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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bestand aus einer komplexen, ziemlich schwerfälligen Aneinanderreihung internationaler Verbindungen, wobei jedes Glied dieser Kette durch die Wechselfälle des Krieges gefährdet war. Es gab einfach zu viele Dinge, die schief gehen konnten. Die besten Indikatoren für die Übertragungsqualität waren die in eine Konsole vor Milliard eingebauten Feldstärke-Anzeigen. Beide Nadeln, die das Eingangs- und Ausgangssignal anzeigten, blieben stabil, bewegten sich kaum. Wäre eine von ihnen plötzlich in Nullstellung zurückgegangen, hätte Milliard sofort versuchen müssen, die Verbindung erneut aufzubauen.
    Metcalfe brauchte länger, als Milliard erwartet hatte. Anscheinend hatte er mit Corcoran ein komplexes und delikates Thema zu besprechen.
    Wozu der junge Mann in Moskau war, konnte Hilliard nur vermuten. Fragen durfte er ihn nicht - das verhinderten Corkys Geheimhaltungsvorschriften -, aber er machte sich natürlich seine Gedanken. Er hatte schon viel von dem jungen Metcalfe, der als Playboy nicht ganz ernsthaft genug wirkte, um einer von Corkys Jungs zu sein, und seiner Ballerina aus dem Bolschoi gehört. Und er hatte gesehen, wie die beiden während der Party in der Botschaftsdatscha verschwunden waren. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erraten, dass die beiden etwas miteinander hatten. Dazu kamen die vielen Fragen über Rudolf von Schüssler. Metcalfe versuchte offenbar, den Deutschen einzuschätzen. Vielleicht benützte er die junge Frau, um an den Nazi heranzukommen. Vielleicht hatte Corky deshalb einen so unreifen jungen Mann geschickt. Vielleicht war Metcalfes Einsatzerfahrung weniger wichtig als seine Erfahrung im Schlafzimmer.
    Milliard sah wieder auf die Anzeigen und fuhr zusammen. Beide Nadeln waren abrupt zurückgegangen. Die Feldstärke war aus irgendeinem Grund schlagartig abgefallen. Er sprang von der Konsole auf und lief in den Flur hinaus, auf dem seine Schritte über den Terrazzoboden hallten. Ein Blick durch das kleine Bullauge ins Verlies zeigte ihm, dass Metcalfe, der in Schweiß gebadet war, unbeirrt weiterschwatzte. Da er weiterredete, konnte die Verbindung nicht tatsächlich unterbrochen sein.
    Was konnte also den plötzlichen Abfall der Feldstärke bewirkt haben?
    Plötzlich lief Milliard ein kalter Schauder über den Rücken. Doch nicht etwa .?
    Er hämmerte mit der Faust ans Bullauge, bis Metcalfe sich verwundert umsah. Milliard machte ihm wild Zeichen, er solle sofort auflegen, und fuhr sich dazu mit dem Zeigefinger pantomimisch quer über die Kehle. Metcalfe sagte noch ein paar Worte und legte dann rasch den Hörer auf.
    Als Milliard endlich die drei Schlösser aufgesperrt hatte, stand Metcalfe schweißüberströmt vor ihm. »Was zum Teufel . ?«, stieß er hervor.
    »Eine Sicherheitslücke!«, sagte Milliard atemlos. »In den letzten zwanzig bis dreißig Sekunden ... Wie heikel war Ihr Gespräch? Es könnte belauscht, abgehört worden sein.«
    »Abgehört? Nein, die heiklen Themen hatten wir schon besprochen; wir haben nur noch das Gespräch zu Ende gebracht. Aber wie ist das möglich - belauscht?«
    Milliard sparte sich die Antwort. Er warf sich herum und rannte den Flur entlang, dass seine Schritte laut auf dem Terrazzoboden hallten. Er wusste, dass der einzige andere offene Knotenpunkt der Schaltraum in der Nähe des Eingangs war, wo die Fernschreib- und Fernsprechkabel hereinkamen: ein verwundbarer Punkt, der noch immer nicht richtig gesichert war.
    Ungefähr auf halber Strecke sah er, wie die Tür des Schaltraums aufflog. Eine dunkle Gestalt tauchte auf und verschwand sofort durch die Stahltür am Ende des Korridors. Milliard erkannte den Mann als einen Legationsrat der Botschaft, an dessen Loyalität er schon lange zweifelte. Jetzt waren alle Zweifel beseitigt. Der Mann hatte gelauscht.
    In wessen Auftrag?
    Der Diplomat erreichte die Tür des Schaltraums und riss sie auf. Auf dem Fußboden zwischen den Verteilerkästen lag ein Kopfhörer, den der Flüchtende zurückgelassen hatte. Eine Bestätigung, die Milliard eigentlich nicht brauchte.
    Auch Metcalfe stand jetzt an der Tür des Schaltraums. Er sah den Kopfhörer ebenfalls; er wusste, was geschehen war.
    »Das war's«, sagte Milliard. »Die Verbindung ist zu riskant.«
    »So viel zur Sicherheit des viel gerühmten schwarzen Kanals.«
    »Die Sicherungsmaßnahmen des schwarzen Kanals sollen ihn gegen Mithörer von außen schützen. Gegen die Sowjets. Nicht gegen interne Lauscher.«
    »Wer war das?«
    »Ein Legationsrat der

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