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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Dietrich beunruhigte.
    Rasch drehte sie sich um, ging zur Wand und weckte eine alte Magd, die zur Krankenpflege eingeteilt und eingeschlafen war. Nach ein paar geflüsterten Anweisungen schaute sich Clara noch einmal um, strich mit den Händen über das zerknitterte Leinen ihres dunklen Kleides und trat vor den Grafen, die Lider gesenkt.
    »Gehen wir in den Palas«, sagte er und bedeutete ihr mit einer Geste, ihn zu begleiten.
    Die Nacht war kalt und recht klar; die Sichel des Mondes leuchtete durch ein paar schmale Wolken. Auf dem Turm loderten Flammen, in den Wehrgängen hielten Männer Wache und sprachen leise dann und wann ein Wort.
    Wortlos gingen sie an den Stallungen vorbei, wo ein paar Pferde stampften und schnaubten. Ein verhaltenes Kichern und Wispern kündete davon, dass auch auf dem Heuboden Flüchtlinge untergebracht waren.
    In der Halle lagen die Schlafenden so dicht nebeneinander, dass man kaum zwischen ihnen hindurchtreten konnte. Die Schragen und Bretter, aus denen zu den Mahlzeiten Tische gebaut wurden, lehnten an den Wänden, überall auf den Binsen hatten sich Leute in ihre Umhänge oder ein verfilztes Schaffell gewickelt. Kräftige und leise Schnarchlaute mischten sich mit Husten und anderen Geräuschen. Trotz der späten Stunde wälzte sich mancher unruhig hin und her, wo es die Enge auf dem Fußboden erlaubte.
    Bemüht, niemanden aufzuwecken, schritt Clara hinter Dietrich durch die Halle. Ihr Blick fiel auf ein Kind, das sich an einen Hund schmiegte und im Schlaf angstvoll stöhnte. Eine Frau mit Tränen in den Augen gab einem Säugling die Brust, eine andere setzte sich mühevoll auf, drückte den angeschwollenen Leib durch und rieb sich den Rücken – vielleicht würde sie noch in dieser Nacht niederkommen. Zehn Schritte entfernt saß eine Greisin und redete leise auf ein paar Kinder ein, die sie ängstlich anstarrten.
    An der Treppe bedeutete Dietrich ihr voranzugehen.
    Clara fragte sich, wo ihre Eltern und ihr Bruder gerade steckten. Sicher waren sie auch noch auf. Dass der Sieg an der Furt nur der Auftakt zu einer geordneten Flucht war, das hatte auch Clara begriffen. Plötzlich musste sie darüber nachdenken, was ihr und ihren Eltern wohl geschehen würde, wenn sie Albrecht und Elmar in die Hände fielen. Wer würde sich um ihr Kind kümmern, die kleine Änne, wenn sie tot war?
    So weit voraus in die Zukunft hatte sie bis eben noch nicht zu denken gewagt.
    Sie musste sich morgen früh unbedingt die Beichte abnehmen lassen. Doch wahrscheinlich würden dann schon viele auf den Priester warten, die die gleiche Absicht hegten.
     
    »Er kann gar nicht anders als auf das Angebot des Thüringers eingehen«, brummte Lukas, während er spät in der Nacht mit Marthe zu ihrer kleinen Gästekammer ging. Lukas hatte bis eben noch mit Norbert Pläne geschmiedet, Marthe mit dem Küchenmeister. Erst jetzt konnten sie sich wieder treffen und wollten schlafen gehen.
    »Im Grunde genommen ist es sogar ein sehr vorteilhaftes Angebot – er bekommt eine Landgrafentochter, auf die er sonst wohl kaum Aussicht hätte, und dauerhaften Frieden mit Thüringen. Darauf ist er ebenso angewiesen wie auf Unterstützung gegen seinen Bruder.«
    »Es ist ein widerliches Geschacher«, widersprach Marthe entrüstet. »Was soll Dietrich mit einer Achtjährigen?«
    »Bis sie alt genug ist für den Vollzug der Ehe, wird er sich schon die Zeit vertreiben. Hauptsache, er schlägt sich Clara aus dem Kopf«, meinte Lukas. Plötzlich kam ihm ein beunruhigender Gedanke. »Wusstest du etwa davon, dass Dietrich um sie anhalten wollte?«
    Marthe zögerte. »Nein … Aber davon, dass sie sich lieben … oder zumindest geliebt haben …«, gestand sie.
    Fassungslos blieb Lukas stehen und drehte sie an den Schultern zu sich.
»Was?«
    »Beruhige dich! Sie hat es mir erzählt, bevor Reinhard um sie warb. Es ist nichts geschehen! Und Clara wusste von Anfang an, dass daraus nichts werden kann …«
    Lukas wirkte alles andere erleichtert. »Da soll ich ruhig bleiben? Du hättest es mir sagen müssen!«
    Er ließ seiner Frau wohl doch zu viele Freiheiten.
    »Und was hättest du dann getan?«, hielt sie ihm vor. »Du hättest keinesfalls geschwiegen und so die Sache noch schwieriger gemacht.«
    »Als ob sie nicht schon schwierig genug wäre«, schalt Lukas. Wenn er die Belagerung überlebte, wenn sie alle die nächsten Tage überlebten, dann würde er diese Sache dringend im Auge behalten müssen. Es wurde Zeit, Clara wieder zu

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