Der Traum des Satyrs
Aberdutzende von ihnen. Mehr als er je auf einmal gesehen hatte. Während der Bewahrer in seinen Armen erschlaffte, kamen sie immer näher, metzelten Itala und die Wachen auf der Stelle nieder und schlugen Dominic zu Boden. Er war umzingelt, und es waren mehr, als er je besiegen konnte, aber dennoch sprang er auf die Füße und nahm den Kampf auf.
Nur Minuten später – nackt, blutbefleckt und kaum bei Bewusstsein – wurde er von Klauenhänden aus dem Tempel gezerrt. Ein letztes Mal fiel sein Blick auf das Bild im Spiegel, das mit dem Ende der Vollmondnacht verblasste.
Unbekümmert und unwissend, was in seiner Welt gerade vor sich ging, rollte Emma sich auf die Seite, mit einem zufriedenen Seufzer, den er nicht mehr hören konnte. Als sie sich bewegte, glitten die Bettlaken zur Seite, und ein Bein hob sich leicht.
Ein dünnes Rinnsal lief an der Innenseite ihres Oberschenkels entlang, glänzend wie Silber: sein Samen. Er war fruchtbar gewesen. Er hatte keinen Grund gehabt, sich bei einer Nebelnymphe zurückzuhalten, denn diese konnten keine Kinder empfangen.
Doch Emma konnte es.
22
Erdenwelt
Vollmond
Mit Entsetzen betrachtete Emma die milchigen Flecken auf ihren Bettlaken. Sie wusste genau, was sie bedeuteten, denn immer wenn Carlo mit ihr geschlafen hatte, hatte sie am nächsten Morgen ähnliche Flecken auf den Laken gefunden. Und an dem Morgen, nachdem Dominic mit ihr geschlafen hatte, vor genau einem Monat.
Dominic.
Ein Stöhnen stieg tief aus ihrer Kehle empor, ein ungläubiger Klagelaut. Ihre Laken rochen nach
ihm.
Nach Sex. Und sie waren mit männlichem Samen übersät. Wie war das möglich? In einem plötzlichen Anfall von Verleugnung riss sie die Laken vom Bett und knüllte sie in ihren Armen zusammen.
Als sie zum Korridor lief, kam sie an ihrem Schreibtisch vorbei, auf dem noch immer der Brief von Lord Stanton offen dalag. Seine Einladung bot eine beständige Gelegenheit zur Flucht, doch mit jedem Tag, der verging, würde sie an Gültigkeit verlieren. Dabei hatte sie doch bereits beschlossen, die Einladung anzunehmen.
Morgen würde sie nach London aufbrechen und Rose mitnehmen. Da sie nicht den Wunsch hatte, sich noch mehr Gegenargumente seitens ihrer Familie anzuhören, hatte sie niemandem etwas davon erzählt.
Sie wollte nicht allein in einem Haus dahinwelken, mit einem weiteren Ehemann, der sie nicht liebte und deshalb nie zu Hause war. Und sie würde nicht zulassen, dass die Welt ebendieses Ehemannes ihr die Tochter nahm, falls er zu Tode käme.
Sie lief mit den Laken die Treppe hinab und brachte sie in die Waschstube. Die Bediensteten hoben fragend die Augenbrauen angesichts dieses Bruches der täglichen Routine, doch Emma ignorierte die fragenden Blicke und ging denselben Weg wieder zurück, wobei sie die Treppen so schnell hinauflief, als wäre sie auf der Flucht vor den Flecken und dem, was sie bedeuten konnten.
Das, was sie da vermutete, war nicht möglich!
Doch es war auch nicht unmöglicher als die Tatsache, dass ihr Körper alle Anzeichen langer und intensiver körperlicher Vereinigungen aufwies. Ihre weibliche Scham, tief unter ihren Röcken verborgen, war ungewöhnlich glitschig, und bei jedem Schritt spürte sie einen angenehmen Anflug von Schmerz, so als ob … als ob die Träume der vergangenen Nacht
wahr
gewesen wären.
So als wäre Dominic in der Dunkelheit zu ihr gekommen und hätte sich mit ihr vereinigt. Als hätte er sie unzählige Male genommen und tief in ihr seine Erfüllung gefunden, so wie sie selbst Erfüllung gefunden hatte. Ihre Träume von ihm waren mit erotischen Fantasien ausgeschmückt gewesen.
Sie kniff die Augen fest zusammen, doch noch immer sah sie den Glanz seiner silbernen Augen, als er sie anschaute, während seine Männlichkeit sie ausgefüllt hatte. Noch immer fühlte sie das Reiben seiner Bartstoppeln an ihrem Hals, ihren Brüsten, zwischen ihren Beinen. Ihre Hand glitt an ihren Busen und drückte ihn leicht und verstohlen in dem Versuch, die unerwünschte Empfindung abzuschwächen, die die Erinnerung an Dominic geweckt hatte. Es half nicht.
Danach beeilte sie sich, ihr Bad zu nehmen, doch wie es schien, konnte sie die Gedanken an Dominic auch nicht fortspülen. Den ganzen Tag über dachte sie an ihn, während sie ihre Habseligkeiten packte und Vorbereitungen traf, um das kleine Haus für das nächste Jahr zu verschließen.
Als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte, verlangsamte ihr Tempo sich. Ihre Reisevorbereitungen waren fast
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