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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einem Mann verbringen muss, den ich langweilig und widerwärtig finde . Nun, in Russland müssen Menschen oft viel Schlimmeres tun, um ihre Lieben zu retten. Menschen lügen und verleumden und verraten ihre besten Freunde an den NKWD. Menschen enden in Straflagern; andere werden durch Genickschuss hingerichtet. Letztlich bedeutet es mir nicht viel, mit Rudolf von Schüssler zu schlafen. Um meinen Vater zu retten, würde ich notfalls weit mehr, weit Schlimmeres tun.«
    »Als ich dich im Bolschoi in der Garderobe besucht habe, da hattest du schreckliche Angst, nicht wahr?«
    Lana erwiderte seinen Blick, und Metcalfe sah, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. »Überall gibt's Spitzel und Zuträger. Hätte er irgendwie erfahren, dass mein amerikanischer Geliebter wieder in Moskau ist . Ich hatte Angst, dass seine Eifersucht in Wut umschlagen könnte. Und dass er seine Drohung wahr machen würde. Er könnte meinen Vater den NKWD-Wölfen zum Fraß vorwerfen. Oh, Stiwa, ich liebe dich wie mein Leben. Ich habe dich immer geliebt; das weißt du. Aber es kann nicht sein. Wir können kein Paar sein.«
    Metcalfe hörte kaum, was sie sagte. Sein Verstand wirbelte, drehte sich wie ein Kaleidoskop, das farbige Glassplitter zu immer wieder neuen Mustern anordnet. Lanas Vater, ein prominenter General der Roten Armee, jetzt pensioniert, aber noch im Verteidigungskommissariat beschäftigt. Ihr deutscher Liebhaber, ein Mann, der das Ohr des Botschafters Graf von der Schulenburg hatte. Eine außergewöhnliche Kette von Verbindungen, deren Glieder aus Ehrgeiz, Macht und Zwang geschmiedet waren. Eine Kette, die seine liebste Lana fesselte -aber vielleicht auch eine, die sich benutzen ließ?
    War das von Anfang an Corkys Plan gewesen?
    Metcalfe fühlte seinen Puls hämmern. Er stand auf, ging zu Lana hinüber, umarmte sie und tröstete sie. Sie wurde in seinen Armen schlaff, schien mit ihm zu verschmelzen, wurde von tiefen Schluchzern geschüttelt. Minuten verstrichen. Er hielt sie umarmt; sie weinte. Es gab nichts, was er lieber getan hätte, als seine Lana in den Armen zu halten, und tatsächlich war das im Augenblick alles, was er für sie tun konnte; es war auch alles, was sie wollte. Dann brach sie ihr Schweigen, ohne sich von ihm zu lösen. »Weißt du, ich bin wie das russische Volk selbst, moi lyubimi. Mir kann niemand mehr helfen.«
    »Vielleicht doch«, sagte Metcalfe, dessen Verstand weiter auf Hochtouren arbeitete. »Vielleicht doch.«
    *
    Die Geruchssymphonie überwältigte den Geiger fast, wie es in geschlossenen Räumen, vor allem in ungewohnter Umgebung, so häufig der Fall war. Er konnte die Niveacreme riechen, die der kleine Bürokrat offenbar statt Rasierwasser verwendete, den Pfeifentabak Marke Obel und das Rosmarinhaarwasser, das er bei dem traurigen und vergeblichen Versuch benützte, seine beginnende Glatze zu bekämpfen, obwohl es dafür bereits zu spät war. Er konnte die Schuhcreme des Botschaftsangestellten riechen und erkannte die Marke Erdal; sie erinnerte ihn an seine Kindheit und seinen Vater, einen strengen, pedantischen Mann, dessen Stiefel stets glänzend geputzt waren. Sein Vater kaufte große Dosen Erdal, zu denen es Sammelbilder gab, auf denen Zeppeline oder Segelflugzeuge oder - seine Lieblinge -urzeitliche Tiere dargestellt waren. Er erinnerte sich mit Vergnügen an die schönen Farbbilder, auf denen der Diplodocus und der Archaeopteryx und der Plesiosaurus in und über urweltlichen Sümpfen dargestellt waren. Das gehörte zu den wenigen glücklichen Erinnerungen aus seiner Kindheit.
    Weniger angenehm war - die meisten Düfte, die ihm in seine empfindliche Nase stiegen, waren leider keineswegs angenehm -, dass er das Mittagsmahl des kleinen Bürokraten riechen konnte, dessen Verdauung wohl nicht gut funktionierte. Der Mann hatte Bockwurst mit Sauerkraut gegessen und offenbar kurz vor dem Eintreffen des Geigers in seinem Büro ausgiebig gefurzt. Der Gestank hatte sich zwar weitgehend, aber eben doch nicht ganz verflüchtigt.
    »Wie lang wird diese Liste werden?«, fragte Kleist. »Ich brauche nur eine Aufstellung aller Engländer und Amerikaner, die seit voriger Woche in Moskau eingetroffen sind. Wie viele könnten das sein?« Den Geiger interessierte lediglich, ob ein gewisser Daniel Eigen in den letzten Tagen in Moskau angekommen war.
    Natürlich war es denkbar - oder sogar wahrscheinlich -, dass Eigen unter falschem Namen eingereist war. Unabhängig davon, wie der Spion sich jetzt nannte, war

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