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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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sein Leben getreten.
    Doch heute Nacht hatte die Münze ihm alles andere als Glück gebracht.
    Er kickte den Ast weg. Silbergrüne Olivenblätter wirbelten um ihn herum auf, als er sich wieder aufrappelte. Voll Zorn holte er aus und schleuderte die Münze weit von sich. Er wusste nicht, wo sie landete, und er hörte es auch nicht, denn er stapfte weiter und zermalmte Zweige und Efeublätter unter seinen Stiefeln.
    Was würden Nicholas und seine Brüder von ihm denken, wenn sie erst erfuhren, dass er Emma im Stich gelassen hatte? Dass er sie zurückgelassen hatte, mit einer verfluchten
Dämonenhand.
    Würde Dominic ihnen erzählen, was er sonst noch so wusste?
    Was würden sie denken, wenn sie Einzelheiten darüber erfuhren, worin sein Dienst im Krieg wirklich bestand? Denn er trug nicht nur Waffen im Krieg, wie alle dachten. Wenn sie es je herausfanden, würde das ohnehin schon unsichere Gefüge seines Lebens zu wanken beginnen.
    Er würde nie wieder in diese Welt zurückkehren können. In gewisser Hinsicht würde das eine Erleichterung bedeuten, denn er hatte sich seiner Satyrbrüder nie würdig gefühlt. Er war nie in der Lage gewesen, ihrem weithin bekannten Ruf als Liebhaber gerecht zu werden. Ab jetzt durfte er sein Leben nur noch in der Anderwelt führen, auch wenn diese Aussicht ebenfalls Schwierigkeiten versprach.
    Er hielt bei den knorrigen Wurzeln von Eiche, Esche und Weißdorn inne, am Eingang der Höhle, in der sich das geheiligte Portal befand, und versuchte, sich schlüssig zu werden, was er nun tun sollte.
    Kurr würde auf ihn warten, zu Hause, ein paar Meilen entfernt auf der anderen Seite des Portals. Er wäre reichlich ungehalten, wenn er erfuhr, dass Carlo seinen Teil des Handels nicht eingehalten hatte.
    Carlos Enttäuschung war so groß, dass er sogar in Erwägung zog, zurückzugehen, das Kind zu stehlen und Emma zu töten, um es dann Dominic anzuhängen. Das war das Mindeste, was Dominic dafür verdiente, dass er ihn, Carlo, nicht liebte. Und dann konnte er Kurr das Kind übergeben, wie versprochen.
    Doch nein, für eine solch entsetzliche Tat war er viel zu feige.
    Er schritt durch das Tor und durch den finsteren Tunnel dahinter, bis er auf der anderen Seite ins helle Tageslicht hinaustrat. Hier in dieser Welt waren die Tage und Nächte von kürzerer Dauer und mehr oder weniger umgekehrt zur Erdenwelt.
    Die Wachen, die am Ende des Tunnels gefaulenzt hatten, sprangen auf, als er erschien. Sie gehörten zu den Feroce und waren derzeit Verbündete der Satyrn, was sich allerdings beinahe täglich änderte.
    Carlo spreizte Arme und Beine und ließ sich durchsuchen. Hände tasteten ihn von oben bis unten ab, Schultern, Arme, Brust, Bauch, Oberschenkel, Stiefel, Schritt.
    »Wo ist Euer Kamerad?«, fragte einer von ihnen und sah an ihm vorbei zum Portal.
    »Er kommt später.« Als er die Worte aussprach, verzog Carlo das Gesicht, denn er war sich sicher, dass Dominic wohl in genau diesem Augenblick kam, und zwar in
seiner
Frau. Wieder durchfuhr ihn die Pein wie ein Blitz.
    »Euer Rangabzeichen?«, wollte ein anderer wissen und stieß ihn mit dem Lauf seiner Waffe an. »Wo ist es?«
    Carlo tastete in seiner Tasche nach dem kleinen Metallviereck, das seinen Rang kennzeichnete, und steckte es an die Uniform.
    »Du gehörst zu den
cinaedi?
«, fragte der Mann, als er das Symbol darauf erkannte.
    Er nickte.
    Ein anderer Soldat, der das gehört hatte, rief ihm zu: »Zu mir!«
    Die Wachen entließen ihn, und Carlo ging zu dem Soldaten, von dem Wunsch erfüllt, zum Einsatz zu kommen. Er wollte das Gefühl haben, gebraucht zu werden – von irgendjemandem. Er wollte etwas anderes fühlen als diesen schrecklichen Schmerz des Verrats.
    Kurz nach seiner Ankunft hier hatte er sich den Reihen der
cinaedi
angeschlossen und war als solcher in der Kunst des sexuellen Gehorsams ausgebildet worden. Es war seine Pflicht, Soldaten jeden Ranges Erleichterung zu verschaffen, wenn er dazu aufgefordert wurde. Einen solchen Dienst zu verweigern, stellte ein strafbares Vergehen dar.
    »Wie kann ich zu Diensten sein, Friedenswächter?«, erkundigte er sich. Er präsentierte sich dem Soldaten auf die traditionelle Weise, mit geneigtem Kopf und den Händen hinter dem Rücken verschränkt.
    Der Soldat stellte seine Waffe beiseite, allerdings in Reichweite. »Hosen runter!«, befahl er.
    Bereitwillig öffnete Carlo seine Hose und bot dem Mann sein Gesäß dar, um als
homo delicatus
zu fungieren.
    Das war es, was die Soldaten im

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