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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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schmale Blutspur rann ihr über die Schläfe.
    Triumphierend baute sich Martin über ihr auf und löste seinen Schwertgurt.
    In diesem Augenblick griff Lukas mit beiden Händen nach der Klinge an seiner Kehle, entriss die Waffe mit einem Ruck seinem Bewacher, drehte sie und stach ihn im Knien nieder. Dann wollte er damit gegen Martins Beine schlagen, der in seiner Sorglosigkeit zu nah an ihn herangekommen war, doch das musste er nicht mehr. Vom hinteren Mauerteil flog ein Pfeil und bohrte sich durch das Kettengeflecht in dessen Leib. Vor Schmerz brüllend, sank Martin in die Knie und kippte zur Seite.
    Das sah Lukas schon nicht mehr, denn nun griff er Elmar an.
    Und während die beiden Erzfeinde einen Kampf auf Leben und Tod ausfochten, änderte sich auch schlagartig die Lage auf dem Burghof.
    Boris von Zbor und ein halbes Dutzend Ritter kamen über die Mauer. Ihnen schlossen sich sofort Christian und Guntram an, die sich verborgen hatten, als sie sahen, dass Elmar die Burg übernahm, um eine Gelegenheit zum Handeln abzupassen. Die vermeintlich zu Elmar übergelaufenen Wachen drehten ihre Waffen um und überwältigten die Eindringlinge. Umgehend bewaffneten sie ihre Kameraden wieder, so dass niemand von den Überlebenden noch Widerstand leistete.
    »Und sie ist doch verreckt!«, brüllte Elmar voller Hass, der wusste, dass er sich nicht mehr lange gegen seinen vor Zorn rasenden Gegner behaupten konnte, auch wenn dieser durch eine Wunde im Nachteil war.
    Er versuchte, mit seinem Schwert das verletzte Bein zu treffen, doch dieser Unterhau wurde sein Verderben. Machtvoll hieb Lukas von oben auf die Stelle, wo Hals und Schulter ineinander übergingen. Mit grimmiger Genugtuung sah er zu, wie der Feind zu Boden schlug.
    Dann ließ er das fremde Schwert fallen und stürzte zu Marthe.
    Vorsichtig schob er seine Hand unter ihren Rücken, um sie aufzurichten. Sie musste noch leben, sie durfte nicht tot sein! Ihre Lider flackerten zu Lukas’ unendlicher Erleichterung, sie beugte sich zur Seite und erbrach sich. Lukas hatte lange genug mit einer Heilerin gelebt, um zu wissen, dass das ein gutes Zeichen nach einer Kopfverletzung sein konnte.
    Er raunzte einen der Männer an, einen Eimer Wasser zu bringen, überlegte es sich jedoch dann anders. Seine Frau lag hier im Unterkleid, verletzt, er sollte sie besser in eine Kammer tragen. Er wollte jetzt mit ihr allein sein, damit niemand seine Tränen der Erleichterung sah.
    Qualvoll stemmte er sich hoch und wollte Marthe auf seine Arme nehmen, doch Boris von Zbor erriet, was er vorhatte.
    »Lass mich sie tragen, du hältst dich doch selbst kaum auf den Beinen«, sagte er.
    »Hast du den Pfeil abgeschossen?«, fragte Lukas ihn, immer noch ganz benommen.
    »Nein, ich«, sagte Wito, und Lukas wunderte sich nicht einmal darüber, wieso dieser hier war, da er doch eigentlich mit Dietrich und Raimund kommen sollte. »Wir haben die ganze Zeit gewartet, wann wir zuschlagen können, ohne dass einer von euch beiden stirbt.«
    Aber das nahm Lukas schon kaum mehr wahr, ebenso wenig, dass das Fallgitter wieder hochgezogen wurde und eine größere Zahl Berittener auf den Burghof kam. Es interessierte ihn nicht, ebenso wenig die schluchzende Ida, die in einer Ecke der Halle saß.
    Er bat seinen Schwiegersohn, Marthe in die Kammer zu bringen, in der sie bei ihrer Rückkehr nach Freiberg genächtigt hatten. Dort kühlte er ihre Stirn, wischte ihr das Blut aus dem Gesicht und suchte in der Truhe nach einem Umhang, den er über sie legen konnte. Dass Johanna kam und seine Wunde nähte, nachdem sie ihm versichert hatte, es sei gut, wenn Marthe jetzt schlief, ließ er noch über sich ergehen. Dann aber schickte er alle hinaus.
    Er wollte niemanden sehen und nichts hören.
    Nur Marthe zählte.
    Mit wundem Herzen betrachtete er die vertrauten Züge, lauschte ihrem Atem, immer voller Furcht, sie könnte aufhören zu atmen.
    Endlich begannen ihre Lider zu zucken. Sie stöhnte im Schlaf, wahrscheinlich träumte sie schlecht.
    Vorsichtig berührte er ihre Schulter, dann rüttelte er sie sanft, um sie zu wecken.
    »Es ist vorbei!«, sagte er und zog sie an sich.
    Jemand klopfte an. Unwirsch rief Lukas, er wolle keinen Menschen sehen.
    Ungeachtet dessen wurde die Tür geöffnet, und Dietrich trat herein.
    Lukas wollte für seine Unhöflichkeit um Verzeihung bitten, doch Dietrich wehrte ab.
    »Da der Burgvogt tot ist, sollte ich Euch jetzt wohl in aller Form Burg und Stadt übergeben«, brachte Lukas heraus, der

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