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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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angenommen zu werden. Er wünschte sich das, was sie tun würde.
    Und dann spürte er ihre Lippen. Leicht wie ein Schmetterling liebkoste sie die harte kalte Oberfläche seiner Hand.
    Und mit ihrem Kuss wurde etwas in ihm, das verletzt gewesen war, geheilt. Das Eis in ihm schmolz. Das Böse wurde von der Liebe bezwungen.

26
    Weingut Satyr, Toskana, Italien
    Erdenwelt, sechs Monate später
    Emma lief in der Bibliothek ihres Hauses hin und her. Sie hatte Angst, wie immer, wenn Dominic zusammen mit Rose seinen regelmäßigen Ausflug in die Anderwelt unternahm. Zwar gingen sie jeden Monat nur für einen Tag und eine Nacht, doch es war eine gefährliche Zeit.
    Dominic erzählte ihr nur wenig davon, was in jener anderen Welt vorging. Sie wusste lediglich, dass Rose abgesondert im Tempel untergebracht war und dass dessen schwere Bronzetüren verschlossen und bewacht blieben, während er tat, was er konnte, um sein Volk zu schützen. Stolz schwang in seiner Stimme mit, wenn er ihr erzählte, dass ihre Tochter nicht weinte, auch wenn die Dämonen noch so sehr heulten und frustriert gegen die Tempelwände schlugen.
    Verständlicherweise gab es auch Widerstand innerhalb seiner Gemeinde gegen die regelmäßigen Besuche der beiden, denn ihre Anwesenheit sorgte dafür, dass die Dämonen sich vorübergehend wieder erhoben. Doch sie mussten in regelmäßigen Abständen die Anderwelt besuchen, um die Luft dort zu atmen, andernfalls würden sie beide krank werden.
    Glücklicherweise war man sich in seiner Welt genau darüber im Klaren, dass der Tribut an Wein, den das Weingut entrichtete, von großem Nutzen war, ebenso wie der regelmäßige Austausch von Reben und Trauben beide Welten bereicherte. Dieser fortlaufende Handel war notwendig, um die Gesundheit und das Überleben aller Beteiligten zu sichern, denn ohne ihn würde alles welken und sterben. Und so bestand ein unsicheres Abkommen, bei dem Dominics Volk widerwillig die Notwendigkeit der Besuche von ihm und Rose akzeptierte.
    Verhandlungen hatten begonnen, und man hoffte, dass diese zu einem dauerhaften Friedensvertrag zwischen den Welten führen würden. Als das Thema des verschwundenen Amuletts sich als strittiger Punkt erwies, hatte man auf dem Weingut in der Erdenwelt eine umfassende Suche danach unternommen, die jedoch leider erfolglos blieb. Seither galt es als verschollen.
    Emma fuhr mit dem Finger an einem der vielen Bücherregale entlang, über die goldenen Einbände alter Folianten, die Dominic ihr aus seiner Welt mitgebracht hatte. Er überhäufte sie immer mit faszinierenden Geschenken: Bücher, Urnen, Schmuck, Pergamente, Spielsachen für die Kinder, exotische Parfüme und Gewänder, als könnte er es immer noch nicht glauben, dass er allein schon Geschenk genug für sie war. Als wollte er verhindern, dass sie ihre Entscheidung, bei ihm zu bleiben, anstatt nach London zu gehen, bereute.
    Emma versäumte nicht, ihm zu versichern, dass es nun hier mehr als genug gab, um sie geistig zu beschäftigen – zwei Kinder, einen gedeihenden Weinberg und eine wachsende Sammlung an Büchern und Artefakten. Als Jane sie einmal geneckt hatte, dass ihr Haus bald genauso ein Museum wäre wie Nicholas’
castello,
hatte Dominic schlicht geantwortet, dass sie das Haus erweitern würden, falls es nötig sein sollte. In der Tat waren Dominic und Nicholas enge Freunde geworden, die viele Interessen teilten.
    Emmas Blick fiel auf den Gegenstand, den sie eingerahmt und für jeden gut sichtbar auf dem Kaminsims ihrer stetig wachsenden Bibliothek plaziert hatte. Sie ging hin und nahm ihn auf, betrachtete das fadenscheinige und schmutzige Stück Leinentuch hinter dem Glas. Ihr Taschentuch.
    Für manche Besucher stellte es einen schockierenden Anblick dar, der das Auge beleidigte. Doch stets wenn sie gefragt wurde, was es damit auf sich hätte, fand ihr Blick den ihres Ehemannes, während sie erklärte, dass dies eine Erinnerung daran wäre, was für einen guten Mann sie geheiratet hätte.
    Denn Emma wusste, dass er ein Mann war, der eine schreckliche Bürde zu tragen hatte, aber diese trug er stolz und aufrecht, und er begegnete jedem Konflikt und jeder Pflicht mit Tapferkeit und Ehre. Er war ein Mann, der seine Familie liebte, und dafür sorgte, dass sie es wusste.
    Arme schlangen sich um sie, stark und verlässlich.
    »Dominic!«
    Ihr Mann war zu Hause.

[home]
    Vincent
    Prolog
    Weingut Satyr, Toskana, Italien
    Erdenwelt im Jahre 1839
    Als er das Ding zum ersten Mal sah, auf dem

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