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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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übernommen.«
    »Dämonen?«, wiederholte Emma entsetzt.
    »Sie haben dich und Rose vor einigen Stunden hier in mein Zimmer gebracht.«
    Sie schaute sich in dem Raum um, und Dominic fragte sich, was sie wohl von dieser kargen Zelle hielt, die kaum Bequemlichkeiten bot außer einer Pritsche, einem Regal für Kleidung und einem Waschbecken. Weit entfernt von dem, was sie in ihrer Welt gewohnt war.
    Er musste sie dorthin zurückbringen, aber wie? Er fühlte den Drang, irgendetwas zu tun, und so riss er zum wohl hundertsten Mal so sehr an seinen Ketten, dass er sich die Handgelenke quetschte.
    »Hör auf – du verletzt dich nur unnötig selbst!« Emma rutschte ein Stück vor und bedeutete ihm, näher zu kommen, damit sie seine Schnitt- und Schürfwunden begutachten konnte. Sie berührte ihn ohne jeglichen Hintergedanken, doch das war seinem Schwanz herzlich egal, denn der wurde sofort steif und begehrte sie, selbst zu diesem unpassenden Zeitpunkt. »Warum haben sie uns nicht einfach getötet, dann wären sie ihre ärgsten Feinde endlich los. Das ergibt keinen Sinn.«
    Er starrte sie an und versank in ihren ernsten braunen Augen. Er war von dem verzweifelten Wunsch erfüllt, sie zu beschützen, und wusste doch, dass ihr das, was er nun sagen würde, nur Angst einjagen würde. »Weil …«
    »Weil wir eine andere Verwendung für euch gefunden haben.«
    Dominic wirbelte herum und sah den Dämon, der das gesagt hatte, direkt in seinem Zimmer stehen. Er war nackt bis auf zahlreiche Lederriemen, die locker um Taille, Nacken, Knöchel und Handgelenke geschlungen und mit verschiedensten Anhängern versehen waren – geformte Metallstücke, getrocknetes Fleisch und andere obszöne Amulette. Seit Dominic hierhergebracht worden war, stattete diese Kreatur ihm als Erste einen Besuch ab. Dabei blieb sie allerdings sorgfältig außer Reichweite, als wüsste sie ganz genau, wie weit Dominics Ketten reichten.
    »Ich bin Lord Kurr.«
    Ein schwacher Sonnenstrahl fiel auf den Dämon, und Dominic lief ein Schauer über den Rücken. Bestürzt sah er zu dem kleinen Fenster hoch oben in seinem Zimmer auf. Wie er erwartet hatte, war die Dunkelheit verschwunden. Draußen war helllichter Tag – eine Zeit, in der die Dämonen sich nicht rühren konnten. Und doch stand nun einer vor ihm!
    Lord Kurr, der seine Gedanken erriet, reagierte mit einem selbstgefälligen Nicken. »Ja, ich lebe am Tage und in der Nacht, dank meines Wirtes. Und schon bald werden noch mehr von uns die Körper der Mitglieder deiner Gemeinde in Besitz nehmen und so leben wie ihr. Und mit der Zeit wird eure Welt uns gehören.«
    Die Gerüchte, die Dominics Mutter über Dämonen in Wirtskörpern aufgeschnappt hatte, schienen also wahr zu sein, denn das hier war ein Dämon, wie er noch nie einen gesehen hatte. Zwar leuchteten hier und da noch Stellen seiner oliv gefleckten Haut auf, doch seine allgemeine Erscheinung glich eindeutig der eines Satyrs. Unglücklicherweise schien dieser Dämon nicht der einzige seiner Art zu sein, denn hinter ihm tauchten noch mehr von seinesgleichen auf. Sie waren noch nicht vollkommen mit ihren Wirtskörpern verschmolzen, so dass sie in unregelmäßigen Abständen zwischen sichtbar und unsichtbar wechselten, während ihr inneres Licht bei jeder Bewegung aufblitzte.
    Kurr sprach einen Dialekt, den zwar Dominic verstand, Emma aber wohl nicht so recht. Allerdings verstand sie offensichtlich, dass er eine Bedrohung darstellte, denn sie rutschte hastig über die Pritsche und versuchte, ihre Tochter unter den Decken zu verbergen und gleichzeitig mit der Steinwand zu verschmelzen.
    Der Dämon blähte interessiert die Nüstern und ließ einen Klauenfinger in ihre Richtung schnellen. »Die da stinkt nach dem Amulett«, verkündete er. Begehrlich ließ er seinen Blick über sie schweifen. »Wo ist es?«
    Dominic stellte sich schützend vor Mutter und Kind, ein massiger knapp zwei Meter großer Puffer zwischen ihnen und der Vernichtung.
    »Was sagt er?«, fragte Emma, erhob sich auf die Knie und legte Dominic eine Hand auf die Schulter. Seine Gedanken rasten, während er seine Hand auf die ihre legte und sie damit stumm bat, zu schweigen.
    In der Hoffnung, dass dieser Dämon so dumm sein mochte wie all die anderen, denen er begegnet war, versuchte er, kaltblütig zu bluffen. »Sie hat es in der Erdenwelt versteckt. Wenn du es haben willst, dann schlage ich vor, du lässt sie und das Kind es herbringen.«
    Kurrs argwöhnische Augen blitzten erst silbern,

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