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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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vermählen; noch länger durfte die junge Mutter nicht allein bleiben, schon gar nicht angesichts der heutigen Enthüllungen. Es wäre gefährlich für sie, unter dem Stand zu heiraten – aber über dem Stand nicht minder. Jemand wie sie durfte um keinen Preis auffallen und schon gar nicht einen anderen Platz beanspruchen als den ihr von Gott zugewiesenen.
    Als sie – beide in Gedanken vertieft, wenn auch in recht verschiedene – den Hof erreichten, fragte Marthe plötzlich: »Bist du sehr müde?«
    Nun konnte sich Lukas ein Grinsen nicht verkneifen.
    »So sehr nicht«, meinte er und ließ seine Hand über ihre Hüfte wandern. Im Krieg war es zwar sinnvoll, jede Gelegenheit zum Schlafen zu nutzen, die einem blieb. Doch andererseits konnte niemand wissen, wann sie wieder Zeit für ein Liebesspiel hatten.
    Marthe stieß ein überraschtes Lachen aus. »Ich meinte nicht
das
«, sagte sie, nahm seine Hand und legte sie wieder auf ihren Arm, wo sie hingehörte.
    »Willst du noch einmal ins Krankenlager, nach den Verletzten sehen?«, fragte Lukas. Das würde ihn trotzdem nicht daran hindern, sie nachher genüsslich auszuziehen und zu liebkosen, bis sie vor Lust stöhnte. Er wusste genau, wie er sie in kürzester Zeit dahin bringen konnte.
    »Nein, wenn es Probleme gibt, holen sie mich schon. Aber falls Kuno und Bertram noch wach sind – ich würde gern ein paar Neuigkeiten aus Freiberg hören …«
    Sofort schwenkte Lukas in eine andere Richtung.
    »Die sind in den Ställen, glaube ich.«
    Leise, um die Nachtruhe nicht zu stören, sprach er mit dem Mann, der Wache am Eingang zum ersten Stallhaus hielt. Der verschwand kurz und tauchte wenig später mit den gesuchten Freibergern auf, die anscheinend auch noch kein Auge zugetan hatten.
    »Erzählt uns von zu Hause!«, forderte er sie auf – hauptsächlich in der Hoffnung, die beiden Schelme würden Marthe etwas aufheitern. Zu viert gingen sie zu einem der Wachfeuer und ließen sich dort nieder. Die Männer trugen dicke Gambesons, sie würden nicht frieren, und Marthe zog ihren Wollumhang enger um die Schultern.
    »Emma ist gestorben«, begann Kuno. »An dem Tag, als wir fort sind …«
    »Sie hatte einen guten Tod, ihre ganze Familie war bei ihr«, ergänzte Bertram, nachdem Marthe ein Gebet gesprochen hatte. »Nun kümmert sich Johanna um die Kranken und die Gebärenden, und sie macht das wirklich gut.«
    »Es gibt eine Menge Leute, die dafür sorgen, dass es dem Gesindel nicht allzu gutgeht, das sich in Eurem Haus niedergelassen hat, Herr.«
    »Und einer von Peters Bande hat dem Burgvogt letztens die Jagdhunde besoffen gemacht.«
    Abwechselnd und sich einander ins Wort fallend, erzählten die beiden Sergenten: von Betrüblichem, von Erfreulichem, von Geburten, Hochzeiten, Begräbnissen, von Alltäglichem und den vielen Streichen, mit denen sich die Freiberger ihr Leben erträglich machten. Bald musste sogar Marthe, sonst zumeist in sich gekehrt, sich vor Lachen die Tränen aus den Augen wischen.
    Für einen Moment trat Stille ein, nur die Äste im Feuer knackten und knisterten.
    »Ihr fehlt uns«, sagte Kuno plötzlich, ungewohnt ernst. »Es gibt in der Stadt eine Menge Leute, die für Eure Rückkehr beten und den Tag herbeisehnen.«
    Auf einen Schlag verflog Marthes Lächeln.
    »Wir können nicht zurück, solange Albrecht Markgraf ist«, sprach Lukas aus, was beide dachten. »Nicht, solange er lebt.«
    Er stemmte sich hoch, reichte Marthe die Hand und half ihr auf. »Gehen wir schlafen. Nur Gott allein weiß, was uns morgen erwartet.«
    Nur Gott und dieser Hundsfott Albrecht, dachte er dabei, ohne es jedoch auszusprechen.
     
    In der Kammer angelangt, bot Dietrich Clara an, Platz zu nehmen. Da er jedoch als Ranghöherer stehen blieb, wagte sie es nicht, sich zu setzen, und stand ebenfalls da, mit gesenktem Blick. Er trug nach wie vor volle Rüstung außer Helm und Kettenhaube, sein braunes Haar war vom Wind zerzaust, bis er es mit einer schnellen Bewegung wieder zurückstrich.
    Auch ihr Kleid hatte an diesem Tag gelitten. Es war zerknittert, und im Schein der Kerze auf dem Tisch erkannte sie Blutspritzer am Ärmel des hellen Unterkleides.
    »Clara, ich habe vorhin Eure Eltern um Eure Hand gebeten«, erklärte er ohne Umschweife. »Die Antwort steht noch aus, aber noch wichtiger als ihr Ja ist mir Eures. Deshalb frage ich Euch: Wollt Ihr meine Gemahlin werden?«
    Clara starrte ihn für einen Augenblick fassungslos an. Dann wischte sie sich eine nicht vorhandene

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