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Der Traum des Kelten

Der Traum des Kelten

Titel: Der Traum des Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vargas Mario LLosa
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Kirche so tief verwurzelt sei, eine protestantische Mission sofort Argwohn wecken und die Peruvian Amazon Company dafür sorgen würde, sie als eine Vorhut kolonialer Absichten der Krone in Misskredit zu bringen.
    In Irland und England traf sich Roger mit Jesuiten und Franziskanermönchen. Von beiden Ordensgemeinschaften hatte er stets viel gehalten. Bereits im Kongo hatte er gelesen, welche Anstrengungen die Gesellschaft Jesu in Paraguay und Brasilien unternommen hatte, um die Eingeborenen zu bekehren und in Dörfern zu organisieren, in denen ihre gemeinschaftlichen Traditionen aufrechterhalten und ein elementares Christentum praktiziert wurde, was ihren Lebensstandard verbessert und sie vor Ausbeutung und Ausrottung bewahrt hatte. Deshalb hatte Portugal die Jesuitenmissionen zerstören lassen und so lange intrigiert, bis Spanien und der Vatikan davon überzeugt waren, die Gesellschaft Jesu sei zu einem Staat im Staat und zu einer Bedrohung für die päpstliche Autorität und die Souveränität der spanischen Krone geworden. Die Jesuiten zeigten jedoch keinen großen Enthusiasmus für Rogers Projekt einer Mission im Amazonasgebiet. Die Franziskaner dagegen waren Feuer und Flamme.
    Auf diese Weise erfuhr Roger von den Arbeiterpriestern der Franziskaner. Sie waren in den Armenvierteln von Dublin in den Fabriken und Werkstätten tätig und lebten unter den gleichen prekären, entbehrungsreichen Umständen wie die Arbeiter selbst. Als Roger bei den Gesprächen mitbekam, mit welcher Hingabe sie sich ihrer Aufgabe widmeten und das Schicksal der Besitzlosen teilten, sagte er sich, dass niemand besser vorbereitet sein könnte als diese Mönche, um sich der Herausforderung zu stellen, die es bedeuten würde, eine Mission in La Chorrera oder El Encanto einzurichten.
    Als Roger euphorisch zu Alice Stopford Green kam, um mit ihr die Abreise der ersten vier irischen Franziskanermönche ins Amazonasgebiet zu feiern, sagte sie:
    »Bist du sicher, dass du noch der anglikanischen Kirche angehörst,Roger? Vielleicht merkst du es gar nicht, aber du bist auf dem besten Weg, zum Papismus zu konvertieren.«
    Zu den regelmäßigen Besuchern der Abende, die Alice in ihrem Haus in der Grosvenor Road ausrichtete, zählten irische Nationalisten anglikanischer, presbyterianischer und katholischer Konfession. Roger hatte nie irgendwelche Spannungen zwischen ihnen erlebt. Allerdings fragte er sich nach jener Bemerkung von Alice gelegentlich, ob seine Annäherung an den Katholizismus wirklich spiritueller oder nicht doch eher politischer Natur war, eine Form, sich der nationalistischen Sache noch deutlicher zu verschreiben, denn die irische Unabhängigkeitsbewegung bestand mehrheitlich aus Katholiken.
    Um dem Trubel zu entgehen, den das Blaue Buch provoziert hatte, beantragte er im Ministerium einige weitere Tage Urlaub und fuhr nach Deutschland. Berlin beeindruckte ihn sehr. Die deutsche Gesellschaft unter dem Kaiser erschien ihm vorbildlich in ihrer Modernität, ihrem wirtschaftlichen Fortschritt, ihrer Ordnung und Effizienz. Es war ein kurzer Besuch, in dessen Verlauf jedoch eine Idee, die ihm seit einiger Zeit vage im Kopf herumging, greifbarer und zu einer Richtlinie seines politischen Engagements wurde: Irland konnte zur Erlangung seiner Freiheit nicht auf das Verständnis und erst recht nicht auf das Wohlwollen Großbritanniens setzen, wie es sich in diesen Tagen wieder einmal zeigte. Allein die Aussicht darauf, das englische Parlament könnte erneut einen Gesetzesentwurf diskutieren, der Irland eine Autonomie nach dem Home Rule -Prinzip zugestehen würde, was Roger und seine radikalen Freunde als gänzlich unzureichend betrachteten, hatte in England eine wütende patriotische Gegenreaktion hervorgerufen, nicht nur in konservativen Kreisen, sondern auch in weiten Teilen der eher liberalen und progressistischen Gesellschaftsschichten, sogar unter den Gewerkschaften und Handwerkskammern. Die Perspektive, die Insel könnte eine autonome Selbstverwaltung und ein eigenes Parlament bekommen, alarmierte die Unionisten von Ulster. Sie hielten Versammlungen ab, gründeten die Ulster VolunteerForce , führten öffentliche Kollekten für den Kauf von Waffen durch, und Zehntausende unterschrieben eine Erklärung, in der die Nordiren ankündigten, sie würden die Home Rule --Regelung, sollte sie ratifiziert werden, nicht anerkennen, und die irische Zugehörigkeit zum Empire mit Waffen und ihrem Leben verteidigen. Unter diesen Umständen, sagte sich

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