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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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abgeschlossen, als sie die enge Treppe, die zum Dachboden führte, hinaufstieg, um noch eine letzte Aufgabe zu erledigen.
    Uralte Holzdielen knarrten, als sie sich durch Spinnweben hindurch einen Weg zu dem alten Lederkoffer bahnte. Sie kniete nieder, öffnete ihn und durchwühlte die Kleidungsstücke aus warmer Wolle, die sie vor fünfzehn Jahren aus England mitgebracht hatte.
    Schnell wurde deutlich, dass ihr außer einem satingefütterten Muff und einem oder zwei Wollschals keines der mädchenhaften Kleidungsstücke mehr passen würde. Das Klima des beginnenden Frühlings würde sich in England weit kühler gestalten als hier in Italien. Direkt nach ihrer Ankunft in London würde sie wärmere Kleidung für sich und Rose kaufen müssen.
    Seufzend schloss sie den Koffer und stand auf. Doch sofort sank sie wieder auf die Knie und legte eine Hand auf ihren Bauch. Ihr war übel, und sie fühlte sich schwindelig.
    Ihr Herz klopfte panisch. So hatte sie sich schon einmal gefühlt – an dem Morgen, nachdem sie Rose empfangen hatte. Das Kind eines Satyrs entwickelte sich schnell im Mutterleib, und die Auswirkungen einer Schwangerschaft wurden für die Mutter rasch spürbar.
    Nein! Sie
konnte
nicht schwanger sein. Nicht noch einmal. Sie war doch nicht einmal mit einem Mann intim gewesen!
    Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und neigte ihren Kopf zur Seite, um zu horchen. Für einen Moment war ihr, als hörte sie ihre Tochter in ihrem Bettchen ein Stockwerk tiefer weinen.
    Doch alles war still.
    Rose war den ganzen Tag schon ungewohnt unruhig gewesen. Normalerweise schlief sie leicht ein, doch heute war sie schon mit Sonnenaufgang erwacht und schien mit jeder Stunde leidender zu werden.
    Sie war noch viel zu klein, um schon Zähne zu bekommen, und Emma war ratlos, was ihr sonst wohl fehlen mochte. Sie hatte schon darüber nachgedacht, mit der Kleinen zu Jane zu gehen, um sie um Rat zu fragen, doch als Rose später am Nachmittag wieder ruhiger geworden war, hatte sie davon abgesehen.
    Erschöpft ließ sie sich wieder sinken, erleichtert, dass Rose offenbar zur Ruhe gekommen war, denn heute fühlte sie sich nicht in der Lage, mit einem unruhigen Kind fertig zu werden. Na, sie gaben ja ein schönes Paar ab! Emma konnte nur hoffen, dass sie beide morgen wieder mehr sie selbst waren, oder sie müsste ihre Reise noch einmal aufschieben.
    Die schlaflosen Stunden der vergangenen Nacht verfolgten sie noch immer. Ihre nächtlichen Fantasien glichen ziemlich genau den Freuden, die ihre Schwester und ihre Tanten bald in der geheiligten Klamm mit ihren Ehemännern erleben würden, denn heute stand eine Vollmondnacht in dieser Welt bevor. Es würde die erste Nacht seit einem Jahr sein, in der sie selbst nicht an dem Ritual teilnehmen würde. Vielleicht hatte sie deshalb davon geträumt.
    Sie verschränkte die Arme auf dem Koffer und legte ihre Stirn darauf. Sie gähnte und schloss die Augen, nur für eine Minute.
    Als eine kühle Hand ihre Wange berührte, schreckte sie hoch. Sie blickte auf und sah eine Bedienstete des Nachtpersonals, die leise aufgetaucht war, wie ihresgleichen es immer taten. Und sie war mit Einsetzen der Dunkelheit erschienen. Es dämmerte bereits.
    Emma blinzelte und versuchte, wach zu werden. »Es wird schon spät. Ich bin wohl eingenickt.«
    Anders als der Rest der Familie war sie kaum in der Lage, diese Wesen zu sehen, solange sie nicht ausdrücklich wünschten, sich ihr zu zeigen. Es waren harmlose dienstbare Hamadryaden, entfernt verwandt mit den alten Bewohnern der Anderwelt. Während des Tages hielten sie sich verborgen, doch sobald die menschlichen Bediensteten das Weingut mit Einsetzen der Abenddämmerung verließen, streiften sie nach Belieben im Haushalt der Herren von Satyr umher.
    Vorsichtig stand Emma auf. Dass sie diesmal keine Schwäche spürte, ermutigte sie, und sie strich entschlossen ihren Rock glatt. Die Bedienstete berührte sie wieder am Ellbogen, diesmal drängender.
    Ihr Gesicht war von übernatürlicher Schönheit, mit roten Lippen und Augen in der Farbe von Zedernzweigen. Normalerweise zeigten die Nachtdiener gelassene Mienen. Doch die Gesichtszüge dieses Wesens hatten sich zu etwas verzogen, das aussah wie Angst.
    »Was ist los?«, fragte Emma und richtete sich auf. Sie klemmte sich Muff und Schal unter den Arm und ließ sich die Treppe hinabführen. Eisige Schauer liefen ihr über den Rücken, als ihr klar wurde, wo die Hamadryade sie hinführte.
Zum Kinderzimmer.
    Die

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