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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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ferngehalten, äh, Lady Aes Sedai. Es ist nicht sicher.«
    Die meisten Tairener waren noch immer nicht daran gewöhnt, den Aes Sedai den nötigen Respekt zu erweisen. Bis vor Kurzem war Machtlenken in der Stadt verboten gewesen.
    »Schickt Eure Männer auf die Suche«, sagte Nynaeve energisch. »Der Lord Drache wird ärgerlich sein, wenn Eure Zögerlichkeit Leben kosten sollte. Fangt an der Grenzlinie an. Schickt nach mir, wenn ihr jemanden findet, dem ich helfen kann.«
    Die Wächter setzten sich in Bewegung. Nynaeve sah Naeff an, und er nickte. Sie wandte sich ab und machte einen Schritt in den betroffenen Stadtteil. Als ihr Fuß den ersten Pflasterstein berührte, verwandelte sich der Stein zu Staub. Ihr Fuß sank durch das zerbröckelnde Straßenpflaster und landete auf der festgestampften Erde.
    Sie schaute nach unten und fröstelte. Dann ging sie weiter, und die Steine zerfielen zu Staub, sobald sie sie berührte. Naeff im Schlepptau ging sie zu einem der Gebäude, dabei hinterließen sie eine Spur zu Staub zerfallener Steine.
    Bei dem Gebäude handelte es sich um ein Gasthaus mit hübschen Balkonen im ersten Stock, schmiedeeisernem Kunsthandwerk vor den Glasfenstern und einer Veranda mit dunklen Flecken. Die Tür stand offen, und als sie den Fuß hob, um sie zu betreten, verwandelten sich die Planken ebenfalls zu Staub. Sie erstarrte und blickte zu Boden. Naeff trat an ihre Seite, dann kniete er nieder und zerrieb den Staub zwischen den Fingern.
    »Ich habe noch nie so ein feines Pulver berührt«, sagte er leise.
    Die Luft roch natürlich frisch, was einen seltsamen Kontrast zu der stillen Straße bot. Nynaeve holte tief Luft, dann betrat sie das Gasthaus. Das Vorankommen kostete Mühe, denn die Holzbohlen lösten sich bei der geringsten Berührung auf, und der Boden reichte ihr bis zu den Knien.
    Drinnen war es ziemlich dunkel. Die Stehlampen brannten nicht mehr. Im Raum verteilt saßen Leute, mitten in der Bewegung erstarrt. Die meisten von ihnen waren Adlige in teurer Kleidung; die Männer trugen ihre Barte zu einer Spitze geölt. Einer von ihnen saß in der Nähe an einem hohen Tisch mit langbeinigen Stühlen. Er hatte den Becher mit Morgenale zur Hälfte bis an die Lippen geführt. Reglos saß er da, den Mund bereits für das Getränk geöffnet.
    Naeffs Gesicht war grimmig, obwohl den Asha’man nur wenig zu überraschen schien oder aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Als er einen Schritt nach vorn machen wollte, beugte sich Nynaeve blitzschnell nach vorn und packte ihn am Arm. Stirnrunzelnd sah er sie an, und sie zeigte nach unten. Direkt vor ihm, kaum erkennbar durch den unversehrten Fußboden vor ihnen, ging es steil in die Tiefe. Er war nur einen Schritt vom Gasthauskeller entfernt.
    »Beim Licht!« Naeff trat zurück. Er ging auf die Knie und klopfte auf eine Bohle. Sie zerfiel zu Staub und regnete in den dunklen Keller hinab.
    Nynaeve webte Geist, Luft und Wasser zusammen und unterzog den Mann auf dem Stuhl neben ihr der Tiefenschau. Normalerweise berührte sie das Objekt ihrer Tiefenschau, aber dieses Mal zögerte sie. Es würde auch ohne die Berührung funktionieren, auch wenn es später das Heilen erschwerte.
    Ihre Tiefenschau fand nichts. Kein Leben, kein Hinweis, dass der Mann je gelebt hatte. Sein Körper bestand nicht einmal aus Fleisch. Mit einem üblen Gefühl in der Magengrube richtete sie die Tiefenschau auf die anderen Personen in dem dunklen Raum. Eine Magd, die drei andoranischen Kaufleuten das Frühstück brachte. Ein korpulenter Wirt, der Mühe gehabt haben musste, sich zwischen den nahe beieinander stehenden Tischen hindurchzuzwängen. Eine Frau in einem kostbaren Gewand im hinteren Teil des Raums, die sittsam in einem kleinen Buch las.
    In keinem von ihnen war Leben. Es waren keine Leichen, es waren Hüllen. Mit zitternden Fingern streckte Nynaeve die Hand aus und berührte den Mann an dem hohen Tisch an der Schulter. Er zerfiel sofort zu Staub; eine Pulverwolke rieselte zu Boden. Stuhl und Bodendielen lösten sich nicht auf.
    »Hier kann man keinen mehr retten«, sagte Nynaeve.
    »Die armen Leute«, meinte Naeff. »Das Licht behütete ihre Seelen.«
    Es fiel Nynaeve oft schwer, Mitleid für die tairenischen Adligen zu empfinden - von allen Menschen, die ihr begegnet waren, schienen sie mit Abstand die arrogantesten zu sein. Aber das hier verdiente niemand. Davon abgesehen hatte diese Blase auch eine große Zahl ganz gewöhnlicher Bürger erwischt.
    Sie bahnten sich einen Weg

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