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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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als ihre Pferde von Pfeilen durchbohrt wurden, und kamen in den schweren Kettenhemden ohne Hilfe nicht mehr auf.
    »Jetzt! Ihr müsst zur Burg! Bei allen Heiligen!«, schrie Thomas. Was sollte aus ihnen allen werden, wenn Dietrich fiel?
    »Schießt!«, befeuerte Dietrich die Bogen- und Armbrustschützen. Noch einmal dünnte eine Salve die Linie der berittenen Angreifer aus, die nun allesamt das Wasser zu durchqueren versuchten.
    »Die Krähenfüße! Und Rückzug!«, befahl Dietrich.
    Sofort rannten ein paar Schützen vor und streuten in mehreren dichten Linien vierwinklige Eisen am Ufer aus, bei denen jeweils eine Spitze nach oben ragte, ganz gleich, wie sie fielen. Das würde sowohl die Pferde als auch die Kämpfer zu Fuß eine ganze Weile aufhalten.
    »Alle in die Burg!«, rief er nun und wendete seinen Hengst. Er vergewisserte sich, dass auch die Bogen- und Armbrustschützen losrannten und die Verwundeten auf die Pferde gehievt wurden, dann ritt er mit erhobenem Schwert los, gefolgt von seinen Männern.
    Durch ihren Einsatz am Ufer hatten sie die Zahl der Angreifer beträchtlich vermindert. Doch ihnen jetzt im Kampf Mann gegen Mann gegenüberzutreten wäre sinnlos. Das würde ihrer aller Tod bedeuten und die Menschen auf der Burg Albrecht ausliefern. Die Siedlung war ohnehin verloren, aber Häuser konnten wieder aufgebaut werden, und ihre wertvollste Habe hatten die Bewohner mitgenommen.
    Sollte sein Bruder entscheiden, ob er sich nach diesen Verlusten auf eine längere Belagerung einließ.
    Wutentbrannt sah Albrecht zu, wie der Verhasste unbehelligt davongaloppierte, während seine Männer absitzen und die vermaledeiten Krähenfüße aufsammeln mussten, die ihnen den Weg versperrten.
    »Brennt alle Häuser nieder!«, befahl er und stieß seinem Schimmel die Sporen in die Seiten, um nun selbst die Furt zu passieren – als Letzter seiner Männer.

Belagert
    M ehr Feuer unter den Kesseln! Die Schützen in die Wehrgänge! Macht den Burghof frei!«, befahl Lukas, der vom Turm aus das Geschehen an der Furt beobachtet hatte, und lief die Treppe hinab. Heinrich, der zweite Sohn des Burgkommandanten, folgte ihm.
    »Schickt die Knappen zum Tor, in vollen Waffen!«, rief Lukas ihm zu. Der junge Heinrich nickte und hastete los. Nach Thomas’ vernichtender Einschätzung war vorerst keiner der Knappen vorzeitig in den Ritterstand erhoben worden. Aber sämtliche Ritter außer Lukas und Heinrich waren entweder mit Graf Dietrich an der Furt oder mit Norbert unterwegs, um den Zugang zur Burg zu sichern. Nun mussten die jungen Burschen zeigen, ob sie sich auch in einem Kampf bewährten.
    »Geht in den Palas!«, ermahnte Lukas streng ein paar hilflos blickende Frauen in Bauernkleidung, die am Brunnen standen. »Wir brauchen Platz auf dem Hof für Graf Dietrichs Männer.«
    Außerdem wollte er sie in Deckung wissen, weil bald ein Pfeilhagel auf sie niedergehen könnte. Zwar hatte Albrecht vorerst keine Wurfmaschinen mitgebracht; überraschenderweise war er ohne Trosskarren und ohne Fußvolk hier aufgetaucht. Doch die konnten jederzeit noch eintreffen, und auf einen erneuten Angriff der Bogen- und Armbrustschützen mussten sie sich jetzt schon gefasst machen.
    Mit großen Schritten überquerte Lukas den sich rasch leerenden Hof, ignorierte die fragenden, ängstlichen Blicke der Menschen, die ihn aus Fensteröffnungen oder von den Eingängen der Bauten auf dem Burggelände anstarrten. Dann lief er den Wehrgang hinauf, der direkt zum Torhaus führte. Von dort aus konnte er beobachten, wie die Männer unter Dietrichs Kommando hierhergaloppierten oder -rannten; Norberts Kämpfer schlossen sich ihnen unterwegs an und sicherten ihren Rückzug. Die Krähenfüße verschafften ihnen die Zeit dafür. Immer noch waren Albrechts Truppen damit beschäftigt, das Ufer von den eisernen Dornen zu befreien und die Verletzten und Toten aus dem Fluss zu zerren.
    Ein Dutzend Knappen kamen herbeigelaufen. »Ihr sichert das Tor, bis die letzten von unseren Leuten drinnen sind«, rief Lukas ihnen zu. Heinrich nickte zur Bestätigung und verteilte die Jungen am Tor und an der Vorrichtung, mit der das Fallgitter heruntergelassen werden konnte. An der Zugbrücke postierte er sich selbst.
    Noch waren Dietrichs Männer mehr als eine Pfeilschussweite entfernt. Unruhig versuchte Lukas zu erkennen, ob im Gelände unterhalb der Burg Feinde lauerten, um ihnen den Weg abzuschneiden oder vor ihnen hier einzudringen. Norbert schien ein paar Gefangene gemacht zu haben,

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