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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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durch ein verschlüsseltes Telegramm mit höchster Vorrangstufe aktiviert. Sobald die nötigen Verbindungen hergestellt waren, was mehrere Minuten dauerte, würde ein ankommendes Gespräch durchgestellt werden.
    Metcalfe lief der Schweiß übers Gesicht. Plötzlich erschreckte ihn ein lautes, schrilles Läuten, das keine Ähnlichkeit mit irgendeinem Telefonklingeln hatte, das er je zuvor gehört hatte. Metcalfe riss den Hörer von der Gabel.
    »Stephen, mein Junge«, krächzte Corkys unverkennbare Stimme. Obwohl die Verbindung abhörsicher war, achtete Corcoran darauf, Metcalfes Nachnamen nicht zu benützen. Irgendwie war es zutiefst beruhigend, nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder Corkys Stimme zu hören, auch wenn seit ihrem letzten Gespräch in Wirklichkeit nur einige Tage vergangen waren. »Ich nehme an, dass es sich um etwas Dringendes handelt. Ich war eben dabei, ein spätes Dinner zu genießen.« Seine Stimme klang eigenartig hohl, aber auch wieder metallisch hallend.
    »Entschuldigung«, sagte Metcalfe steif.
    »Hat Ihnen das Ballett Spaß gemacht?«
    »Haben Sie die Mitteilung bekommen, dass der Kontakt hergestellt ist?«
    »Gewiss. Aber was ist mit dem Deutschen?«
    »Ich habe ihn nur flüchtig gesprochen.«
    »Lange genug, um ihn einschätzen zu können?«
    »Ich denke schon.«
    »Würden Sie sagen, dass er jemand ist, der sich umdrehen lässt? Ein potenzieller Doppelagent?«
    »Das würde ich keinesfalls sagen. Und ich möchte hinzufügen, dass Sie das längst wissen.«
    Corky schwieg mehrere Sekunden lang. Das einzige Geräusch im Telefonhörer war ein schwaches Hintergrundrauschen, ein gedämpftes Zischen. »Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist nicht immer eine Gerade«, erwiderte der Alte schließlich.
    »Wozu bin ich hier?«, fragte Metcalfe mit irritiert lauter Stimme. »Verdammt noch mal, Corky, ich kann nicht glauben, dass Sie mich trotz aller damit verbundenen Risiken für nichts und wieder nichts hier hergeschickt haben. Also gut, eine alte Freundin von mir hat zufällig mit einer völligen Null von einem deutschen Diplomaten angebandelt - na und? Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie nicht hundert bessere Kandidaten für eine mögliche Anwerbung haben als Schüssler! Was zum Teufel geht hier vor, Corky?«
    »Immer mit der Ruhe, Stephen«, wehrte Corky eisig ab. »Ich wollte, dass Sie Verbindung mit Ihrer >alten Freundin< aufnehmen, wie Sie sie nennen, und das haben Sie getan. Damit ist die Phase eins abgeschlossen.«
    »Die Phase eins wovon? Ich bin keine Marionette, Corky. Sie können nicht erwarten, dass ich tanze, wenn Sie an den Schnüren ziehen. Was zum Teufel soll ich hier?« Er fuhr sich mit seinem Taschentuch über Stirn und Nacken.
    »Stephen, Sie erfahren, was Sie wissen müssen, wenn Sie's erfahren müssen.«
    »Das genügt nicht, Corky. Ich bin hier im Einsatz, riskiere hier meinen Hals .«
    »Sie sind ein Freiwilliger, Stephen. Kein Dienst- oder Wehrpflichtiger. Wollen Sie aussteigen, organisiere ich jederzeit gerne Ihre Heimreise. Aber solange Sie in meinen Diensten stehen, geht operative Sicherheit grundsätzlich vor. Wir spielen alle ein gefährliches Spiel. Seit den albtraumhaften Ereignissen in der Station Paris sollte Ihnen klar sein, was ...«
    »Woraus besteht die nächste >Phase<, wie Sie's nennen?«, unterbrach Metcalfe ihn.
    Ein langes metallisches Zischen. Die Sekunden verstrichen. Metcalfe fragte sich schon, ob die Verbindung unterbrochen sei, als Corcoran endlich antwortete. »Rudolf von Schüssler ist wie alle seine Kollegen von der deutschen Botschaft in Moskau, um die Russen auszuforschen. Damit die Sowjets nicht misstrauisch werden, hat Hitler seinen Leuten richtiggehende Spionage untersagt. Das macht ihre Aufgabe praktisch unlösbar. Die Nazis sind verzweifelt hinter zuverlässigen Informationen über die Sowjets her, können sie aber nicht bekommen. Ich schlage vor, sie ihnen zu liefern.«
    »Wie soll das funktionieren?«
    »Sie erhalten demnächst eine Sendung Dokumente. Sie müssen Swetlana dazu überreden, sie an ihren deutschen Liebhaber weiterzugeben.«
    Metcalfe fiel beinahe der Hörer aus der Hand.
    »Weitergeben?«, rief er aus.
    »Wir haben es hier mit einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu tun«, sagte Corky. »Swetlanas Vater ist ein prominenter ehemaliger General der Roten Armee, ein Held der Oktoberrevolution, der jetzt im Volkskommissariat für Verteidigung arbeitet.«
    »Sein Job ist unbedeutend«, wandte Metcalfe ein. »Eine

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