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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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aushältst, bis dir die Lust vergeht.
    Lukas gab sich allerdings keinen Illusionen hin. Die meisten Burgen wurden nicht nach langen Belagerungen, sondern durch Verrat eingenommen. Und wie lange die Weißenfelser, deren Häuser Albrecht auch zur Einschüchterung hatte niederbrennen lassen, widerstehen würden, war fraglich.
    Norberts Ruf riss ihn aus seinen Überlegungen.
    »Kennt Ihr diese Kerle hier? Sie sagen, sie kämen aus Freiberg und Ihr würdet für sie bürgen. Ich habe sie sicherheitshalber gefangen genommen.«
    Lukas drehte sich um und sah verblüfft, wer grinsend neben dem Weißenfelser stand. Rasch lief er die Treppe des Wehrganges hinab.
    »Kuno, Bertram! Habt ihr euch das auch richtig überlegt?« Zufrieden hieb er jedem von ihnen auf die Schulter.
    »Das sind gute Männer, ich persönlich habe sie zusammen mit Christian ausgebildet«, versicherte er dem Kommandanten. »Lasst sie frei und schickt sie zu den Sergenten!«
    Dann wandte er sich dem Dritten im Bunde zu. »Guntram! Was treibt dich hierher?«
    »Vielleicht könnt Ihr hier auf der Burg noch einen Schmied gebrauchen?«
    »Ganz sicher.«
    Ein Blick in Norberts Gesicht bestätigte ihm, dass der mit dieser Entwicklung sehr zufrieden war.
    »Ihr helft, das Torhaus zu sichern«, wies er die beiden einstigen Freiberger Wachen an. »Und dich bringe ich zur Schmiede. Kannst du Spitzen für Brandpfeile herstellen?«
    Guntram nickte.
    »Dann fang gleich damit an! Wir haben kaum noch welche; solche feinen Arbeiten bringt unser alter Schmied mit seinen knotigen Händen nicht mehr zustande.«
     
    Aus Wut und um das Gesicht nicht zu verlieren, hatte Albrecht den unverletzten Männern befohlen, mit ihm zur Burg zu reiten. Natürlich würde die Brücke eingezogen und das Tor versperrt sein.
    Nun starrte er auf die Mauern, die er am liebsten mit eigenen Händen niedergerissen hätte.
    »Schickt Brandpfeile, so viele ihr könnt!«, befahl er. Viel mehr vermochten sie im Augenblick nicht zu tun. Womöglich fing eines der Dächer Feuer, und dann konnte er das ganze Gesindel ausräuchern. Irgendwann würden sie sich schon ergeben – im besten Fall sogar heute noch. Es gab viele Mittel und Wege, unter den Eingeschlossenen für Furcht und Schrecken zu sorgen.
    »Ihr müsst Euch zurückziehen, Hoheit!«, mahnte sein Marschall. »Begebt Euch außer Reichweite der Bogenschützen!«
    Sie hörten, wie oben Kommandos gebrüllt und Schützen auf der Seite zusammengezogen wurden, an der sie standen.
    »Gibt es noch irgendeine andere Stelle, von der wir angreifen können?«
    »Das finden wir heraus«, erklärte Elmar ungeduldig. »Aber nun zieht Euch zurück, ich bitte Euch dringend!«
    Die erste Salve von oben, nach der ein paar ihrer Schützen schreiend zusammensackten, verlieh diesen Worten Nachdruck. Albrecht gab seinem Hengst die Sporen, wendete ihn und ritt hinab.
    Besorgte Schreie von der Burg versüßten ihm diesen Abgang. Wahrscheinlich hatten seine Leute dort etwas in Brand stecken können.
    Am Beginn des Pfades angekommen, der zur Burg führte, rief er seinen Marschall, seinen Truchsess und auch den Schenken zu sich, den feisten Giselbert, der ächzend und schnaufend am Ende der Schar ritt.
    »Wir errichten dort oben ein Lager!«, befahl Albrecht und wies auf einen Hügel gegenüber dem Burgberg, der diesen sogar noch etwas überragte. »Gerald, sichert sämtliche Wege zur Burg. Niemand soll sich dort herausschleichen können. Elmar, schickt die schnellsten Reiter mit Botschaft nach Meißen. Ich will fünfzig Mann Verstärkung und den Tross mit allem, was wir an Belagerungsgerät haben.«
    Der Truchsess verneigte sich. Bevor er etwas sagen konnte, sprach Albrecht schon weiter, wobei er die Stimme senkte. »Habt Ihr den Christiansdorfer Bastard neben meinem Bruder erkannt?«
    »Ja, Hoheit«, bestätigte Elmar. »Die Ähnlichkeit mit seinem Vater ist allzu deutlich. Also hat er Euch an den Kaiser verraten nach dem Handstreich in Döben.«
    Zufrieden zwirbelte er die Spitzen seines Bartes nach oben – weil dieses Rätsel gelöst war und weil es einen Kampf erbaulicher machte, wenn man dabei auch ein paar persönliche Feindschaften zu einem blutigen Ende bringen konnte.
    »Dann sollten wir ihm die Gelegenheit zu einem Wiedersehen mit seinem Vater im Jenseits verschaffen«, erklärte Albrecht boshaft. »Schickt nach Eurem Ziehsohn! Das wird seine Aufgabe.«
    »Er wird hocherfreut sein, den Bastard für Euch zu töten!«, versprach Elmar. Dessen war er sich sicher.

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