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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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Gott.
    Unser Wunderheiler war zwar ehrgeizig, aber nicht dumm. Er wollte eine Show abziehen, aber keinen Skandal verursachen. Er wollte die alte Dame zum Leben erwecken, doch nicht unangenehm auffallen. Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf: »Und wenn die Alte nicht wieder aufwacht? Und wenn ich sie auffordere, aufzustehen, und sie liegen bleibt? Dann ist mein Ruf hinüber.«
    Der Meister beobachtete ihn aufmerksam wie ein Leopard die Steppenlandschaft. Wir wussten zwar inzwischen, dass er es liebte, mit komplizierten Menschen umzugehen, doch waren uns seine Absichten in dieser Situation noch nicht klar. Nach und nach wurde uns aber deutlich, was der pfiffige Wunderheiler vorhatte.
    Nach einem Augenblick der Andacht näherte sich dieser der Verstorbenen und sagte fast unhörbar: »Steh auf!« Er flüsterte, um sich gegen die Folgen eines möglichen Scheiterns seines Glaubens abzusichern.
    Die alte Dame gab kein Lebenszeichen von sich. Hartnäckig sagte er noch einmal mit leiser Stimme: »Steh auf!«
    Sollte sie auch nur die leiseste Bewegung zeigen, würde Edson die Stimme erheben und erklären, dass er der Urheber dieses außergewöhnlichen Ereignisses war. Das wäre sein Ruhmestag. Unzählige Menschen voll Hunger nach Übernatürlichem würden ihm folgen.
    Aber es passierte nichts. Die Verstorbene lag weiterhin steif und starr in ihrem Sarg. Obwohl Bartholomäus, Dimas und ich alles andere als Heilige waren, empörte uns das Manöver des Wunderheilers. »Was für ein anmaßendes Subjekt!«, dachten wir.
    Doch anstatt nun aufzugeben, plusterte der sich noch weiter auf und erhob die Stimme, um dann, damit niemand ihn wirklich gut verstünde, zwischen den Zähnen hervorzustoßen: »Steh auf, Frau, ich befehle es dir!«
    Und da geschah das Unwahrscheinliche. Die Frau bewegte sich, jedoch aus anderen Gründen. Ein Mann war aufgetaucht, mindestens so betrunken wie Bartholomäus am Tage, als ich ihn kennengelernt hatte. Doch der Wunderheiler war derart auf sich selbst und die Verstorbene konzentriert, dass er ihn zunächst gar nicht bemerkte.
    Der Betrunkene torkelte an die andere Seite des Sargs und stieß dagegen, wodurch der Sarg wackelte und der Körper der Dame derart erzitterte, dass ihre auf der Brust gefalteten Hände auseinanderfielen.
    Der Wunderheiler war begeistert. Er spürte, dass dies sein großer Tag sein würde. Überaus erregt und von unkontrollierbarer Euphorie ergriffen, dachte er, seine übernatürlichen Kräfte hätten endlich Wirkung gezeitigt. Damit alle diese Heldentat ihm zuschrieben, hob er die Stimme noch mehr und trompetete laut und deutlich: »Steh auf, Frau! Ich befehle es dir!«
    Diesmal hatten ihn alle gehört und erschraken über sein Gebrüll. Von der Dame erwartete er, dass sie sich nun in ihrem Sarg aufsetzen, und von der Menge, dass sie ihm wegen seiner ungeheuerlichen Macht huldigen würde. Doch die Tote gab kein weiteres Lebenszeichen mehr von sich.
    Niedergeschlagen dachte er, dass wohl noch ein wenig mehr Glauben vonnöten wäre, um den Sarg in Bewegung zu versetzen. Nun richtete er seinen Befehl zwar erneut an den Leichnam, beobachtete die Menge aber aus den Augenwinkeln: »Frau, steh auf!«, flehte er, doch die Verstorbene folgte seinem Appell nicht.
    In dem Maße, wie sie reglos blieb, begannen seine Beine zu zittern. Ihm brach der kalte Schweiß aus, sein Mund wurde trocken, und sein Herz schlug wild. Verstört sah er, wie der Betrunkene versuchte, sein Gleichgewicht wiederzufinden, indem er sich auf dem Sargrand aufstützte. Da merkte er, dass er in das größte Fettnäpfchen seines Lebens getappt war, und fühlte sich nun als schwache Beute, umgeben von Raubtieren. Aber er war doch äußerst gewitzt und vollbrachte mit einem überraschenden Kunstgriff schließlich mehr als nur ein Wunder. Mit lauter und fester Stimme sagte er: »Frau! Wenn du nicht aufstehen willst, um in dieser schlechten Welt weiterzuleben, so ruhe in Frieden!«
    Viele Umstehende, sogenannte »normale« Menschen, antworteten im Chor: »Amen.«
    Nach diesen Worten zog der Wunderheiler ein Taschentuch aus der Hosentasche, vergoss ein paar Krokodilstränen und verkündete feierlich: »Die Ärmste! Sie war eine so gute Frau!«

Ein ziemlich komplizierter Jünger
    E s sah ganz danach aus, als wäre diese Trauerfeier für den Wunderheiler nur eine weitere der vielen Gelegenheiten gewesen, bei denen er seine »Spiritualität« einsetzte, um die Naivität der Leute auszunutzen. Die sogenannten »normalen«

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