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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sich nicht als treu erweisen«, versicherte Elmar gelassen.
    Albrecht blickte ihn misstrauisch an. »Und was ist dann der Plan, der hinter diesem Vorschlag steckt? Hofft Ihr, meines Bruders Leute würden ihn erschießen?«
    Elmar lächelte selbstgefällig und strich sich über die Bartspitzen. »Es wäre kein Verlust. Aber ich denke an etwas anderes. Der Sohn des Muldentalers ist damals ganz gewiss mit dem Christiansdorfer zum Kaiser geflohen. Er stand heute nicht an der Furt. Heißt es nicht, Euer Bruder sei nur mit einem einzigen Mann zurückgekehrt?«
    »Wie erbärmlich!«, schnaufte Albrecht abfällig. Doch dann begriff er.
    »Genau!«, bestätigte der Truchsess, der die Regung auf dem Gesicht seines Gegenübers erkannte. »Zu hören, dass sein einziger Sohn unter dem Kommando Eures Bruders elendig verreckt ist, sollte Euch dessen Treue besser sichern als jede Drohung.«

Herausforderung
    A m Morgen, gleich nach der Frühmesse in der überfüllten Burg, ließ Dietrich seine militärischen Ratgeber in seine Kammer kommen: Norbert, Lukas und deren Söhne, außerdem Gottfried, den Verwalter. Bisher hatte er keine Entscheidung bekanntgegeben, weil er im Grunde seines Herzens immer noch hoffte, das Unvermeidliche vermeiden zu können.
    Lukas und Norbert hatten am Abend zuvor einen Plan ausgearbeitet, wie eine kleine Gruppe Berittener unbemerkt von den Belagerern die Burg durch die geheime schmale Ausfallpforte verlassen würde. Den steilen, kaum erkennbaren Pfad hinab mussten sie die Pferde am Zügel führen.
    »Ich schicke ein Dutzend bewährter Männer voran, die Euch den Weg von feindlichen Patrouillen frei halten«, versicherte Norbert gerade.
    »Derweil sorge ich mit ein paar Leuten für eine Ablenkung im feindlichen Lager, um die Meißner beschäftigt zu halten«, erklärte Thomas, und das vergnügte Grinsen seines Stiefvaters deutete darauf hin, dass sie dafür eine wirklich ausgefallene Idee entwickelt hatten.
    Nun sahen alle erwartungsvoll auf ihren Befehlshaber, hofften wohl, dass er zustimmen und sofort nach Thüringen aufbrechen würde.
    Dann werde ich wie ein Bittsteller vor Hermann knien, der diesen Moment weidlich auskosten wird, dachte Dietrich verbittert. Ich konnte weder meinen Wallfahrereid halten noch diese Burg … So stehe ich da vor Gott und der Welt … Und alle Hoffnung auf meine Liebe muss ich begraben. Ich könnte mir jederzeit eine hübsche Magd ins Bett holen oder eine Ministerialentochter – aber nicht Clara.
    Wie könnte ich Lukas je wieder in die Augen sehen? Oder ihrer Mutter? Ich habe zu wenig wirklich treue Verbündete, um auch nur einen Einzigen von ihnen zu verprellen. Und dieses bisschen Ehre ist das Letzte, das mir überhaupt noch geblieben ist.
    Polternde Schritte die Treppe hinauf ersparten Dietrich für den Moment eine Antwort. Ein junger Sergent trat nach Aufforderung ein und rief, noch bevor er niederkniete:
    »Der Markgraf schickt uns einen Unterhändler!«
    »Steht er schon vor dem Tor?«, wollte Norbert wissen.
    »Wenn Ihr erlaubt, würde ich diesen Boten gern in Augenschein nehmen«, schlug Lukas vor und wandte sich an seinen Stiefsohn: »Begleitest du mich?«
    Sofern der Unterhändler nicht erst vor kurzem in Albrechts Dienste getreten war, würden sie ihn kennen und aus der Wahl des Boten nicht nur auf die Botschaft schließen können, sondern auch danach entscheiden, ob sie ihm Einlass gewährten oder ihn lieber vor dem Tor stehen ließen und die Verhandlungen von der Mauer aus führten.
    »Ich komme mit und will hören, was er zu sagen hat«, entschied Dietrich.
    Sie erhoben sich und gingen gemeinsam Richtung Torhaus.
    In der Halle und auf dem Hof waren ein paar Knechte und Mägde dabei, Hirsebrei auszuteilen. Überall saßen oder standen Menschen und aßen. Einen Löffel trug jeder bei sich, und wer keine Schale hatte, teilte sich ein Gefäß mit ein paar anderen. Im vorderen Teil der Halle und unter den Wehrgängen aßen diejenigen Bewaffneten, die gerade nicht zur Wache eingeteilt waren. Ihre Zahl war verschwindend gering im Verhältnis dazu, wie viele Menschen derzeit die Burg bevölkerten.
    Die Menge teilte sich vor den entschlossen dreinblickenden Befehlshabern, die mit großen Schritten über den Hof liefen.
    Je zwei Stufen auf einmal nehmend, klomm Lukas die Treppe des Wehrganges hinauf, um Ausschau halten zu können. Das Gewicht seines Kettenhemdes schien er nicht zu spüren.
    Bereits am Pferd erkannte er, wer dort unten stand. Thomas ebenso, und ihm war

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