Der Tristan-Betrug
kampfstärker als alle Panzer der Deutschen - sogar schwerer als der deutsche Panzer IV. Bis zu hundert Stundenkilometer schnelle Panzer, die der Ausschreibung nach weniger im Gelände als auf den guten Straßen Deutschlands und Westeuropas operieren sollten. Bis Juni nächsten Jahres sollten insgesamt 25000 dieser neuen Panzer an die Truppe ausgeliefert werden.
Weiterhin gab es Befehle - gefälschte Befehle, die Corkys Leute fabriziert hatten - für die Entwicklung hochmoderner Waffensysteme, zu denen auch Flugzeuge, Raketen und Bomben gehörten. Und Befehle für die Massenproduktion von Lastenseglern. Das waren keine Waffen, mit denen Russland sich gegen einen möglichen Angriff verteidigen konnte, sondern
Offensivwaffen. Auch sie sollten bis Juni nächsten Jahres einsatzbereit sein. Dieser Termin wurde in allen Schriftstücken ausdrücklich hervorgehoben.
Und das war noch nicht alles. In dringenden, streng geheimen Memoranden zweier hoher Generale der Roten Armee, General A. M. Wassilewski und General Georgij Schukow, wurde ein Unternehmen Grosa - Donner - erwähnt. Das Unternehmen Grosa, las Metcalfe, war im September, also vor wenigen Monaten, unter strengster Geheimhaltung Stalin und weiteren Mitgliedern des Politbüros vorgestellt worden.
Aus Memorandum für Memorandum und Weisung für Weisung entstand vor Metcalfe das detaillierte Bild dieses fiktiven Unternehmens Grosa, - genau wie es vor der deutschen Abwehr entstehen würde. Laut Plan sollte die Rote Armee bis zum Juli kommenden Jahres 24000 neue Panzer an der sowjetischen Westgrenze stationieren.
An der Grenze zu Hitler-Deutschland.
In den nächsten Monaten sollten die sowjetischen Streitkräfte an der Westgrenze insgeheim massiv verstärkt werden. Andere Weisungen ordneten die Ausbildung von Luftlandetruppen an -fast eine Million Fallschirmjäger, die hinter den deutschen Linien abgesetzt werden konnten.
Das Unternehmen Grosa war kein Verteidigungsplan für den Fall eines deutschen Angriffs. Es war ein detaillierter Plan für eine Offensive gegen Hitler-Deutschland.
Und das Unternehmen Grosa setzte ein Datum für einen Präventivschlag gegen Deutschland fest: den Juli 1942.
Die Grundzüge des Unternehmens waren vor kaum einer Woche in einer Geheimrede Stalins vor der Führungsspitze der Roten Armee erläutert worden. Zu den Dokumenten dieser Lieferung gehörte der Text dieser Rede, den angeblich ausgesuchte Kommandeure erhalten hatten.
Zu den gefälschten Dokumenten, wie Metcalfe sich wieder ins Gedächtnis zurückrufen musste.
Zum Material der neuen Lieferung für die Operation WOLFSFALLE gehörte ein Exemplar dieser angeblichen Stalinrede, deren Tonfall so authentisch war, dass Metcalfe sich fragte, ob sie womöglich doch echt war.
Genossen!
Das Unternehmen Grosa ist angelaufen; unser Kriegsplan steht. Innerhalb von achtzehn Monaten, im Sommer 1942, beginnt unser überfallartiger Schlag gegen die Faschisten. Aber Grosa ist nur unser Eröffnungszug, Genossen, im Kampf für den Sturz des Kapitalismus in Europa und den Sieg des Kommunismus unter Führung der Sowjetunion!
Die herrschende Kapitalistenclique aller Staaten Europas ist wegen des gegeneinander geführten Krieges so geschwächt, dass sie den Siegeszug des Sozialismus in Europa und der Welt nicht wird aufhalten können. Es ist unsere Ehrenpflicht, Genossen, die Völker der Welt zu befreien!
Metcalfe las die angebliche Geheimrede mit einer Mischung aus Staunen und wachsender Empörung. Dies war der reinste Wahnsinn, aber zugleich war er brillant. Obwohl die fiktive Rede von Anfang bis Ende erfunden war, klang sie vollkommen glaubwürdig.
Und sie war ein weiterer Beweis dafür, falls einer nötig gewesen wäre, wie Corcoran es verstand, jedermann zu täuschen. Nicht nur Hitler, sondern auch Metcalfe. Diese Dokumente werden ein Bild entwerfen, hatte Corky gesagt.
Welche Art Bild?
Das Bild eines Bären. Aber eines Kuschelbären. Eines
Bärenjungen, dem man die Krallen entfernt hat.
Corky hatte gelogen, was die Art dieser Schriftstücke betraf -genau wie er in Bezug auf den wahren Grund für Metcalfes Entsendung nach Moskau gelogen hatte. Der alte Spionagechef hatte ihn in dem Glauben gelassen, er solle prüfen, ob Rudolf von Schüssler als Agent zu gewinnen sei, während seine wahre Aufgabe darin bestand, Lana dafür zu gewinnen, die gefälschten Dokumente an von Schüssler weiterzugeben. Und dann hatte Corky ihn in Bezug auf die Aussage der WOLFSFALLESchriftstücke nochmals frech
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