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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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»Ihr könntet im Regen patrouillieren.«
    »Wäre das möglich?«, fragte Kaila eifrig. »Warum habt Ihr das nicht früher gesagt? Vielleicht würde mich ein Blitz treffen. Das wäre dem hier vorzuziehen.«
    Birgitte schnaubte. »Geht zurück zu Eurer Runde.«
    Kaila salutierte und ging. Birgitte wandte sich wieder der Aufführung zu und lehnte sich gegen die Säule. Vielleicht hätte sie etwas Wachs für die Ohren mitbringen sollen. Sie warf Elayne einen Blick zu. Die Königin saß ganz ruhig da und verfolgte das Schauspiel. Manchmal kam sich Birgitte eher wie ein Kindermädchen als wie eine Leibwächterin vor. Wie sollte man eine Frau beschützen, die manchmal entschlossen den Tod zu suchen schien?
    Andererseits war Elayne so außerordentlich fähig. Genau wie heute Abend; irgendwie hatte sie ihre bitterste Rivalin davon überzeugt, sich dieses Schauspiel anzusehen. Ellorien saß drüben in der östlichen Reihe. Das letzte Mal hatte diese Frau den Palast mit einer solchen Verbitterung verlassen, dass Birgitte niemals mit ihrer Rückkehr gerechnet hätte, es sei denn, man hätte sie in Ketten hergeschleift. Und doch saß sie da. Es roch nach einem politischen Manöver Elaynes, das dreizehn Schritte subtiler war, als Birgitte es verstehen konnte.
    Sie schüttelte den Kopf. Elayne war eine Königin. Die Unberechenbarkeit gehörte dazu. Sie würde gut für Andor sein. Immer natürlich unter der Voraussetzung, dass Birgitte verhindern konnte, dass man ihr den blonden Kopf vom Hals schlug.
    Nachdem sie den Gesang eine Weile ertragen hatte, kam Kaila erneut. Birgittes Neugier wuchs, als sich die Frau rasch näherte. »Was ist?«
    »Ihr seht gelangweilt aus«, flüsterte Kaila, »also dachte ich mir, ich teile Euch das mit. Ein Tumult am Pflaumentor.« Das war der südöstlichste Eingang des Palastgeländes. »Jemand wollte sich einschleichen.«
    »Wieder ein Bettler auf der Suche nach Abfällen? Oder ein Spion von einem der Lordschaften, der etwas belauschen wollte?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Kaila. »Ich erfuhr es zufällig aus dritter Hand von Calison, als wir uns auf unserer Patrouille begegneten. Er sagte, die Wächter hätten den Eindringling am Tor festgesetzt.«
    Birgitte warf einen Blick zur Seite. Anscheinend nahm das nächste Solo seinen Anfang. »Ihr habt hier das Kommando; besetzt diesen Posten und nehmt die Berichte entgegen. Ich vertrete mir die Beine und sehe mir den Zwischenfall einmal an.«
    »Bringt mir Wachs für die Ohren mit, wenn Ihr zurückkommt; wäre das möglich?«
    Birgitte kicherte, verließ das Theater und betrat den in Weiß und Rot gehaltenen Palastkorridor. Obwohl sie Gardistinnen und Männer mit zusätzlichen Bogen in den Gängen postiert hatte, trug Birgitte immer ein Schwert, denn ein Attentatsversuch würde mit Sicherheit in einem Handgemenge enden.
    Sie lief den Korridor entlang und warf einen Blick nach draußen, als sie an einem Fenster vorbeikam. Vom Himmel fiel ständig stärker werdender Nieselregen. Absolut unerfreulich. Gaidal hätte dieses Wetter gefallen. Er hatte den Regen geliebt. Gelegentlich hatte sie gescherzt, dass Nieselregen besser zu seinem Gesicht gepasst hätte, weil er den Kindern dann weniger Angst gemacht hätte. Beim Licht, wie sie diesen Mann vermisste.
    Der schnellste Weg zum Pflaumentor führte sie durch die Dienstbotenquartiere. In vielen Palästen hätte das bedeutet, einen bedeutend schlichteren Teil des Gebäudes zu betreten, da er für die weniger wichtigen Leute bestimmt war. Aber dieses Gebäude war von Ogiern erbaut worden, und sie hatten diesbezüglich ihre eigenen Ansichten. Der Marmor war hier genauso großartig bearbeitet wie anderswo auch, mit roten und weißen Mosaiken am Boden.
    Verglichen mit dem königlichen Standard waren die Räume klein, aber sie waren immer noch groß genug, um eine ganze Familie beherbergen zu können. Birgitte zog für gewöhnlich vor, ihre Mahlzeiten im großen Speisesaal der Diener einzunehmen. Dort prasselten vier Kamine und boten dem ungemütlichen Abend die Stirn, während Diener, die Feierabend hatten, und Wächter lachten und plauderten. Viele waren der Ansicht, dass man einen Monarchen nach der Art und Weise beurteilen konnte, wie er jene behandelte, die ihm dienten. Falls das zutraf, dann war der Palast von Andor auf eine Weise entworfen worden, um das Beste in seinen Königinnen zum Vorschein zu bringen.
    Zögernd passierte Birgitte den einladenden Essensduft und ging stattdessen hinaus in den

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