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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Bindungsrituals war, öffnete er langsam sein Herz für diese Frau und dieses kleine Mädchen, die beide nicht sein waren.
    Der Säugling neben ihm regte sich. Gleich würde die Kleine anfangen, nach Nahrung zu schreien.
    Sanft umfing Dominic Emmas Brust, die bereits schwer vom Gewicht der Muttermilch war. Langsam begann er, sie zu massieren, strich mit einer Hand in Richtung ihrer Brustwarze, um den Milchfluss anzuregen, so lange, bis er den ersten Tropfen heraussickern fühlte.
    Emma rührte sich schwach, als er ihr das Kind an die Brust legte und sachte zum Saugen animierte. Sie murmelte unbehaglich, als kleine gierige Lippen sich an ihre Brust hängten und zu saugen anfingen.
    Er zuckte bei der Vorstellung zusammen, wie empfindsam ihre Brüste an diesem Morgen sein mussten, nachdem er sie in der Nacht so malträtiert hatte. Doch das Kind war hungrig und würde zweifellos nach noch mehr Frühstück verlangen. Also setzte er seine Arbeit an Emmas anderer Brust fort und brachte auch hier die Milch zum Fließen.
    Seine Berührungen waren sanft und verrieten nichts von seinem Zorn und seiner tiefen Besorgnis. Emma hatte recht. Carlo hätte hier sein und das hier mit ihr tun sollen. Dass er, Dominic, nun an seiner Stelle diese Aufgabe übernahm, war gefährlich und unzulässig.
    Die Bindung bildete den entscheidenden Schlussakt bei jedem Geburtsritual der Satyrn. Es brachte die Eltern des Kindes einander näher und band sie mit Herz und Verstand aneinander. Durch die Bindung mit Emma und ihrem Kind, wie er sie jetzt und hier durchführte, fügte er ihnen allen nicht wiedergutzumachenden Schaden zu. Denn danach würden sie sich alle drei tief in ihrer Seele, bis ins innerste Mark, als Familie verbunden fühlen. Und wenn Carlo zurückkehrte, um seinen rechtmäßigen Platz als Emmas Ehemann und Vater seines Kindes einzunehmen, wäre es ihm unmöglich, Dominics Einfluss auf sie wieder zunichtezumachen.
    Das Baby wurde unruhig, also legte Dominic es an Emmas andere Brust, ohne dass diese dabei aufwachte. Sie war erschöpft, wie jede Frau nach einer Geburt in der Vollmondnacht. Die meisten verschliefen das Ritual.
    Die heftige und beharrliche Anziehungskraft des Bindungsrituals zerrte an ihm, und er kämpfte gegen das Verlangen an, zärtlich mit den Händen über den Körper der Frau in seinen Armen zu streicheln. Aber dennoch entwickelten sich Bindungen zwischen ihnen, unwiderruflich, die in der Zukunft noch Probleme bereiten würden. Er ballte eine Hand auf seinem Oberschenkel zur Faust und zwang sich, den Blick von dem Kind abzuwenden, das an Emmas Brust saugte. Die Geräusche, die es dabei machte, versicherten ihm, dass Carlos Tochter gesund und seine Frau gut in der Lage war, sie zu nähren. Das war alles, was zählte.
    Er hatte schon andere Männer in der Anderwelt von der Freude erzählen hören, die sie bei dem Bindungsritual empfanden. Nach einer Nacht intensiver körperlicher Befriedigung, gefolgt von der Erregung, an der Geburt bei Sonnenaufgang teilzuhaben, spielten die Männer eine wichtige Rolle bei diesem letzten Ritual. Mit jeder Faser seines Seins wusste Dominic, dass es falsch von ihm war, Emma nun anstelle ihres Ehemanns zu umsorgen. Für diese Torheit würde er noch bezahlen müssen – und sie ebenfalls.
    Doch warum fühlte es sich dann so richtig an?
    Im Schlaf liebkoste Emma sanft ihr Kind. Dominics Herz zog sich zusammen. Noch nie zuvor hatte dieses Organ sich auch nur annähernd solcherart bemerkbar gemacht, und deshalb war diese Regung für ihn zutiefst besorgniserregend.
    Ihre Hand fiel, mit der Handfläche nach oben, auf seinen Oberschenkel neben seine Hand. Die Windungen der zarten blauen Adern an ihrem Handgelenk waren so weiblich, so verletzlich. Ohne Vorwarnung fanden ihre Finger seine behandschuhte Hand und legten sich in einer Geste darauf, die gleichzeitig Trost suchte und spendete.
    Er sah sie an. Sie schlief und bekam gar nicht mit, was sie da tat.
    Doch, Götter! Die Wahrnehmung ihrer Berührung war unbeschreiblich. Ein unerwartetes Gefühl der Rührung raubte Dominic den Atem. Niemand hatte diese Hand je berührt, seit er ein Kind gewesen war – jedenfalls nicht freiwillig.
    Seine Finger wanden sich um ihre, und er blickte zum Himmel, der sich langsam rötlich färbte, in dem dringenden Wunsch, die Zeit anzuhalten.
    Wo war Carlo?

10
    C arlo rannte durch die Nacht. Er hastete auf das Tor zu und floh vor dem Schrecken, der sich ihm eben in seinem eigenen Schlafzimmer enthüllt

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