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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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anders war als alles, was Emma bis dahin gehört hatte.
    Sie wusste kaum noch, was sie sagte, als sie protestierend die Arme nach ihrer Tochter ausstreckte und erneut nach Dominic rief. Doch als sie versuchte, sich zu bewegen, rebellierten ihre Eingeweide, und es wurde schwarz um sie herum.
    Als sie wieder erwachte, lag Rose ruhig und sicher an ihrer Brust, ihr kleiner Körper war warm und lebendig. Offenbar hatte jemand ihre Brust freigelegt, damit ihre Tochter trinken konnte.
    Die Erde unter ihnen bewegte sich rhythmisch, und Emmas Magen und Kopf schmerzten bei jedem Holpern. Schritte. Sie und Rose befanden sich auf einer Trage und wurden von irgendjemandem irgendwohin geschleppt. Doch von wem?
    Eine leichte Decke verhüllte sie von Kopf bis Fuß. Emma lag da und starrte die Decke an, die erdrückend nah über ihr ruhte. Einerseits wollte sie unbedingt nach draußen spähen, doch gleichzeitig fand sie sich nicht in der Lage, die Decke anzuheben. Zu ihrer Überraschung hob sich wenig später jedoch ein Stück davon von selbst, wie von Zauberhand, gerade so weit, dass sie ein wenig von ihrer Umgebung wahrnehmen konnte.
    Eine Ecke der Trage ruhte auf einer oliv gefleckten Schulter, festgehalten von denselben grausigen Fingern, die ihr noch vom Tunnel im Gedächtnis waren. Sie sog prüfend die Luft von draußen ein und bemerkte, dass sie sich hier leichter einatmen ließ als direkt am Tor. Dennoch verursachte ihr das Luftholen ein unangenehmes Kitzeln in den Lungen, und sie unterdrückte den Drang, zu husten, da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte.
    Wo brachte man sie hin? Hier schien es früher Morgen zu sein. Wie viel Zeit war vergangen, seit sie durch das Portal gekommen war?
    Plötzlich vernahm sie draußen Tumult, und das einfache Transportmittel, auf dem sie lag, hielt an. Wie durch ein Wunder fiel es ihr ebenso leicht wie schon vorher, die Decke mit ihrem Willen noch ein Stück höher zu heben. Sie spähte hinaus und sah, dass sie sich in einem weitläufigen Hof mit gepflastertem Boden befanden, in dem etwa zwanzig Lebewesen verschiedenen alltäglichen Beschäftigungen nachgingen. Vor ihnen erhob sich ein schimmernder Tempel mit Türen aus Bronze, ein Gebäude, das sogar noch massiver und kunstvoller war als Nicholas’
castello.
    Einige Meter entfernt stand ein Wagen, vor den zwei vierbeinige Tiere gespannt waren, wie Emma sie noch nie gesehen hatte. Daneben standen zwei olivhäutige männliche Kreaturen, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, und diskutierten. In ihrer Nähe kniete eine Frau in einem safrangelben Gewand und warf den beiden besorgte Blicke zu, während sie unwirklich erscheinende helle Trauben von einer Reihe Reben pflückte.
    Emmas Träger begannen, sich miteinander zu unterhalten, in dieser seltsamen misstönenden Sprache, die sie schon im Tunnel vernommen hatte. Trotzdem nahm keines der Wesen auf dem Platz mehr als beiläufig Notiz von ihnen. Es kam Emma vor, als stellten sie und ihre Begleiter einen völlig normalen Anblick für diese Kreaturen dar. Oder als wären sie überhaupt nicht sichtbar!
    Die beiden männlichen Wesen hatten ihre Diskussion beendet, und der ältere von beiden winkte die kniende Frau heran. Widerstrebend gehorchte sie. Sie war ebenfalls nur dürftig bekleidet, denn ihr langes fließendes Gewand war durchscheinend.
    Als sie den Älteren erreichte, bedeutete dieser ihr mit einer Drehung seines Fingers, dass sie sich umdrehen solle. Die Frau gehorchte, und er hob den Schleier hoch, der ihren Po bedeckte. Dann sah er zu, wie der Jüngere ohne Umschweife seinen Lendenschurz löste und von hinten in die Frau eindrang.
    Emma schnappte nach Luft.
    Ein grellbuntes Gesicht erschien in der Öffnung der Decke und versperrte ihr die Sicht. Ihr Geist ließ die Decke los, die auf ihren Platz zurückfiel. Doch bevor sie aufschreien konnte, berührte etwas durch die Decke hindurch ihre Stirn, und sie verlor das Bewusstsein.

24
    D ominic verschlang Emmas friedliche Miene förmlich mit seinen Augen, während sie schlafend auf der Pritsche lag, die in seinem Zimmer im Tempel aufgestellt worden war. Noch nie zuvor war er so glücklich – und gleichzeitig so entsetzt – gewesen, jemanden zu sehen.
    Plötzlich öffnete sie die Augen und entdeckte ihn über sich gebeugt. Bei seinem Anblick huschte ein schüchterner Ausdruck der Freude über ihr Gesicht.
    »Du hättest nicht herkommen sollen«, stieß Dominic hervor. Sie machte ein langes Gesicht, und er erkannte, dass er sie damit

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