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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ihrem Auftrag an von Schüssler weitergeben soll?«
    »Diese Dokumente entwerfen fürs OKW, das Oberkommando der Wehrmacht, für Hitler und sein Oberkommando ein bestimmtes Bild.«
    »Welche Art Bild?«
    »Manche Künstler malen mit Öl, andere mit Aquarellfarben. Wir verwenden dafür Zahlen. Fein säuberlich angeordnete Zahlenreihen. Aufstellungen von Truppenstärken, genaue Zahlen, Ausrüstung, Divisionen, Ist-Stärken, die Positionen von Waffen- und Nachschublagern. Eine Ansammlung von Daten, die für die Planer im Oberkommando der Wehrmacht und anschließend für Hitler selbst ein täuschend realistisches Bild von der Roten Armee entwerfen werden.«
    »Welche Art Bild?«, drängte Metcalfe.
    »Das Bild eines Bären, Stephen. Aber eines Kuschelbären. Eines Bärenjungen, dem man die Krallen entfernt hat.«
    »Und Lana soll von Schüssler gefälschte Unterlagen zuspielen, die >beweisen<, wie schwach die Sowjetunion militärisch ist.«
    »Sie sind erstklassig gefälscht, das kann ich Ihnen versichern. Stalin persönlich würde sie nicht als gefälscht erkennen.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    Mein Gott, dachte Metcalfe bewundernd. Das war brillant und diabolisch - eben typisch Corky. »Hält Hitler einen Überfall auf die Sowjetunion für ein Kinderspiel, befiehlt er ihn sofort«, sagte Metcalfe. »Er tritt einfach die Tür ein und versucht, das Haus zu besetzen.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Corcoran. Seine Stimme troff von Sarkasmus, der trotz der schlechten Tonqualität dieser Verbindung unüberhörbar war.
    »Jesus, Corky, Sie versuchen Hitler zu einem Überfall auf die Sowjetunion zu provozieren!«
    Wieder eine lange Pause. Das gelegentliche Knacken, Pfeifen und Piepsen ging weiter und erinnerte an Störgeräusche aus einem schlecht eingestellten Radio. »Stephen, ich habe den Peloponnesischen Krieg erwähnt, erinnern Sie sich?«
    »Klar erinnere ich mich«, knurrte Metcalfe. »Athen hat damals nur überlebt, weil seine Feinde sich gegenseitig bekriegt haben.«
    »Athen hat Zwietracht zwischen ihnen gesät. Es hat sie gegeneinander aufgehetzt. Das ist der springende Punkt.«
    »Aber Sie werden nie erfahren, ob dieses Material wirklich Hitler vorgelegt werden wird, nicht wahr? Stellen Sie sich vor, wie viele Stationen es durchlaufen müsste, wie viele Möglichkeiten skeptische deutsche Bürokraten hätten, es nicht weiterzuleiten.«
    »Gewiss, Stephen, aber wenn wir nur Dinge mit Erfolgsgarantie anpacken würden, täten wir letzten Endes gar nichts, stimmt's?«
    »Zugegeben.«
    »Eines wissen wir: Hitler verbringt jeden Tag acht Stunden damit, Meldungen, Berichte und Denkschriften zu lesen. Vor allem geheimdienstliche Erkenntnisse interessieren ihn brennend. Die wichtigen Entscheidungen trifft er allein - auf Grundlage der ihm vorliegenden Informationen. Und das einzige Material, das er wirklich ernst nimmt, stammt von der Abwehr.
    Von seinen bewährten Spionen. Rudolf von Schüssler ist zwar kein Spion, aber er hat ausgezeichnete Verbindungen. Er hat Freunde in höchsten Kreisen.«
    Metcalfe wusste kaum mehr, wo ihm der Kopf stand. Sein Taschentuch war jetzt klatschnass. Er suchte ein weiteres, hatte aber keines. »Gut, ich tu's - aber unter einer Bedingung.«
    »Wie bitte?«, fragte Corky ungläubig.
    »Für den Fall, dass Lana etwas zustößt - dass sie Grund zu der Annahme hat, man sei ihr auf der Spur, ihre Verhaftung stehe unmittelbar bevor -, müssen Sie mir garantieren, sie aus Moskau rauszuschmuggeln.« Jetzt wischte er sich den Schweiß mit seinen Handflächen aus den Augen. Hier drinnen war es so verdammt heiß, dass er nicht wusste, wie lange er noch durchhalten würde.
    »Stephen, Sie wissen genau, dass wir uns nicht auf solche Dinge einlassen.«
    »Ich weiß genau, dass wir das tun. Wir haben's in Frankreich gemacht, wir haben's in Deutschland gemacht.«
    »Außergewöhnliche Fälle ...«
    »Dies ist ein außergewöhnlicher Fall, Corky. Ohne diese Garantie werde ich Lana auf keinen Fall in diese Sache verwickeln.«
    »Wir tun natürlich unser Bestes, um die Risiken für sie zu minimieren, Stephen, aber ...«
    »Nur unter dieser Voraussetzung«, unterbrach Metcalfe ihn energisch. »Nicht verhandelbar. Sie können machen, was Sie wollen.«
    *
    Amos Milliard saß im Zimmer direkt gegenüber an einem Fernschreiber, um auf eingehende Meldungen sofort reagieren zu können. Der schwarze Kanal war erst vor kurzem eingerichtet worden und wie alle technischen Neuigkeiten noch nicht völlig zuverlässig. Er

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