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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bewachen?«, bestürmte Marthe den jungen Mann voller Sorge. »Sie sind doch frei? Geht es ihnen gut?«
    Es war in Meißen kein Geheimnis, dass Raimund auf der Seite derer gestanden hatte, die Albrecht als persönliche Feinde aus dem Weg räumen ließ. Nur der feste Wille, seinem Sohn einmal sein Land und seinen Titel zu vererben, hielt den Freund davon ab, zusammen mit seiner Frau Elisabeth ebenfalls die Mark Meißen zu verlassen.
    »Fürst Albrecht schickte uns zwei von den übelsten Raufbolden als Aufpasser«, berichtete der Muldentaler. »Außerdem hat er sämtliche Pferde beschlagnahmt, die fertig ausgebildet sind – als Tribut und Beweis der Treue.«
    Die Wut darüber stand dem tollkühnen Reiter ins Gesicht geschrieben. »Das bringt meinen Herrn fast an den Bettelstab«, sagte er und ballte die Fäuste, ohne es zu merken. »Doch sobald er und die Herrin können, ohne Verdacht zu erregen, wollen sie nach Weißenfels reiten, um Graf Dietrich beizustehen und ihren Sohn willkommen zu heißen.«
    »Wir brechen heute noch auf«, versicherte Lukas dem jungen Mann.
    Er holte eine Pfennigschale, halbvoll mit silbernen Münzen, aus seinem ledernen Almosenbeutel und drückte sie dem Boten in die Hand. »Hier, für den Heimweg. Aber such dir zuerst eine Herberge, schlaf dich aus und gönne auch deinem Pferd eine Rast.«
    Diese Worte zauberten ein verwegenes Lächeln in Witos Gesicht. »Ich durfte den Grauschimmel nehmen – der wird nicht müde! So ein Pferd hatten wir seit Jahren nicht!« Nun leuchteten seine Augen. »Zu unserem Glück ist er noch zu wild für die anderen Reiter. Das rettete ihn vor den meißnischen Dieben.«
    »Ein Grund mehr, dich ordentlich auszuschlafen«, beharrte Lukas. »Auf dem wilden Hengst brauchst du alle Sinne. Richte Raimund aus, dass wir in Weißenfels auf ihn warten, sofern er nicht vor uns dort eintrifft. Gott stehe euch bei!«
    Er griff nach Marthes Arm und zog sie mit sich, um nach dem Truchsess des Landgrafen Ausschau zu halten. Wito sah ihnen noch kurz nach, dann zählte er die Pfennige in seiner Hand und beschloss, auf den Rat zu hören und sich ein Quartier zu suchen. Er hätte diesen Hinweis ignoriert, wenn er von jemand anderem gekommen wäre. Doch Lukas war ein zu guter Reiter und wusste, wovon er sprach.
     
    Marthe sagte kein Wort, als sie in Richtung des prachtvollen steinernen Palas liefen, den Hermanns Vater hatte bauen lassen und der es an Größe und Schönheit mit jeder Kaiserpfalz aufnehmen konnte. Ihr gingen Witos Worte nicht mehr aus dem Kopf, dass Raimund seinen Sohn begrüßen wolle, und nun war ihr ganz schrecklich zumute.
    Es ging das Gerücht um, Dietrich sei mit nur einem einzigen Überlebenden aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Wenn das stimmte und der Graf nicht einige seiner Leute in Outremer gelassen hatte, dann würde entweder ihr Sohn oder Raimunds Sohn tot sein – oder beide … Sie musste unbedingt nach Weißenfels, um sich Gewissheit zu verschaffen!
    Mit unbekümmert wirkender Dreistigkeit gelang es Lukas, sich zum Truchsess des Thüringer Landgrafen durchzudrängen, noch bevor das Frühmahl eröffnet wurde.
    Gunther von Schlotheim war ein stämmiger, mehr als fünfzigjähriger Mann mit grauem Haupthaar und Bart und übte sein Amt auf der Wartburg schon seit mehr als einem Dutzend Jahren aus.
    »Schlotheim, könnt Ihr mir Gelegenheit verschaffen, mit dem Fürsten zu sprechen, bevor er zur Jagd reitet?«, fragte Lukas ohne große Einleitung, kaum dass er vor ihm stand. »Ich habe Nachricht, Weißenfels betreffend.«
    Der Truchsess sah ihn mürrisch an. »Was kümmert uns Weißenfels? Das kann warten bis nach der Hatz. Wir wollen aufbrechen, solange das Wetter noch hält.«
    In Lukas’ Augen konnte das ganz und gar nicht warten. Offensichtlich kam er nicht umhin, den Schlotheimer in sein Anliegen einzuweihen, auch wenn ihm das widerstrebte.
    »Es kümmert
mich.
Ich will Seine Hoheit um die Erlaubnis bitten, für einige Zeit dorthin zu reiten.«
    Gunther von Schlotheim musterte ihn argwöhnisch. Schließlich sagte er kühl: »Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann. Und nun geht an Euren Platz. Das Mahl soll beginnen.« Dann stapfte er davon.
    »Lass uns beten, dass es aus Kannen gießt, während wir essen, und der Landgraf beschließt, die Jagd zu verschieben«, raunte Lukas Marthe zu, als sie sich den Weg zu ihrem Tisch bahnten. »Dann müssen wir zwar durch den Regen reiten, aber das wäre für mich das kleinere Übel.«
    Sie saßen beide

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