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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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mitbekam. »Graf Dietrich ist gewarnt, Lukas wird an seiner Seite reiten, und womöglich bereiten sie gemeinsam diesem Ungeheuer, seinem Truchsess und dessen Stiefsohn eine richtige Schlappe. Zur Hölle sollen sie sie jagen!«
    Nun musste sogar Johanna lächeln. Karl allerdings verkniff sich die Frage, wie sich wohl Dietrich und Lukas gegen die Übermacht ihrer Feinde behaupten sollten.
     
    Vogt Heinrich wartete tatsächlich bis kurz vor Einbruch der Dämmerung, ehe der Stallmeister den Kerker verlassen durfte, Der Knecht, der die Leiter hinabließ und Christian zurief, er könne jetzt hochkommen, zeigte sogar so etwas wie Bedauern angesichts des Geschundenen, als er ihn wieder an die Arbeit schickte. Trotz seiner Jugend war Christian ein angesehener und geschätzter Mann unter den Leuten auf der Burg.
    Wortlos lief er zu den Stallungen, bemüht, sich nichts von seinen Schmerzen ansehen zu lassen. Dort wartete bereits ein halbes Dutzend der Pferdeknechte auf ihn, von denen ihm einer einen Krug mit dünnem Bier reichte, ein anderer ein Stück Brot, das er sich vielleicht vom Frühmahl abgespart, vielleicht aber auch einer der Backmägde abgeschwatzt hatte. Durstig trank Christian den Krug halb leer, dann hielt er inne und musterte die Männer kurz, die ihn fragend und mitleidig anstarrten.
    »An die Arbeit!«, mahnte er leise. »Bevor es den nächsten Ärger gibt.«
    Schon griff er selbst nach einer Heugabel und schüttete dem nächststehenden Hengst frisches Stroh ein. Das Brot würde er später essen. Bestimmt gab es diesen oder jenen, der ihn auf Befehl des Vogtes genau beobachtete.

Geheime Pläne
    E s war kurz vor Einbruch der Nacht, als ein Bote auf den Burghof ritt, unauffällig, doch in gutes Tuch gekleidet und mit ausgezeichneten Waffen, und den Vogt zu sprechen verlangte.
    Als Christian, der ihm das Pferd abnahm, fragte, wen er melden solle, zeigte der Fremde, dessen linkes Augenlid zerfetzt war, ein Siegel vor.
    »Du wirst darüber schweigen!«, befahl der Gast. Christian nickte und ging voran, um ihm den Weg zu weisen.
    Vor der Kammer des Vogtes zog er sich zurück. Soll Heinrich selber sehen, wie er mit dem Boten des Kaisers zurechtkommt, dachte er nicht ohne Schadenfreude.
    Eifrig wollte der überraschte Burgvogt schon veranlassen, dass dem kaiserlichen Boten ein angemessener Empfang bereitet werde, doch der hielt ihn mit einer Geste davon ab und schickte die Bediensteten und auch Heinrichs rundliche Gemahlin Ida hinaus, die beleidigt die Kammer verließ.
    »Mein Besuch ist vertraulich«, erklärte er mit einer Miene, die im Vogt sofort ein überaus unbehagliches Gefühl aufkommen ließ.
    »Ja, natürlich …«, murmelte Heinrich und fuhr mit der Hand über den Nacken, um sich den Schweiß abzuwischen, der ihm auf einmal dort stand.
    Da kein Diener mehr in der Kammer war, übernahm er es selbst, dem kaiserlichen Gesandten Wein einzuschenken. Dies war kein normaler Bote, das ließ sich schon an den kostbaren Kleidern und Waffen des Mannes erkennen.
    Ohne eine Miene zu verziehen, trank der Fremde einen Schluck und heftete seinen Blick auf den Burgvogt.
    Dem wurde immer unwohler.
    »Ihr seid ein Mann, der treu seine Pflicht und sein Amt erfüllt«, eröffnete der Gast das Gespräch.
    »Gewiss«, versicherte Heinrich eifrig. Woher konnte der Kaiser das wissen, da er doch nie in die östlichen Marken kam? Andererseits war Markgraf Albrecht bis vor kurzem noch mit dem Staufer in Italien gewesen.
    Der Vogt fragte sich, ob der Kaiser Kenntnis davon besaß, dass einer seiner Fürsten gerade gegen den eigenen Bruder zu Felde ritt. Hatte am Ende gar dieser rätselhafte Besuch damit zu tun? Es war durchaus möglich, dass Albrechts Kriegszug bei Hofe als Landfriedensbruch gewertet wurde. Ihm wurde immer mulmiger bei diesem Gedanken, und das konnte er kaum noch vor dem Boten verbergen.
    »Unser Kaiser, der den gleichen Namen trägt wie Ihr, will sich vergewissern, dass er voll und ganz auf Eure Ergebenheit zählen kann angesichts der unruhigen Zeiten, die angebrochen sind …«
    Also weiß er von dem Kriegszug gegen Weißenfels, überlegte Heinrich besorgt. Aber das kann er mir nicht anlasten … Ich bin schließlich nicht dabei …
    »Natürlich«, stammelte er hastig.
    »Es wird Euer Schaden nicht sein, wenn Ihr das unter Beweis stellt – und zwar durch regelmäßige Geheimberichte an den kaiserlichen Hof über alles, was in der Mark Meißen vor sich geht, den Schutz des Freiberger Silbers und absolute

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