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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Vertrauter und Ratgeber, ein Ritter von edler Herkunft, zwanzig Jahre älter als er, mit rötlichem Haar und einem Bart mit hochgezwirbelten Spitzen.
    Der andere war von der Gestalt her ein Hänfling, mit einem Kranz aus schütteren weißen Haaren, der unter der schwarzen Bundhaube hervorlugte, und unstet huschenden Augen, doch auf dem Burgberg nicht weniger gefürchtet als der gnadenlose Truchsess – Magister Eustasius, der Alchimist und Sterndeuter.
    Die beiden hassten einander inbrünstig, wie sich jetzt wieder an den Blicken ablesen ließ, die sie einander zuwarfen. Doch das kümmerte Albrecht nicht, und er hatte ihnen befohlen, sich gefälligst zu vertragen. Er brauchte sie beide.
    Elmar, der Truchsess, schaffte es mit seiner Rücksichtslosigkeit und körperlichen Überlegenheit wieder einmal, als Erster zu ihm zu gelangen und sprechen zu dürfen.
    »Zweihundert Mann stehen morgen früh bereit, um mit Euch ins Feld zu ziehen. Und in Freiberg werden wir noch einmal fünfzig dazunehmen, Hoheit«, berichtete er voller Stolz. »Aber so viele bräuchten wir gar nicht. Nach vertrauenswürdigen Berichten ist Euer Bruder mit einem einzigen Mann aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, und auf seiner schäbigen Burg sind kaum noch zwei Dutzend ernstzunehmender Kämpfer.«
    »Mit nur einem Mann? Das ist gewiss?«
    Misstrauisch lehnte sich Albrecht zurück und musterte seinen Truchsess. Dessen Selbstsicherheit, gepaart mit Verachtung für die Gegner, war nicht gespielt. Der durchtriebene Ränkeschmied hatte Spione an vielen Orten.
    »Mit nur einem Mann«, bekräftigte Elmar. »Und da er Jerusalem nicht einmal von weitem gesehen hat, kann Euch niemand vorwerfen, sich an einem Wallfahrer zu vergreifen. Er hat seinen Pilgereid nicht gehalten.«
    Diese Bestätigung dessen, was sie bereits oft erörtert hatten, besserte Albrechts Laune.
    Zufrieden spießte er eine dicke Scheibe von dem Wildbret auf sein Messer, das auf einer Platte vor ihm angehäuft war, und biss in den üppig gewürzten Braten. »Man hört Schreckliches darüber, wie es den Männern auf dem Kreuzzug ergangen ist«, sagte er, bevor er mit einem kräftigen Schluck Rotwein nachspülte. »Aber in ein paar Tagen wird sich mein kleiner Bruder dorthin zurückwünschen.«
    »Zweifellos«, bestätigte der Truchsess mit zynischem Grinsen. »Sofern Ihr ihm überhaupt Gelegenheit zu diesem Gedanken lasst.«
    Auf die einladende Geste seines Fürsten nahm auch er sich von dem Fleisch. Bevor er davon aß, sagte er voller Überzeugung: »Gott wird sich auf Eure Seite stellen und nicht auf die eines Eidbrüchigen, daran gibt es keinerlei Zweifel.«
    Es war nicht zu übersehen, wie sehr es der Truchsess genoss, dass er sprechen und sogar von dem Braten essen durfte, während der Gelehrte in gebührendem Abstand und demütiger Haltung warten musste. Deshalb beschloss Albrecht sofort, das Verhältnis umzukehren.
    »Dann richtet den Männern aus, dass ich von ihnen große Taten erwarte. Sie dürfen Weißenfels und sämtliche umliegenden Dörfer plündern, und für jeden erschlagenen Gefolgsmann meines Bruders setze ich eine Mark Silber Belohnung aus.«
    So kostet mich dieser Feldzug nur ein paar Mark, und die hole ich mir morgen in Freiberg, dachte er dabei.
    Elmar ließ sich von seinem Verdruss, dass er aus dem Raum gewiesen wurde, nichts anmerken. Alles nur wegen dieses windigen Sterndeuters! Noch vor einem Jahr hätte Albrecht mit ihm auf den bevorstehenden Sieg angestoßen und die Nacht durchgezecht, statt ihn schnöde fortzuschicken. Aber das würde er diesen alten Scharlatan büßen lassen. Im Krieg ergaben sich vielerlei Möglichkeiten, jemanden loszuwerden. Und ob Eustasius tatsächlich in den Sternen die Warnung lesen konnte, dass er demnächst in das Schwert des Truchsessen rennen würde, das bezweifelte Elmar. Zwar hatte der Hänfling durchaus einen gewissen Nutzen, indem er dem Markgrafen manchen Zweifel ausredete. Aber seine mysteriösen Tränke und Weissagungen stimmten ihn höchst misstrauisch.
    Mit undurchdringlicher Miene verneigte sich Elmar und verließ den Raum, nicht ohne vorher dem Sterndeuter erneut einen drohenden Blick zugeworfen zu haben.
    Immer noch kauend, winkte Albrecht den Gelehrten heran. Der verneigte sich tief und schaffte es gerade so, dabei nichts von dem Gebräu zu verschütten, das er in einem Becher in der Hand trug.
    »Die Sterne begünstigen Euer Vorhaben, Durchlaucht! Daran besteht nicht der geringste Zweifel«, erklärte er mit

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