Der Traum des Wolfs
finden, dass er die Aes Sedai nicht als Waffe benutzen wollte. »Wollt ihr mitgehen, oder wollt ihr bleiben?«
»Wir gehen«, sagte Bethamin fest. Anscheinend war sie entschlossen zu lernen.
»Ja«, sagte Seta, »obwohl ich manchmal glaube, dass es besser wäre, uns einfach sterben zu lassen als uns … Nun, was wir sind, was wir repräsentieren, das bedeutet, dass wir eine Gefahr für das Kaiserreich sind.«
Mat nickte. »Tuon ist eine Sul’dam«, sagte er.
Die beiden Frauen starrten zu Boden.
»Geht mit den Aes Sedai«, sagte Mat. »Ich gebe euch eigene Pferde, damit ihr nicht auf sie angewiesen seid. Lernt, die Macht zu lenken. Das ist nützlicher, als zu sterben. Vielleicht könnt ihr beiden ja eines Tages Tuon von der Wahrheit überzeugen. Helft mir dabei, eine Möglichkeit zu finden, das in Ordnung zu bringen, ohne dass dabei das ganze Kaiserreich zusammenbricht.«
Die beiden Frauen sahen ihn an, und plötzlich erschienen sie bedeutend selbstsicherer und entschlossener. »Ja, Hoheit«, sagte Bethamin. »Das ist ein gutes Ziel für uns. Danke, Hoheit. «
Seta standen tatsächlich Tränen in den Augen! Beim Licht, was glaubten sie denn, dass er ihnen gerade versprochen hatte? Er zog sich zurück, bevor sie sich noch mehr verrückte Ideen in den Kopf setzten. Verdammte Frauen. Trotzdem taten sie ihm leid, ob er wollte oder nicht. Erfahren zu müssen, dass sie die Macht lenken konnten, sich zu sorgen, dass sie möglicherweise für jeden in ihrer Umgebung eine Gefahr darstellten.
So hat sich Rand gefühlt, dachte er. Armer Narr. Wie immer wirbelten die Farben, als er an Rand dachte. Er bemühte sich, das nicht so oft zu tun, und bevor er diese Farben verbannen konnte, erhaschte er einen Blick auf Rand, der sich in einem wunderschönen Badegemach vor einem prächtigen vergoldeten Spiegel rasierte.
Mat gab den Befehl, den Sul’dam Pferde zu besorgen, dann schlenderte er zu den Aes Sedai. Thom war eingetroffen und kam zu ihm herüber. »Beim Licht. Du siehst aus, als hättest du mit einem Gebüsch gerungen und verloren.«
Mat tastete nach seinen Haaren, die vermutlich einen hübschen Anblick boten. »Ich habe die Nacht überlebt, und die Aes Sedai reisen ab. Ich hätte nicht übel Lust, deswegen ein Tänzchen aufzuführen.«
Thom schnaubte. »Hast du gewusst, dass die beiden hier sein würden?«
»Die Sul’dam? Ich dachte es mir.«
»Nein, die beiden.« Er zeigte.
Mat drehte sich um und runzelte die Stirn, als er Leilwin und Bayle Domon heranreiten sah. Ihre Besitztümer waren zusammengerollt auf den Rücken der Pferde geschnallt. Leilwin war einst unter dem Namen Egeanin eine seanchanische Adlige gewesen, aber Tuon hatte sie ihres Namens enthoben. Sie trug ein Reitkleid in mattgrauer Farbe. Ihr kurzes Haar war nachgewachsen und reichte bis über ihre Ohren. Sie stieg aus dem Sattel und ging mit großen Schritten in Mats Richtung.
»Soll man mich doch zu Asche verbrennen«, sagte Mat zu Thom, »wenn ich sie auch loswerde, könnte ich beinahe anfangen zu glauben, dass mich das Leben endlich gerecht behandelt. «
Domon folgte ihr. Er war ihr So’jhin. Das hieß … konnte er überhaupt noch So’jhin sein, jetzt, da sie keinen Titel mehr hatte? Egal, auf jeden Fall war er ihr Ehemann. Der Illianer hatte einen dicken Bauch und war stark. Er war gar kein so übler Bursche, es sei denn, er befand sich in Leilwins Nähe. Was er eigentlich immer war.
»Cauthon«, sagte sie, als sie vor ihm stehen blieb.
»Leilwin«, erwiderte er. »Ihr verlasst uns?«
»Ja.«
Mat lächelte. Er würde dieses Tänzchen wirklich aufführen!
»Es lag immer in meiner Absicht, in die Weiße Burg zu kommen«, fuhr sie fort. »Das beschloss ich an dem Tag, an dem ich Ebou Dar verließ. Wenn die Aes Sedai aufbrechen, werde ich sie begleiten. Für ein Schiff ist es immer klug, sich einem Konvoi anzuschließen, wenn sich die richtige Gelegenheit bietet.«
»Es ist wirklich schade, dass Ihr geht«, log Mat und tippte sich grüßend an die Hutkrempe. Leilwin war so zäh wie eine hundertjährige Eiche, in der noch immer Stücke der Axt der Männer steckten, die dumm genug gewesen waren, sie fällen zu wollen. Sollte ihr Pferd auf dem Weg nach Tar Valon einen Huf verlieren, würde sie sich das Tier vermutlich auf die Schultern wuchten und es den Rest des Weges tragen.
Aber sie konnte Mat nicht leiden, trotz allem, was er getan hatte, um ihre Haut zu retten. Vielleicht lag es daran, dass er ihr nicht gestattet hatte, das Kommando
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