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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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verletzt hatte. »Emma. Ich …«
    »Rose?«, krächzte sie und fiel ihm damit ins Wort. Sie versuchte aufzustehen, doch sie schaffte es nicht. Ihre Kraftlosigkeit bereitete ihm Sorgen. Sie würde all ihre Kraft brauchen, wenn sie ihren Wächtern entkommen wollten.
    Die langen Ketten, mit denen er an die Steinwand hinter sich gefesselt war, rasselten, als er seinen Arm um sie legte und ihr half, sich in der Ecke seiner Schlafnische aufzusetzen. »Sie ist hier.«
    Er senkte seinen anderen Arm, in dem Rose lag, damit Emma sie nehmen konnte. Als Emma die gesunde Hautfarbe und die rosigen Wangen ihrer schlafenden Tochter erblickte, spiegelte sich Erleichterung in ihrem Gesicht. »Wie gesund sie aussieht! Du wirst es nicht glauben, aber der Grund, warum ich sie durch das Tor gebracht habe, war, dass sie krank war. Sterbenskrank.«
    »Was war die Ursache?«, erkundigte Dominic sich schnell.
    »Ich bin nicht sicher.« Sie zog Roses rechten Arm unter der Decke hervor und öffnete mit dem Zeigefinger vorsichtig das winzige Fäustchen, um sie nicht zu wecken. »Aber ich sehe, dass ein Symptom noch immer da ist.«
    Emma drehte die kleine Handfläche so, dass Dominic sie sehen konnte. In der Hand blitzte etwas auf – ein kleiner Spiegel, so wie sein eigener.
    »Neunhunderttausend Höllen!«, knurrte er. »Der Spiegel sollte nicht erscheinen, solange ihr Vorgänger noch am Leben ist.«
    War dies ein Zeichen, dass sein eigener Untergang unmittelbar bevorstand?
    »Du siehst aber recht gut aus.« Emma musterte ihn besorgt, offenbar plagte sie dieselbe Frage. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, bekam sie plötzlich einen Hustenanfall und hielt ihm in einer wortlosen Bitte um Hilfe das Baby entgegen. Bis er die Kleine am anderen Ende der Pritsche bequem hingelegt hatte, hatte Emma sich wieder beruhigt.
    »Du bist krank«, stellte er grimmig fest.
    »Die Luft hier«, antwortete sie mit dünner Stimme, »ich kann sie nicht atmen.«
    Dominics Stirnrunzeln vertiefte sich noch, als ihm der mögliche Grund für die Krankheiten von Emma und Rose dämmerte. »Du und das Kind, ihr beide reagiert irgendwie gegensätzlich auf unsere Atmosphäre hier. Sie kann zwar in deiner Welt leben, doch um gesund zu bleiben, wird sie die Welt hier gelegentlich besuchen müssen. Du dagegen …«
    Er brach ab, als er sah, dass Emma bei seinen Worten noch blasser geworden war. Seine Welt bedeutete einen Fluch für sie. Wie lange konnte sie hier überleben?
    Schimpfend behielt er den türlosen Eingang zu seiner Zelle im Auge, während er wie ein gefangenes Tier hin und her zu laufen begann. Die Offenbarung des sterbenden Bewahrers hatte alles verändert. Der Gedanke, dass er und jede andere Dämonenhand vor ihm nicht nur Dämonentöter, sondern unwissentlich auch der Erschaffer der Dämonen war, quälte ihn.
    In all den Stunden, seit er hier gefangen gehalten wurde, hatte er über alle möglichen Lösungen für das Dilemma nachgedacht, in dem er sich nun befand. Sogar an Selbstmord hatte er gedacht, hatte ihm der Bewahrer doch ausdrücklich erklärt, dass seine Anwesenheit in dieser Welt für das Auftauchen der Dämonen verantwortlich war. Da jedoch davon niemand außer ihm wusste, hatte seine Sorge darin bestanden, dass man Rose hierherbringen würde, damit sie den Handschuh trug, sollte er hier in dieser Zelle sterben.
    Doch die Tatsache, dass sie so unerwartet gekommen war, veränderte erneut alles. Wenn er starb, würde man ihr einen Handschuh anlegen. Und nach ihr würde ein neuer Auserwählter kommen, um einen Handschuh zu empfangen, und immer so weiter. Die Dämonen würden sich weiterhin vermehren.
    Bei dem rasselnden Geräusch, das jeden seiner Schritte begleitete, schien Emma zum ersten Mal seiner Hemmnisse gewahr zu werden. Seine Handgelenke waren mit langen schweren Ketten gefesselt, die an der Wand befestigt waren und bei jedem Schritt über den Boden schleiften. Zum Glück hatten die Dämonen nicht auch noch seine Beine gefesselt, denn dadurch war er in der Lage gewesen, Hosen und Stiefel anzuziehen, nachdem er aus dem Hauptraum hierhergebracht worden war.
    »Warum bist du angekettet?«, fragte sie und sah sich blinzelnd um, als versuchte sie, die Auswirkungen der Atmosphäre so weit abzuschütteln, dass sie ihre Situation überblicken konnte. »Wer waren diese Kreaturen, die mich hierhergeführt haben? Und wo genau
ist
hier?«
    »Das hier ist ein Tempel, der der Verehrung von Bacchus geweiht ist. Er wurde letzte Nacht von Dämonen

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