Der Traum des Wolfs
Vorkehrungen getroffen, für alle Fälle. Ich habe diese Gruppe Schattengezücht, die mir überlassen wurde, um Chaos zu stiften, und ich habe eine Falle vorbereitet. Sollte al’Thor Aybara verlieren, wird ihn das vernichten.«
»Es wird mehr als das«, sagte Moridin leise. »Aber das schafft Ihr nie. Seine Männer verfügen über Wegetore. Er wird Euch entkommen.«
»Ich…«
»Er wird Euch entkommen«, sagte Moridin leise.
Der Schweiß perlte ihre Wange hinunter, dann weiter zum Kinn. Sie wischte ihn unauffällig ab, aber neue Tropfen traten auf ihre Stirn.
»Kommt«, sagte Moridin und ging auf den Korridor außerhalb des Raumes zu.
Graendal folgte ihm neugierig, aber voller Furcht. Er führte sie zu einer Tür in der Nähe, die in die schwarze Steinwand eingelassen war. Er stieß sie auf.
Graendal folgte ihm hinein. Der schmale Raum war voller Regale. Sie enthielten Dutzende - vielleicht Hunderte - Gegenstände der Macht. Bei der Dunkelheit!, dachte sie. Wo hat er so viele davon her?
Moridin begab sich an das Ende des Raumes, wo er ein paar der Gegenstände näher betrachtete. »Ist das eine Schocklanze?«, fragte sie und zeigte auf ein langes dünnes Stück Metall. »Drei Bindestäbe? Ein Rema’kar? Diese Teile einer …«
» Das ist unwichtig «, sagte er und wählte einen Gegenstand.
»Wenn ich nur …«
»Ihr steht kurz davor, an Gunst zu verlieren, Graendal.« Er drehte sich um und hielt ein langes spitzes silbriges Metallstück, an dessen Spitze sich ein großer Metallkopf mit goldenen Intarsien befand. »Von denen hier habe ich nur zwei gefunden. Das andere wird für einen guten Zweck benutzt. Ihr dürft das hier haben.«
»Ein Traumnagel?« Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Wie sehr hatte sie sich gewünscht, einen davon zu besitzen! »Ihr fandet zwei davon?«
Er schnippte gegen den Kopf des Traumnagels, und er verschwand aus seiner Hand. »Ihr wisst, wo er zu finden ist?«
»Ja«, antwortete sie mit wachsendem Verlangen. Das war ein Objekt von großer Macht. Nützlich auf so viele Arten.
Moridin trat einen Schritt vor und fixierte sie mit seinem Blick. »Graendal«, sagte er leise, gefährlich. »Ich kenne den Schlüssel des Nagels. Er wird nicht gegen mich oder einen der Auserwählten eingesetzt. Der Große Herr wird wissen, wenn Ihr das tut. Ich wünsche nicht, dass Ihr Eurer offensichtlichen Angewohnheit weiter nachgeht, nicht bis Aybara tot ist.«
»Ich … ja, natürlich.« Plötzlich war ihr kalt. Wieso konnte es ihr hier kalt sein? Obwohl sie immer noch schwitzte?
»Aybara kann in der Welt der Träume wandeln«, sagte Moridin. »Ich werde Euch ein weiteres Werkzeug überlassen, den Mann mit den zwei Seelen. Aber er gehört mir, so wie der Traumnagel mir gehört. So wie Ihr mir gehört. Habt Ihr verstanden?«
Sie nickte. Das konnte sie nicht verhindern. Der Raum schien dunkler zu werden. Seine Stimme … sie hatte eine geringe Ähnlichkeit mit der des Großen Herrn.
»Aber lasst mich Folgendes festhalten«, sagte Moridin, streckte die rechte Hand aus und ergriff ihr Kinn. »Solltet Ihr Erfolg haben, wird der Große Herr erfreut sein. Sehr erfreut. Was man Euch nur spärlich gewährte, damit wird man Euch im Ruhm überhäufen.«
Sie fuhr sich über die trockenen Lippen. Moridins Miene nahm einen abwesenden Ausdruck an.
»Moridin?«, fragte sie zögernd.
Er ignorierte sie, ließ ihr Kinn los und begab sich in die Mitte Ende des Raumes. Von einem Tisch nahm er ein dickes Buch, das in blasse Haut eingebunden war. Er schlug eine bestimmte Seite auf und studierte sie einen Moment lang. Dann winkte er sie heran.
Vorsichtig gehorchte sie. Als sie las, was auf der Seite stand, war sie völlig verblüfft.
Bei der Dunkelheit! »Was ist das für ein Buch?«, schaffte sie schließlich hervorzuquetschen. »Wo stammen diese Prophezeiungen her?«
»Sie sind mir schon lange bekannt«, sagte Moridin leise und schaute noch immer in das Buch. »Vielen anderen aber nicht, nicht einmal den Auserwählten. Die Frauen und Männer, die sie machten, waren isoliert und allein. Das Licht darf diese Worte niemals erfahren. Wir kennen seine Prophezeiungen, aber es wird niemals alle.von unseren erfahren.«
»Aber da steht…«, sagte sie und lass die Passage erneut. »Da steht, dass Aybara sterben wird!«
»Jede Prophezeiung kann auf vielerlei Weise interpretiert werden«, meinte Moridin. »Aber ja. Diese Voraussage verspricht, dass Aybara durch Eure Hand stirbt. Ihr bringt mir den Kopf dieses
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