Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
unmöglich, aber als Eure Geliebte.«
    Nun war es heraus, und sie hatte nicht einmal den Kopf gesenkt dabei, sondern sah ihm direkt in die Augen.
    »Ich bin bereit, die Folgen auf mich zu nehmen.«
    »Clara«, sagte er vollkommen entwaffnet und rang nach Luft. »Denkst du, ich würde solche Schande über dich bringen? So sehr ich dich begehre, so sehr ich davon träume … Wie könnte ich deinem Vater dann noch im Jenseits gegenübertreten? Soll ich deinem Stiefvater und deiner Mutter ihre Treue damit vergelten, dass die Leute von dir reden als meiner …
Hure?
«
    »Ihr seid der Sohn eines Fürsten, niemand wird Euch verurteilen dafür, dass Ihr Euch eine Gespielin sucht, bis Eure Braut alt genug ist für den Vollzug der Ehe. Und niemand wird es wagen, mich in Euerm Beisein Hure zu nennen. Ich glaube nicht, dass Gott die straft, die aus vollem Herzen lieben. Aber eines weiß ich genau: Das Leben kann von einem Moment zum anderen vorbei sein. So starb mein Vater, so starb mein Mann, so starben Eure Männer im Krieg. Und wenn Ihr Euern Bruder nicht zurückschlagt, wird er auch meine ganze Familie auslöschen.«
    Zutiefst bewegt, suchte Dietrich nach Worten.
    »Verurteilt Ihr mich nun etwa? Haltet Ihr mich für unkeusch?«, fragte sie, eher gekränkt als verunsichert. »Kein Mann außer meinem rechtmäßigen Gemahl, der schon lange tot ist, hat mich je berührt. Und keinem außer Euch würde ich es je erlauben.«
    Langsam ging er auf sie zu, nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste ihre Stirn.
    »Clara, ich sehne mich so sehr nach dir«, flüsterte er. Am liebsten hätte er sie an sich gepresst und auf beiden Armen zum Bett getragen.
    »Doch das kann ich nicht tun. Das kann ich dir nicht antun. Es wäre, als würde ich dich den Wölfen zum Fraß vorwerfen.«
    Er löste sich von ihr und nahm lediglich ihre Hand, um sie zur Tür zu führen.
    »Reitet morgen nach Eisenach und holt Verstärkung«, sagte sie entschlossener, als ihr zumute war.
    Mit hämmerndem Herzen und gesenktem Kopf ging sie hinaus. Er wollte sie nicht. Würde er jetzt schlecht von ihr denken, sie verurteilen? Wenn die Schlacht vorbei war, musste sie Weißenfels wohl verlassen. Nun würde sie es nicht mehr ertragen können, an einem Ort mit Dietrich zu leben und ihm immer wieder begegnen zu müssen.
     
    Auch Albrecht war in dieser Nacht noch auf, in Gesellschaft seines Marschalls und seines Truchsessen. Der fette Mundschenk hatte um Erlaubnis gebeten, sich von den Strapazen des Rittes und des anschließenden Beutezuges erholen zu dürfen, und schlief bereits. Gerald starrte mit finsterer Miene vor sich hin, ohne ein Wort zu verlieren. Nur Elmar wirkte unverkennbar zufrieden und trank zusammen mit dem Fürsten Becher um Becher, ohne dass es ihm etwas auszumachen schien.
    Dabei hätte dieser Bastard von einem Sterndeuter heute Nacht wirklich etwas zu deuten bekommen, dachte er boshaft mit Blick auf den Himmel, den er durch den Spalt am Eingang des Zeltes sehen konnte, das die Reisigen aufgebaut hatten. Doch der Alchimist hatte sich mit Verweis auf sein Alter und seine angegriffene Gesundheit vor dem Kriegszug gedrückt, und Elmar vermisste ihn nicht im Geringsten. Endlich hatte er wieder das Ohr des Fürsten für sich allein. Die beste Gelegenheit, daran zu erinnern, dass er unentbehrlich war.
    »Vielleicht solltet Ihr morgen einen Unterhändler zur Burg schicken«, schlug er vor.
    »Wozu?«, meinte Albrecht verächtlich. »Es gibt kein Pardon. Wir werden sie belagern, bis sie ihre eigenen Stiefel weich kochen und fressen. Irgendwann kommen sie schon angekrochen und winseln um Gnade.«
    »Sicher. Aber wenn sie hören, dass wir in weniger als einer Woche Verstärkung haben werden, geben sie vielleicht gleich auf. Außerdem …«
    Er zögerte seine nächsten Worte etwas hinaus, um den Fürsten neugierig zu machen. Albrecht kannte ihn gut genug, um zu erwarten, dass jetzt ein besonders perfider Vorschlag kam.
    »Es gäbe da jemanden, der für diesen Auftrag besonders geeignet wäre: der Muldentaler …«
    Unwirsch starrte Albrecht seinen Gefolgsmann an. »Wenn wir den zu meinem Bruder schicken, sehen wir ihn nie wieder«, knurrte er. »Ich habe nicht vor, dem Gegner Verstärkung zu senden, selbst wenn es nur ein einziger Mann ist.«
    Er hatte den Genannten ohnehin nur mitgenommen, und zwar unter strenger Bewachung, um ihm keine Gelegenheit zu geben, gegen ihn zu intrigieren.
    »Der kommt wieder, da Ihr gedroht habt, sein Weib abzustechen, sollte er

Weitere Kostenlose Bücher