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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Er hatte die Feindschaft zwischen den beiden jungen Rittern nicht nur von Anbeginn an miterlebt, sondern auch nach Kräften gefördert.
    »Gerald, Eure Leute sollen erkunden, welche Angriffsmöglichkeiten wir haben«, befahl Albrecht als Nächstes. »Geheime Zugänge zur Burg und dergleichen. Macht ein paar Gefangene in der Umgebung und lasst sie foltern, bis sie reden.«
    »Sehr wohl.« Der Marschall warf einen prüfenden Blick nach oben, Richtung Burg, von woher nach wie vor Schreie zu hören waren. »Sollen sich unsere Bogenschützen nicht besser zurückziehen? Sonst verlieren wir sie alle, bevor neue aus Meißen kommen. Wenn erst die Ballisten da sind, können wir brennende Holzklötze nach oben schleudern oder die Köpfe von ein paar Gefangenen.«
    »Meinetwegen, lasst sie abziehen«, räumte Albrecht gleichgültig ein. Dann wandte er sich dem dicken Schenken zu. »Giselbert, Ihr werdet den Marschall auf seinem Ausflug in die Umgebung begleiten. Beschlagnahmt alles, was wir brauchen, um dort oben ein Lager als Gegenburg zu errichten. Und Ihr, Elmar, teilt Männer ein, die Holz heranschaffen und Palisaden bauen. Bis die Verstärkung eintrifft, muss alles fertig sein.«
    Zufrieden sah Albrecht, wie seine Männer ans Werk gingen. Wenn er auch den Sieg nicht so schnell erringen konnte wie erhofft, sicher war er ihm trotzdem.
     
    Thomas trat an die Seite seines Stiefvaters, um zu beobachten, was vor dem Tor geschah. Er wunderte sich darüber, dass Albrecht seine Bogenschützen ohne jede Deckung hier antreten ließ, die inzwischen schon einige Verluste erlitten hatten. Aber sie hatten auch beträchtlichen Schaden angerichtet: Das Backhaus war in Brand geraten und konnte erst gelöscht werden, nachdem die Flammen schon zwei Seiten des Fachwerkbaus erfasst hatten. Zum Glück standen die Häuser einzeln, sonst hätte die halbe Burg niederbrennen können.
    Endlich kam einer von Albrechts Berittenen und befahl den Schützen, sich sofort zurückzuziehen. Sie scherten sich nicht um die Toten, hievten sich nur die Verletzten über die Schultern und rannten außer Schussweite ihrer Gegner, so schnell sie konnten. Einen Mann mit struppigem braunem Bart, den ein Pfeil in die Brust getroffen hatte, ließen sie liegen – wahrscheinlich glaubten seine Kumpane, dass er ohnehin nicht mehr lange leben würde.
    »So helft mir doch, ihr Bastarde!«, schrie der Verwundete mit schmerzverzerrter Stimme. Bald gingen seine Schreie in ein Wimmern über, und schließlich verstummte er ganz.
    »Wohin werden sie sich zurückziehen?«, fragte Thomas, der keinerlei Regung erkennen ließ, obwohl gerade jemand vor seinen Augen starb.
    »Wie es aussieht, wollen sie da drüben auf dem Berg ihr Lager aufschlagen«, meinte Lukas und zeigte in die Richtung. »So können wir einander stets im Blick behalten.«
    Er wollte schon Befehl geben, dass die Hälfte der Bogenschützen wegtreten und sich etwas zu essen geben lassen konnte, während die anderen das Gelände beobachten sollten. Doch besann er sich gerade noch, dass nun wieder Norbert das Kommando über diese Männer hatte.
    »Fragt Euern Vater, ob er neue Befehle hat«, richtete er das Wort an den jungen Heinrich und vergewisserte sich, dass kein Angreifer zu sehen war, der sich der Burg näherte.
    »Schauen wir derweil, ob deine Mutter und deine Schwester Hilfe brauchen«, sagte er dann zu Thomas. Der folgte ihm ohne ein weiteres Wort, froh über Lukas’ Vorschlag.
    Dietrich hatte inzwischen die meisten seiner Männer auf Wachposten verteilt.
    Jetzt steuerte er offenbar das gleiche Ziel an, das auch Lukas und Thomas im Sinn hatten: das Krankenlager.

Kriegsrat
    M arthe und Clara knieten neben einem Verletzten, dem ein Pfeil aus dem Oberschenkel ragte. Jemand hatte ihm einen Stock zwischen die Zähne geschoben, damit er sich vor Schmerz nicht die Zunge abbiss.
    Vier Männer trugen bereits Verbände, einer von ihnen war bewusstlos oder schlief, die anderen lehnten mit bleichen oder schweißüberströmten Gesichtern an der Wand. Einem jungen Mann mit verbundenem Kopf flößte eine der Helferinnen vorsichtig etwas zu trinken ein.
    Mit einem schmalen Messer versuchte Marthe, die Pfeilspitze im Bein ihres Patienten zu lockern.
    »Jetzt zieh!«, forderte sie ihre Tochter auf, die den Pfeilschaft fest umklammert hielt. Ein Ruck, der Mann schrie, und Clara hielt den Schaft in den Händen – doch ohne die Spitze.
    Besorgt legte Marthe dem Verletzten eine Hand auf die Schulter. »Halt noch ein bisschen

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