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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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haben, zu großes Aufsehen zu vermeiden. Möglicherweise vertrieb ihn ja Aufmerksamkeit.
    Die Kreatur zögerte, schaute in Richtung Lager. Dann wandte sie sich wieder Mat zu. Ihre Bewegungen waren so anmutig wie im Wind flatternde Seide. »Du solltest stolz sein«, flüsterte sie. »Der, der mich jetzt kontrolliert, will dich mehr als alle anderen. Ich soll alle anderen ignorieren, bis ich dein Blut geschmeckt habe.«
    In der linken Hand hielt das Geschöpf einen langen Dolch. Von der rechten Hand tropfte Blut. Mat verspürte einen eiskalten Schauder. Wen hatte es getötet? Wer war sonst noch an Matrim Cauthons Stelle ermordet worden? Wieder blitzte Tylins Bild vor seinem inneren Auge auf. Er hatte ihre Leiche nicht gesehen; der Anblick blieb seiner Vorstellungskraft überlassen. Leider verfügte er über eine ziemlich ausgeprägte Vorstellungskraft.
    Mit diesem Bild im Kopf und dem in der Luft liegenden Geruch von Blut tat er das Dümmste, das er tun konnte. Er griff an.
    Mit einem Aufschrei in der Dunkelheit wirbelte er herum und schwang den Ashandarei. Die Kreatur war so schnell. Sie schien förmlich aus dem Weg der Waffe zu fließen.
    Wie ein kreisender Wolf umrundete sie ihn, ihre Schritte verursachten im dürren Unkraut kaum einen Laut. Sie schlug zu, so schnell, dass ihre Umrisse verschwammen, und nur ein reflexartiger Sprung nach hinten rettete Mat. Er stolperte durch das Unkraut, schwang den Ashandarei. Die Kreatur schien sich vor dem Medaillon zu fürchten. Beim Licht, ohne es hätte er schon längst tot und blutend auf dem Boden gelegen!
    Das Geschöpf griff erneut an, als bestünde es aus flüssiger Dunkelheit. Mat hieb wild zu und traf den Gholam mehr durch Glück als durch alles andere. Das Medaillon zischte, als es die Hand der Bestie berührte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg in die Luft, und der Gholam taumelte zurück.
    »Du musstest sie nicht töten, sollst du zu Asche verbrennen«, brüllte Mat ihn an. »Du hättest sie in Ruhe lassen können! Du hast doch gar nicht sie gewollt, du wolltest mich!«
    Die Kreatur grinste bloß, ihre Lippen enthüllten eine schreckliche Schwärze mit schiefen Zähnen. »Ein Vogel muss fliegen. Ein Mann muss atmen. Ich muss töten.« Sie schlich sich wieder heran, und Mat wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte. Laute Alarmrufe ertönten mittlerweile. Nur wenige Augenblicke waren vergangen, noch ein paar mehr, dann traf Hilfe ein. Nur noch ein paar Augenblicke …
    »Man befahl mir, sie alle zu töten«, sagte der Gholam leise. »Dich aus dem Versteck zu locken. Den Mann mit dem Schnurrbart, der Alte, der sich das letzte Mal einmischte, die kleine dunkelhäutige Frau, der deine Zuneigung gilt. Sie alle, falls ich dich jetzt nicht erwische.«
    Wie konnte der verfluchte Gholam von Tuon wissen? Wie? Das war unmöglich!
    Mat war so verblüfft, dass ihm kaum genug Zeit blieb, den Ashandarei zu heben, als sich der Gholam auf ihn stürzte. Fluchend wich er zur Seite aus, aber zu spät. Das Messer der Kreatur blitzte durch die Luft. Da ging ein Ruck durch die Waffe, sie flog aus ihren Fingern. Etwas wickelte sich um Mat und riss ihn zurück, fort aus der Reichweite des Gholam.
    Gewebe aus Luft. Teslyn! Sie stand vor seinem Zelt, das Gesicht eine Maske der Konzentration.
    »Ihr könnt ihn nicht direkt mit Geweben berühren!«, schrie Mat, als die Luft ihn eine kurze Distanz von dem Gholam entfernt absetzte. Hätte sie ihn in den Himmel gehoben, wäre das völlig in Ordnung gewesen! Aber er hatte noch nie erlebt, dass eine Aes Sedai jemanden mehr als nur ein paar Schritte hochhob.
    Er lief los, den Gholam auf den Fersen. Dann schoss etwas Großes durch die Luft und veranlasste den Gholam anmutig auszuweichen. Der Gegenstand - ein Stuhl! - krachte neben ihnen in den Hügel. Eine große Sitzbank traf den Gholam und schleuderte ihn zurück.
    Mat schöpfte neuen Atem und sah zu Teslyn hinüber, die mit unsichtbaren Geweben Luft in sein Zelt griff. Kluge Frau, dachte er. Gewebe konnten dem Gholam nichts anhaben, aber etwas, das mit ihnen geworfen wurde, schon.
    Aber das würde die Kreatur nicht aufhalten. Mat war Zeuge gewesen, wie sie sich ein in ihre Brust gerammtes Messer herausgezogen hatte; sie hatte es mit der Gleichgültigkeit eines Mannes getan, der sich eine Klette vom Mantel zog. Aber jetzt eilten Soldaten die Pfade entlang, trugen Piken oder Schwerter und Schilde. Im ganzen Lager flammten Lichter auf.
    Der Gholam warf Mat einen bösen Blick zu, dann raste er

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