme erstarb.
    Marthes Sorge galt in diesem Moment Kuno, dessen linke Hand stark blutete. Zwei Finger waren abgeschlagen, sein Pferd hatte er verloren, und würde ihn Bertram nicht hierhergeschleppt haben, wäre er vielleicht schon tot.
    »Gib ihm etwas zu trinken!«, wies sie Bertram an, dessen Gesicht vor

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