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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bekannt vor.«
    Sie lachte. »>Comme ils etaient forts tes bras qui m'embrassaient.< Wie stark deine Arme waren, die mich umfingen. Aus irgendeinem Grund ist mir dieses Lied in den Sinn gekommen.«
    »Es klingt hübsch. Treffen wir uns also heute Abend?«
    »Ja, natürlich. Warum nicht?«
    »Rudolf ... Wird er nicht misstrauisch werden?«
    »Bitte«, sagte sie irritiert. »Ich war erstmals seit langer, langer Zeit wieder glücklich. Warum musstest du seinen Namen erwähnen?«
    »Wieso gibst du dich überhaupt mit ihm ab? Ich weiß, dass du ihn nicht liebst. Das verstehe ich nicht.«
    »Es gibt vieles, was du nicht verstehst, Stiwa.«
    »Erklär's mir.« Er legte seine Hand auf ihre.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Keine Wahl? Man hat immer eine Wahl, milenki.«
    Lana schüttelte langsam und traurig den Kopf, hatte wieder Tränen in den Augen. »Nicht als Gefangene, dorogoi moi. Nicht als Geisel.«
    »Was soll das heißen? Wie kann dieser .«
    »Es geht um meinen Vater. Er weiß, dass ich meinen Vater liebe, dass ich alles tun würde, um ihn zu beschützen.«
    »Rudolf von Schüssler bedroht deinen Vater?«
    »Nein, nicht so direkt. Er ... er hat ein Schriftstück. Ein Stück Papier, das meinem Vater den Tod bringen würde. Das bewirken würde, dass mein Vater hingerichtet wird und ich verhaftet werde.«
    »Lana, was zum Teufel ... «
    »Hör mir zu. Hör mir bitte nur zu!« Sie nahm seine Hand in ihre und hielt sie fest umklammert. »Du hast bestimmt schon von Marschall Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski, dem großen Helden der Oktoberrevolution, gehört.«
    »Ich kenne den Namen, ja.«
    »Er hat im Jahr 1918 Moskau verteidigt und 1920 Sibirien erobert. Ein großer, loyaler Militärführer. Der Chef des Generalstabs der Roten Armee. Und ein alter Freund meines Vaters. Wir waren oft bei seiner Familie zum Essen eingeladen. Mein Vater hat ihn angebetet. Er hatte ein gerahmtes Foto von Tuchatschewski und ihm selbst bei uns zu Hause auf dem Flügel stehen.« Sie holte tief Luft, als nehme sie ihren ganzen Mut zusammen. »In einer Mainacht - das war vor drei Jahren, im Jahr 1937 - wurde an unserer Tür geklingelt, als ich schon im Bett war. Ich dachte, das sei irgendein Witzbold, irgendein Rowdy oder Betrunkener, also habe ich mich nur umgedreht und mir das Kissen über den Kopf gezogen. Aber das Klingeln hörte nicht auf. Ich sah auf die Uhr. Es war schon nach Mitternacht. Endlich ließ der Störenfried ab, und ich konnte wieder einschlafen. Ich brauchte meinen Schlaf, denn ich hatte am nächsten Abend einen großen Auftritt in Dornröschen.
    Wenig später wachte ich erneut auf - diesmal von lauten Stimmen. Eine davon gehörte meinem Vater. Ich stand auf und horchte. Die Stimmen kamen aus Vaters Arbeitszimmer. Er schien sich mit jemandem zu streiten. Ich lief hin, blieb aber vor der nicht ganz geschlossenen Tür stehen. Durch den Türspalt konnte ich verfolgen, wie mein Vater, der seinen Schlafrock trug, erregt mit Tuchatschewski diskutierte. Da ich anfangs glaubte, der Marschall habe meinen Vater aus irgendeinem Grund angebrüllt, wurde ich ziemlich ärgerlich. Ich stand da und horchte. Dabei wurde mir bald klar, dass Vater keineswegs Tuchatschewski anbrüllte - er war wütend, zorniger, als ich ihn je erlebt hatte, aber nicht auf seinen Freund Michail Nikolajewitsch. Er war auf Stalin wütend. Aber Tuchatschewski wirkte nicht aufgebracht. Seine Stimme klang betrübt, resigniert, fast kummervoll.
    Ich trat einen kleinen Schritt weiter vor, um beide Männer sehen zu können, und sah zu meinem Entsetzen, dass Tuchatschewski ergraut war. Als ich ihn zwei Wochen zuvor gesehen hatte, war sein Haar noch schwarz gewesen. Offenbar war ihm etwas Schreckliches zugestoßen. Ich zog mich lautlos zurück. Hätten die beiden mich gesehen und gewusst, dass ich sie belauschte, dann hätten sie sofort geschwiegen. Und ich hatte das Gefühl, das Thema ihrer Diskussion sei so ernst, so gefährlich, dass mein Vater mir nie davon erzählen würde. Er will mich ständig beschützen, weißt du.«
    »Aber nicht, weil er dich bevormunden will, duschka. Sondern weil er dich liebt.«
    »Ja. Das weiß ich jetzt, aber ich habe mich viele Jahre lang darüber geärgert, dass er mich hartnäckig wie ein kleines Kind behandelte. Ich horchte also weiter und bekam mit, wie Tuchatschewski erzählte, Stalin und sein NKWD behaupteten, sie hätten innerhalb der Streitkräfte eine riesige Verschwörung aufgedeckt. Er

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