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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Strähne aus dem Gesicht und wich einen halben Schritt zurück.
    »Ihr könnt mich nicht heiraten«, sagte sie und hatte Mühe, die tiefe Traurigkeit aus ihren Zügen zu verbannen, die sie bei diesen Worten befiel. »Ihr müsst Jutta von Thüringen als Gemahlin wählen, sonst fällt Weißenfels in die Hände Eures Bruders, und viele Menschen werden sterben.«
    »
Wählen …
Wenn ich
wählen
darf, wähle ich Euch!«, beharrte Dietrich und trat auf sie zu. »Ich liebe Euch immer noch, mehr als je zuvor … Ich habe Euch so vermisst, dass es mir gleichgültig ist, was andere davon halten, wenn ich keine Fürstin oder Gräfin heirate, sondern die Tochter eines Ritters. Liebt Ihr mich denn nicht mehr?«
    Und als sie nicht antwortete, fragte er fast verzweifelt: »Was hat Reinhard getan, dass Euer Herz immer noch so an ihm hängt?«
    Nun streckte er die Hand aus, als wollte er ihre Wange berühren, hielt aber eine halbe Elle Anstand von ihr.
    Zögernd und mit allem Mut, den sie aufbringen konnte, griff Clara mit beiden Händen nach seiner, küsste sie so sanft, dass er ihre Lippen kaum spürte … und gab sie frei, ließ ihre Arme in unheimlich wirkender Langsamkeit sinken. Dann trat sie noch einen halben Schritt zurück.
    »Ich liebe Euch … immer noch und mehr denn je«, sagte sie leise. »Doch sprecht nicht von Heirat mit mir, das ist undenkbar. Ihr müsst auf den Vorschlag des Landgrafen von Thüringen eingehen.«
    Sie liebte ihn! Dietrich war so glücklich, das zu hören, dass er ihre übrigen Worte am liebsten übergangen hätte.
    »Der Landgraf von Thüringen wird mir einen anderen Vorschlag unterbreiten, wenn er erfährt, dass ich bereits verlobt bin«, sagte er zuversichtlich.
    »Nein, Hoheit, das wird er nicht … Ihr müsst Euch mit Jutta verloben, das wisst Ihr so gut wie ich«, beharrte Clara.
    Nun trat er noch einen Schritt auf sie zu, nahm ihre Hände und blickte sie auf eine Art an, die ihr beinahe das Herz brach.
    »Clara, hab doch keine Angst, was die anderen sagen werden! Ich weiß, dass jedermann erwartet, ich würde eine Fürstentochter heiraten … und sei es die kleine Jutta. Du bist außergewöhnlich klug und tapfer. Du wirst dich behaupten an meiner Seite, und du hast mein Wort, dass ich dich gegen jeden verteidigen werde, der dir deinen Stand vorwerfen will!«
    Da sie beharrlich schwieg, redete er, bis alles aus ihm heraus war, was ihn in langen Nächten zerrissen hatte.
    »All die Zeit im Krieg, als wir ohne Wasser und Nahrung die feindlichen Wüsten durchquerten, als wir aussichtslose Schlachten schlugen und mir die Männer einer nach dem anderen wegstarben … da hat mich nur ein Gedanke aufrecht gehalten: dich wiederzusehen, Clara, dich als meine Frau in die Arme zu schließen. Und jetzt muss ich wieder Männer in den Kampf schicken, vielleicht in einen ebenso aussichtslosen. Sie erwarten von mir ein Wunder. Die Burg ist überfüllt, meine Gewährsleute haben weder ausreichend Vorräte noch Kämpfer für unsere derzeitige Lage herbeigeschafft. Ich liebe dich, und ich möchte dich an meiner Seite! Ich brauche dich, um nicht noch einmal zu versagen.«
    »Dafür braucht Ihr nicht mich, sondern einen mächtigen Schwiegervater«, widersprach Clara mit harter Stimme, obwohl ihr das Herz blutete. »Ihr schwächt Eure Position noch mehr, wenn Ihr unter Euerm Stand heiratet. Dann wird bald nicht nur Euer Bruder nach diesem Land dürsten. Ihr habt eine Verpflichtung gegenüber den Schutzbefohlenen.«
    Dietrich starrte Clara ins Gesicht. Als ihre Worte ihn endlich erreicht hatten, verschloss auch er seine Züge und ließ ihre Hände los.
    »Verzeiht, dass ich Euch bedrängt und Eure Zeit beansprucht habe. Eine Wache wird Euch sicher in Eure Kammer geleiten.«
    Sein Tonfall war mit einem Mal sehr kühl geworden. Nachdem er sich soeben zum Narren gemacht hatte, wollte er seine grenzenlose Enttäuschung nicht auch noch offen zeigen.
    Dietrich drehte sich bereits zur Tür, als Clara ihn leise zurückrief.
    »Ich weise Euch nicht ab. Ich liebe Euch. Über alle Maßen … und ohne jede Bedingung.«
    Fragend musterte er sie. Ohne jede Bedingung? Was meinte sie damit?
    »Ihr müsst Euch mit Jutta von Thüringen verloben, damit die Menschen hier überleben. Doch bis die Hochzeit in ein paar Jahren vollzogen werden kann, bin ich bereit … wenn Euch das die Entscheidung leichter macht …«
    Wieder krallten sich ihre Hände im Kleid fest. »… mich Euch zu schenken. Nicht als Gemahlin, das ist

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