Der Traum der Hebamme / Roman
sprechen?«, rügte ihn der Landgraf für seine voreilig wirkende Antwort.
»Vollmacht, jegliche Bedingung zurückzuweisen, die Ihr uns stellen wollt.«
Hermann sah zu seinem künftigen Schwiegersohn. »Da Euer Bruder nicht einmal gewillt ist, uns anzuhören, ist das Antwort genug. Soll Albrecht die Folgen tragen.«
Er erwies dem gegnerischen Marschall mit einem kurzen Nicken seinen Respekt, dann wendete er seinen Hengst. Seine Begleiter taten es ihm gleich. Gemeinsam galoppierten sie auf ihr Heer zu, das in breiter Linie in der Ebene stand, jeweils an die dreihundert Mann nebeneinander.
Auch Gerald wendete sein Pferd, ritt zum Lager zurück und ließ seine Bogenschützen antreten, die angesichts der Gegner bereits die Sehnen eingelegt hatten.
Was treibe ich hier?, dachte der meißnische Marschall dabei verbittert. Ich schicke meine Männer in einen sinnlosen Tod angesichts dieser Übermacht – für einen rachsüchtigen Fürsten, der blind vor Hass und Gier ist, der hinter meinem Rücken meine Frau beschlafen und mich zum Gehörnten gemacht hat. Heiliger Georg, wenn ich jetzt schon sterbe, dann lass es wenigstens schnell geschehen, damit ich das alles nicht noch länger ansehen muss!
Unterdessen warteten die Thüringer und Weißenfelser, welche Nachricht Landgraf Hermann bringen würde.
»Der Markgraf von Meißen ist nicht bereit, sich zurück in sein eigenes Land zu begeben«, rief dieser den Kämpfern zu, während er die vorderste Linie abritt. »Wir haben seine Streitmacht schon zwei Mal besiegt und aus Weißenfels vertrieben. Heute werden wir sie ein drittes Mal schlagen und daran hindern, in Thüringen einzufallen.«
Er reckte das Schwert empor und rief den Männern zu: »Angriff!«
Zwei Linien Schildträger dicht an dicht voran, rückte die furchteinflößende Streitmacht geschlossen gegen das meißnische Lager.
In einigem Abstand ließ Heinrich von Eckartsberga halten und die Bogenschützen drei Salven abfeuern, blindlings in die Menge hinein.
Doch auch Albrechts Bogenschützen standen schon hinter einer Linie Schildträger und antworteten mit einem Pfeilhagel.
Heinrich von Eckartsberga gab Befehl zum Angriff der Panzerreiterei. Wimpelträger übermittelten das Kommando mit Signalfahnen.
Die Kavallerie bahnte sich den Weg durch die Reihen der Schildträger, dann preschten die Reiter los, hinein in das Lager, und ritten und hieben alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
Die Fußtruppen folgten und setzten das blutige Werk fort.
Albrecht von Wettin hatte sich anfangs noch im Schutz seiner Leibwachen in das Getümmel gewagt; er suchte nach einer Gelegenheit, seinen Bruder zu töten, doch Dietrich war zu gut geschützt. Elmar drängte ihn dazu, sich ein Stück zurückzuziehen, Giselbert gesellte sich schwer atmend zu ihnen, und so konnten sie verfolgen, wie ihre Truppen trotz verbissenen Kampfes mehr und mehr aufgerieben wurden.
Als Albrecht glaubte, Dietrichs Deckung brechen zu sehen, weil die Hälfte seiner Leibwachen kampfunfähig geworden zu sein schien, gab er seinem Schimmel erneut die Sporen, um im Zweikampf die Entscheidung zu suchen. Doch er sollte es nicht schaffen, in die Nähe seines Bruders zu gelangen. Vom linken gegnerischen Flügel hielt eine größere Gruppe Reiter direkt auf sie zu: Thimo und Heinrich von Colditz, Heinrich von Wildenfels und der Vogt von Reichenbach an der Spitze, wie er an den vordersten Bannern erkannte. Die verfluchte pleißenländische Reichsministerialität ritt gegen ihn!
»Holt Verstärkung!«, brüllte er seinen fetten Mundschenken an, der anders denn als Bote hier wohl kaum zu gebrauchen sein würde. Elmar ließ ein Signal geben, um mehr Männer zum Schutz des Fürsten herbeizurufen. Aber in diesem Teil des Kampffeldes gab es kaum noch welche. Die Mehrzahl der verbliebenen Kämpfer ballte sich rechter Hand von ihnen. Gerald wurde von zwei Gegnern gleichzeitig bedrängt und hatte Mühe, sie abzuwehren.
Albrecht wollte nach rechts ausweichen; sein blutbespritzter Schimmel scheute.
»Ihr müsst von hier fort!«, schrie Elmar. »Reitet zum Petersberg und dann nach Leipzig, die frommen Brüder werden Euch helfen!« Das von den Wettinern gestiftete Kloster befand sich fünfzehn Meilen nordöstlich von hier.
Rasch befahl Elmar seinem Sohn Rutger sowie fünf von den Leibwachen, den Fürsten auf dem Weg zu schützen, und rief, er werde folgen, sobald sich eine Möglichkeit ergebe.
Fluchend galoppierte Albrecht auf seinem Schimmel davon,
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