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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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gegeben«, wandte Thomas ein. »Als Folge schickten sie Raimund hierher. Aber keiner von den Meißnern außer ihm hat meinen Stiefvater und meine Mutter gesehen. Und Raimund würde sie nicht verraten, nicht einmal unter Folter.«
    »Also kennt der Verräter ihre Namen nicht?«, mutmaßte Conrad. »Dann muss er von hier verschwunden sein, bevor sich herumsprach, wer Ihr seid.«
    »Ich frage mich seit Tagen, wer fehlt. Doch bei so vielen Leuten ist es unmöglich, den Überblick zu behalten«, gestand Norbert, mit sich selbst unzufrieden. »Was mich aber noch mehr beunruhigt: Wissen die Leute des Markgrafen inzwischen, dass Graf Dietrich fort ist? Oder denken sie, wir warten hier einfach und hoffen, dass sie wieder abziehen?«
    »Wenn Ihr es erlaubt, schleichen sich Bertram und ich noch einmal ins Lager und finden das heraus«, schlug Kuno vor.
    »Du, aber nicht dein Freund mit dem steifen Bein«, entschied Norbert. »Die Sache muss schnell und vorsichtig vonstattengehen. Falls sie euch entdecken, zählt jeder Augenblick.«
    »Ich gehe mit ihm«, meldete sich Thomas.
    Das lehnte Norbert sofort ab. »Ich brauche Euch hier dringender. Der zweite Mann muss jemand von hier sein, um den Verräter ausfindig zu machen.«
    Thomas gab ungern nach. Zu sehr drängte es ihn, auf der Stelle etwas gegen Albrechts und Elmars Leute zu unternehmen. »Ich will Euer Wort: Wenn es zum Kampf Mann gegen Mann geht – dann überlasst mir diesen Rutger«, forderte er vom Kommandanten. »Niemand von Euren Leuten darf ihn töten – das ist meine Aufgabe. Es ist etwas sehr Persönliches.«
    Norbert zog die Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts und nickte zustimmend. Er war gespannt, ob er wohl eines Tages erfahren würde, was da alles in der Mark Meißen geschehen war.
     
    Kurz darauf ließen sich Kuno und Norberts Sohn Conrad an einem Seil über die hintere Mauer hinab. Sie hatten sich ein paar einfache Sachen besorgt, wie Albrechts Reitknechte sie trugen, und die Dolche griffbereit am Gürtel. Conrads Haar war zusammengebunden unter einer Bundhaube verborgen. Nur Ritter trugen das Haar schulterlang.
    Zu ihrer Überraschung ergänzten sich die beiden gut: Conrad kannte jede Einzelheit des Geländes, Kuno hingegen wusste von seinem früheren Spähgang, in welchem Zelt Raimund gefangen gehalten wurde – sofern er noch lebte und nicht an einen anderen Ort gebracht worden war.
    Kuno hielt zuerst Ausschau nach Peter, der sich als Rutgers Pferdebursche mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit entweder auf der Koppel herumtreiben würde oder vor dessen Zelt hockte und das Zaumzeug putzte. Dass Rutgers persönlicher Knecht zum Bau der Befestigungen herangezogen wurde, statt seinem Herrn zu Diensten zu sein, hielt der Freiberger für unwahrscheinlich.
    Peter war tatsächlich auf der Koppel und striegelte den kostbaren Fuchshengst, den Rutger geritten hatte. Ein Dutzend Schritte davon entfernt entdeckte Conrad den auf einen Pfahl gespießten Kopf eines Mannes. Nun wusste er, wer der Verräter war.
     
    »Prächtiges Pferd«, meinte einer der beiden Männer, der Kleidung nach Reisige, die geradewegs auf den Knecht von Elmars Ziehsohn zumarschierten.
    »Ja, aber ein bisschen biestig«, antwortete Peter, der durch nichts zu erkennen gab, dass ihn das Auftauchen dieser beiden irgendwie überraschte. »Und er müsste dringend mal wieder bewegt werden.«
    Das hätte jemanden erstaunen können, der dieses Gespräch mitverfolgte; schließlich war der Fuchshengst samt Reiter gerade erst eingetroffen. Doch Kuno verstand die Anspielung sofort.
    »Weißt du, wo sein Besitzer ist? Wir sollen ihm etwas ausrichten«, fragte er.
    Peter erkannte am Tonfall, dass mit diesem Besitzer nicht Rutger gemeint war. Gelassen richtete er sich auf und blickte suchend um sich.
    »Der ist im Moment nicht zu sprechen«, gab er laut Auskunft, denn gerade liefen zwei Stallknechte an ihnen vorbei und klagten über das nasskalte Wetter, das einem nur die Staupe und das Reißen in den Gliedern einbrächte.
    Die drei vermeintlichen Knechte blickten den beiden nach, bis sie weit genug entfernt waren.
    Während Peter weiter das Pferd striegelte, flüsterte er: »Raimund steckt im vierten Zelt von rechts. Zwei Wachen drinnen. Um die ist es nicht schade. Lukas’ Bruder leistet ihm Gesellschaft in Fesseln. Aber Vorsicht! Er sollte euch besser nicht zu sehen kriegen. Übermorgen kommen fünfzig Mann Verstärkung und Belagerungsgerät. Ich hoffe, ihr habt einen guten Plan.«
    Nun grinste er übers

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