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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Verwundeten versorgte.
    »Wir haben genügend meißnische Edelleute gefangen genommen, um den Markgrafen von Meißen zu einem Friedensschluss zu zwingen«, gab er die für den Moment viel wichtigere Neuigkeit bekannt.
    Diesmal jedoch klangen die Freudenrufe verhalten. Jetzt dachten die meisten nicht mehr an die verlockende Aussicht auf ein großartiges Hochzeitsfest, sondern an ihre niedergebrannten oder geplünderten Häuser.
    »Ich weiß, viele von euch haben schlimme Verluste hinnehmen müssen. Die heilkundigen Frauen und ihre Helfer tun alles, damit die Verwundeten genesen. Der Toten werden wir mit einer Messe gedenken und für ihr Seelenheil beten. Wir können sie nicht ins diesseitige Leben zurückholen, sondern ihnen nur ein besseres im Jenseits erhoffen«, fuhr Dietrich fort.
    Dann hob er die Stimme und rief, so laut er konnte: »Aber dies können und werden wir tun: wieder aufbauen, was die feindlichen Horden niederbrannten und zerstörten. Wir haben heute reichlich Beute gemacht. Alles, was der Feind an Proviant auf dem Klemmberg gehortet hat, werden meine Männer an euch verteilen. Aus dem Holz der Palisaden sollt ihr eure Häuser neu errichten, schöner und größer als zuvor. Bis zum Einbruch des Winters ist es jedermann erlaubt, sich weiteres Holz zu holen. Schlagt den Hügel kahl, auf dem sich die Feinde einnisten wollten, damit kein Angreifer noch einmal Lust verspürt, sich dort zu verschanzen, damit wir jeden sehen, der sich künftig von dort anschleichen will!«
    Das waren Ankündigungen, die gewaltige Freude und Lobpreisungen bei den leidgeprüften Flüchtlingen aufkommen ließen. Noch einmal benötigte Dietrich Norberts Unterstützung, um sich Gehör für die nächsten umjubelten Befehle zu verschaffen.
    »Was wir vom feindlichen Tross erbeutet haben, soll verteilt werden, damit die zerstörten Orte wieder aufgebaut werden: Zugochsen, Werkzeug, Futter, Kleinvieh. Jedes Dorf möge drei Mann schicken, damit wir beraten können, wo was am dringendsten benötigt wird. Bis die neuen Häuser fertig sind, sollen ein paar Frauen hier auf der Burg für alle kochen, backen und brauen. Jede Hand wird gebraucht, damit alle vor dem ersten Schnee wieder ein Dach über dem Kopf haben. Doch jetzt« – diesmal streckte er beide Arme aus, um die aufgewühlte Menschenmenge zur Ruhe zu bringen – »sollen sie backen und kochen für unser gemeinsames Siegesmahl!«
    Nun brach ein solcher Tumult auf dem Burghof aus, dass sogar Marthe und Clara etwas davon mitbekamen, auch wenn sie keine Zeit hatten, sich darüber Gedanken zu machen.
    »Lang lebe Fürst Dietrich!«
    »Gott segne ihn!«, übertönten sich die Dorfbewohner auf dem Burghof gegenseitig, lautstark unterstützt von den Kämpfern, die sich auf die wohlverdiente Siegesfeier freuten.
    »Sieh ihn dir an!«, sagte die magere Frau zu ihrem Sohn, die noch vor ein paar Tagen gewispert hatte, Dietrich sei verflucht, und von Marthe deshalb zurechtgewiesen worden war. »Gott schütze und behüte unseren Herrn, Graf Dietrich.«
    Mit Tränen in den Augen kniete sie erneut nieder, und immer mehr Menschen in ihrer Nähe taten es ihr gleich. Ihr jäher Meinungswandel hätte Marthe wohl zu einigen bissigen Überlegungen getrieben, wäre sie in der Nähe gewesen.
    Dietrich bat den alten Ansbert mit einer Geste, nach vorn zu treten und ein Gebet zu sprechen: als Dank für den Sieg, für die Seelen jener, die heute gestorben waren, für die Genesung der Verwundeten und als Bitte um Frieden für dieses Land und seine Bewohner.
    Ehrfürchtig und inbrünstig verfolgten die Menschen die Worte des Geistlichen. Lediglich der kleine Simpel, den Marthe vor Gertruds Schlägen gerettet hatte, hüpfte am Rande der Menge herum, das verzerrte Gesicht vor Freude verzückt.
    Nachdem das »Amen« verklungen war, lag der Nachhall des feierlichen Moments wie ein Zauber über dem Burghof.
    Doch dann brach der Bann, die Menschen standen auf, begannen, Pläne zu schmieden oder sich in Gruppen für die ihnen zugeteilte Arbeit zusammenzufinden.
    »Pater, würdet Ihr die Obhut über die Verteilung von Vieh und Werkzeug übernehmen?«, bat Dietrich. »Ihr könnt vermutlich am besten ermessen, wo all dies am dringendsten benötigt wird. Norbert, stellt ihm ein paar vertrauenswürdige Männer zur Seite.«
    Er selbst war zu lange fort gewesen, um diese Dinge gewissenhaft zu beurteilen, und auf Gottfried konnte er sich nicht mehr verlassen.
    Dann wandte er sich Heinrich von Eckartsberga zu. »Müsst Ihr

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