Der Traum der Hebamme / Roman
streicheln, da warf er all seine guten, anständigen Bedenken und Vorsätze beiseite, riss sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.
Eschiva stellte sich auf die Zehenspitzen und fuhr mit den Händen durch sein dunkles Haar, während sie seinen Kuss erwiderte. Und bald ermunterte sie ihn, mehr zu tun.
Nun hatte Thomas es eilig. Er riss sich den Gambeson vom Leib und zerrte den Gürtel von seiner Bruche, bettete Eschiva auf das Fell und schob ihr das Kleid hoch, während er über ihre schlanken Schenkel strich. Er hatte Rücksicht nehmen wollen, weil sie noch unberührt war, aber dafür hatte er zu lange enthaltsam gelebt und sich zu sehr nach ihr verzehrt.
Vorsichtig erkundete er ihre intimste Stelle mit den Fingern, und dann drang er in sie ein, spürte den Widerstand und durchpflügte ihr Jungfernhäutchen mit einer kraftvollen Bewegung.
Eschiva erstarrte für einen Augenblick in der Bewegung und stieß einen Schmerzensschrei aus. Zärtlich küsste er sie und strich über ihre Wange. »Es tut gleich nicht mehr weh«, versuchte er, sie zu beschwichtigen. Und nun, da er gänzlich in ihr war und sich geborgen wie im Paradies fühlte, bemühte er sich, seine Bewegungen zu verlangsamen. Doch rasch wurden seine Stöße leidenschaftlicher, und zu seiner Freude folgte Eschiva seinem Rhythmus, wölbte sich ihm entgegen und schlang ihre schön geformten Schenkel um ihn.
Er stieß einen Schrei aus, als sein Höhepunkt kam, in den sich Erleichterung, Freude, Schmerz und fassungsloses Glück mischten. Dann ließ er sich neben sie sinken, küsste und streichelte ihr Gesicht und ihre kleinen, runden Brüste.
»Liebste!«, flüsterte er, und noch nie hatte er dieses Wort so ehrlich gemeint.
»Liebster!«, wisperte sie und lächelte ihm zu.
»Habe ich dir sehr weh getan?«, fragte er schuldbewusst, als er eine Träne aus ihrem Augenwinkel rinnen sah.
»Nein«, flüsterte sie, immer noch lächelnd. »Das ist schon vergessen. Ich weine … weil ich glücklich bin.«
Thomas lag auf dem Rücken und hielt sie mit seinem Arm umschlungen; Eschiva hatte ihren Kopf auf seine Brust gebettet. Sanft liebkosten sie einander, jeder von innigen Gedanken und Gefühlen für den anderen erfüllt.
Soll ich Walpot sagen, dass ich sie heiraten will, wenn der Krieg vorbei ist?, fragte sich Thomas. Doch freiwillig würde der vielleicht nicht auf einen Ordensritter verzichten und sie womöglich gerade deshalb schnell mit einem anderen vermählen.
Soll ich Notker, der die Weihen empfangen hat, bitten, uns heimlich zu vermählen? Aber damit würde ich ihn in einen Gewissenskonflikt stürzen – und meinen Wallfahrereid verletzen.
Blieb ihm wirklich nichts übrig, als zu hoffen, dass ihr nichts geschah, während er an einen Ort zog, an dem er nichts verloren hatte, um dort zu sterben?
Eschiva spürte die Unruhe und Bitternis, die ihn erfüllte. Sie stand auf, wusch sich ein Blutrinnsal von den Schenkeln und setzte sich dann auf die Kante der schmalen Schlafstatt.
Mitfühlend betrachtete sie die tiefe Narbe an seinem Arm. Er musste monatelang furchtbar gelitten haben an dieser Wunde.
»Denk nicht an den Tod!«, sagte sie leise und legte die Hand auf sein Herz, das kräftig und regelmäßig schlug. »Ich weiß, du kommst wieder. Ich weiß es ganz genau. Jeden Tag werde ich an dich denken und für dich beten.«
Dann beugte sie sich über ihn und küsste ihn erneut.
Nun ließ sich Thomas viel Zeit für Zärtlichkeiten, als er sie ein zweites Mal liebte. Ein zweites und wahrscheinlich letztes Mal in seinem Leben.
November 1197 an der syrischen Küste
A us einigen Schritten Entfernung betrachtete Thomas, wie der Landgraf von Thüringen und der Markgraf des Ostens eine Partie Schach miteinander spielten. Er konnte die Positionen der Figuren von seinem Platz aus nicht erkennen, ohne aufdringlich zu wirken, aber der besorgten Miene Konrads nach schien Hermann kurz vor einem Sieg zu stehen.
Graf Dietrich saß zwischen ihnen, warf einen Blick auf das Brett und schwieg. Dann legte er den Kopf leicht in den Nacken und schien zu grübeln.
Thomas fragte sich, ob seine Gedanken wohl zu Clara flogen – oder zu Jutta, seiner nun rechtmäßigen Gemahlin. Und was er dabei empfand, wenn er an beide dachte.
Er selbst tastete in seinem Bündel wohl zum hundertsten Mal nach den Dingen, die ihm Eschiva mitgegeben hatte. Eine Tinktur gegen Fieber, eine gegen Entzündungen von Wunden und ein duftendes Öl, das er regelmäßig in die tiefe Narbe in seinem
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