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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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    »Ein Liebesnest sagt man, glaube ich.«
    »Ja, Stiwa«, neckte sie ihn. »Du weißt natürlich, wie man so was nennt.«
    Er lächelte unbehaglich. »Bist du jemals mit Schüssler hier gewesen?«
    »Oh nein, natürlich nicht! Er würde niemals eine so einfache Wohnung betreten! Er nimmt mich in sein Moskauer Apartment mit - und nur dorthin.« »Er wohnt auch noch woanders?«
    »Auf dem Land hat er eine Luxusdatscha, die der Staat irgendeinem reichen Kaufmann weggenommen hat. Die Deutschen genießen heutzutage eine Vorzugsbehandlung. Stalin will Hitler anscheinend unbedingt beweisen, wie sehr ihm an guten Beziehungen gelegen ist.«
    »Bist du jemals dort gewesen? In von Schüsslers Landhaus, meine ich.«
    »Stiwa, das habe ich dir doch schon gesagt - er bedeutet mir nichts! Ich verabscheue ihn!«
    »Ich frage nicht aus Eifersucht, Lana. Ich muss wissen, wo ihr euch trefft.«
    Sie kniff die Augenlider zusammen. »Weshalb musst du das wissen?«
    »Um planen zu können. Das erkläre ich dir später.«
    »Er nimmt mich immer nur in seine Moskauer Wohnung mit. In der Datscha in Kunzewo war ich noch nie.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist ein großes, luxuriöses Landhaus mit Personal, die Leute kennen seine Frau. Er zieht es vor, diskret zu sein.« Sie fügte angewidert hinzu: »Er ist verheiratet, weißt du. Zu Hause in Berlin hat er Frau und Kinder. Ich muss anscheinend versteckt bleiben wie ein peinliches Geheimnis. Dort verbringt er die Wochenenden damit, seine Memoiren zu schreiben - als ob er etwas zu sagen hätte, als ob er mehr als ein Kakerlak wäre! Aber wieso interessiert dich das alles, Stiwa? Genug von diesem Mistkerl! Ich bin heute Abend mit ihm verabredet und möchte nicht an ihn denken, bevor ich es muss.«
    »Weil ich eine Idee habe, Lana. Eine Möglichkeit, dir zu helfen.« Metcalfe ekelte sich vor sich selbst, als er sich diese Worte laut sagen hörte. Er belog sie, er benützte sie. Manipulierte sie, genauer gesagt. Aber er konnte diese Farce kaum ertragen. »Fragt er manchmal nach deinem Vater?«
    »So gut wie nie. Gerade oft genug, um mich daran zu erinnern, dass er über Vater Bescheid weiß. Dass er uns in der Hand hat. Als ob er mich daran erinnern müsste! Glaubt er denn, ich könnte das vergessen? Glaubt er, das wäre mir nicht in jeder Sekunde bewusst, die ich in seiner Gegenwart verbringe?« Sie spuckte die Worte fast aus:
    »Glaubt er etwa, dass ich das vergesse, weil ich seinen Reizen erlegen bin?«
    »Es würde ihm also nicht seltsam vorkommen, wenn du beiläufig erwähnst, dass dein Vater vor kurzem im Kommissariat einen neuen, wichtigen Posten bekommen hat -einen Posten mit Zugang zu wichtigen Planungsunterlagen der Roten Armee?«
    »Um Himmels willen! Wieso sollte ich das behaupten?«
    »Um ihn auf eine Idee zu bringen.«
    »Ah, natürlich«, stimmte Lana unüberhörbar sarkastisch zu. »Damit er mich nötigt, Vaters Dokumente zu stehlen, was?«
    »Genau.«
    »Und dann . und dann übergebe ich ihm diese Staatsgeheimnisse - ist das deine Idee, Stiwa?«
    »Richtig. Dokumente über streng geheime Details der sowjetischen Militärplanung.«
    Sie nahm Metcalfes Kopf zwischen die Hände, als sei er ein dummer kleiner Junge, und lachte dabei. »Eine brillante Idee, mein Stiwa. Und danach stelle ich mich mit einem Megafon auf den Roten Platz und erzähle ganz Moskau, was ich von Stalin halte? Hast du Lust? Treten wir gemeinsam auf?«
    Metcalfe sprach weiter, ohne sich von ihrem Sarkasmus beirren zu lassen. »Die Dokumente sind natürlich gefälscht.«
    »Oh, und woher bekomme ich diese gefälschten Dokumente?«
    »Von mir. Ich stelle sie dir zur Verfügung.«
    Lana trat noch einen halben Schritt zurück, starrte ihn forschend an. »Und dann bringt er sich in Misskredit«, sagte sie langsam, nicht mehr sarkastisch, »weil er die Dokumente nach Berlin weiterleitet.«
    »Richtig, irgendwann gerät er in Misskredit«, bestätigte Metcalfe.
    »Und dann wird er nach Berlin zurückgerufen, und ich bin ihn endlich los!«
    »Irgendwann. Aber zuvor benützt du ihn dazu, dein Vaterland zu retten.«
    »Russland retten? Wie soll das gehen?«
    Metcalfe war sich bewusst, dass er ein gefährliches, unehrliches Spiel mit ihr spielte, er verabscheute sich dafür, aber ihm blieb keine Wahl. Indem er ihr nur teilweise erzählte, was er von ihr erwartete, führte er Lana in die Irre und nützte ihren Hass auf die Nazis und ihre Liebe zu Russland, ihren Hass auf Rudolf von Schüssler und ihre Liebe zu Stephen Metcalfe

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