Der Traum des Wolfs
Hunderttausende! Wie eine Flutwelle werden wir über das Land brausen. Vielleicht werden wir genug Männer haben, um die Weiße Burg und die Hexen zu vernichten, statt uns mit ihnen verbünden zu müssen.«
Galad schüttelte den Kopf. »Wir werden die Aes Sedai brauchen, Kind Byar. Der Schatten verfügt über Schattenlords, Myrddraal, Verlorene.«’
»Ja, das wird wohl so sein.« Byar erschien zögerlich. Nun, die Idee hatte ihm noch nie gefallen, aber er hatte ihr zugestimmt.
»Unser Weg ist beschwerlich, Kind Byar, aber die Kinder des Lichts werden die Letzte Schlacht anführen.«
Valdas Untaten hatten den ganzen Orden befleckt. Und darüber hinaus gelangte Galad immer stärker zu der Überzeugung, dass Asunawa eine wichtige Rolle bei der Misshandlung und dem Tod seiner Stiefmutter gespielt hatte. Das bedeutete, dass der Hochinquisitor korrupt war.
Das Richtige zu tun war das Wichtigste im Leben. Dafür war jedes Opfer angebracht. Im Augenblick war Flucht der richtige Weg. Galad konnte sich Asunawa nicht stellen; der Hochinquisitor wurde von den Seanchanern unterstützt. Außerdem war die Letzte Schlacht viel wichtiger.
Galad beschleunigte seinen Schritt und stapfte durch den Schlamm auf die vorderste Reihe der Kinder zu. Sie reisten mit leichtem Gepäck, nur mit wenigen Lastpferden. Und seine Männer trugen ihre Rüstung am Leib, und ihre Pferde waren mit Vorräten beladen.
Vorn fand Galad Trom, der mit ein paar Männern in Leder und braunen Umhängen und nicht in weißen Wappenröcken und Stahlkappen sprach. Ihre Späher. Trom nickte ihm respektvoll zu; der Lordhauptmann war einer von Galads vertrauenswürdigsten Männern. »Die Späher sagen, dass da ein kleines Problem auf uns wartet, mein Lord«, sagte Trom.
»Was für ein Problem?«
»Es wäre besser, wenn ich es Euch zeige«, sagte Kind Barlett, der Anführer der Kundschafter.
Galad nickte. Voraus schien sich der Sumpfwald zu lichten. Dafür musste man dem Licht danken - bedeutete das, dass sie ihn so gut wie durchquert hatten?
Nein. Als Galad eintraf, entdeckte er mehrere Kundschafter, die einen toten Wald betrachteten. Die meisten Bäume im Sumpf wiesen Blätter auf, auch wenn sie kränklich erschienen, aber die Bäume vor ihnen erinnerten an Skelette und Asche, als wären sie verbrannt. Alles war mit widerwärtigen weißen Flechten oder Moos überwuchert. Die Baumstämme sahen verkümmert aus.
Alles war überflutet, ein breiter, aber flacher Fluss mit geringer Strömung. Er hatte die Wurzeln vieler Bäume verschlungen, und die Äste umgestürzter Stämme durchbrachen das schmutzige braune Wasser und griffen nach dem Himmel.
»Da sind Leichen, mein Kommandierender Lordhauptmann«, sagte einer der Späher und zeigte flussaufwärts. »Treiben in unsere Richtung. Sieht nach den Überresten einer vor langer Zeit geschlagener Schlacht aus.«
»Befindet sich dieser Fluss auf unseren Karten?«, wollte Galad wissen.
Ein Kundschafter nach dem anderen schüttelte den Kopf. Galad biss die Zähne zusammen. »Kann man ihn durchwaten?«
»Er ist seicht, mein Kommandierender Lordhauptmann«, sagte Kind Barlett. »Aber wir müssen auf verborgene Abgründe achten.«
Galad griff nach einem Baum in der Nähe und brach einen langen Ast ab. Das Holz zerbarst lautstark. »Ich gehe vor. Die Männer sollen Rüstungen und Umhänge ablegen.«
Der Befehl wurde nach hinten weitergegeben, und Galad nahm die Rüstung ab und wickelte sie in seinen Umhang, dann schnallte er sich alles auf den Rücken. Er schob die Hose hoch, so weit das möglich war, dann stieg er von dem schmalen Ufer und stapfte durch das schlammige Wasser. Das kalte Frühlingswasser ließ ihn sich verkrampfen. Seine Stiefel sanken einige Zoll in den sandigen Grund ein; ihre Abdrücke füllten sich mit Wasser und ließen Schlammwolken aufsteigen. Stämmig verursachte ein lautes Plätschern, als er hinter seinem Herrn ins Wasser stieg.
Das Gehen erwies sich nicht als allzu schwierig; das Wasser reichte nur bis zu Galads Knien. Mit dem Stock suchte er den besten Halt. Die sterbenden, skeletthaften Bäume beunruhigten ihn. Sie schienen gar nicht zu verfaulen, und da sich Galad jetzt näher an ihnen befand, konnte er den aschengrauen Flaum zwischen den Flechten auf Stämmen und Ästen besser sehen.
Hinter ihm veranstalteten die Kinder viel Lärm, als immer mehr von ihnen in den breiten Strom stiegen. In der Nähe trieben knollenförmige Umrisse den Fluss herunter und blieben an Felsen hängen. Bei
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