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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Jahr 1920 entscheidend an dem Sieg über General Denikin beteiligt.«
    Metcalfe studierte ein in der Küche hängendes gerahmtes Foto von Lana und ihrem Vater und sprach nun fast gegen seinen Willen weiter. »Ich habe in Moskau alte Freunde, weißt du, die hohe Stellungen in verschiedenen Ministerien bekleiden und mir alles Mögliche erzählen. Und von ihnen höre ich, dass der NKWD ein so genanntes kniga smerty führt - ein Buch des Todes. Eine Liste von Personen, die hingerichtet werden sollen, wenn .«
    »Und mein Vater steht darin«, unterbrach sie ihn.
    »Lana, ich wusste nicht, ob ich dir das sagen, wie ich dir das beibringen .«
    »Und du denkst wirklich, das weiß ich nicht?« Ihre Augen funkelten zornig. »Du denkst, dass ich das nicht erwarte - dass er das nicht erwartet? Alle Männer seines Dienstgrads, alle Generale, haben sich angewöhnt, auf das Klopfen an ihrer Tür zu warten. Wenn nicht heute, dann morgen. Wenn nicht morgen, dann nächste Woche oder nächsten Monat.«
    »Aber von Schüsslers Erpressung ...«
    »Seine Zeit kommt, wann sie kommt. Es ist nicht meine Aufgabe, ihr Kommen zu beschleunigen. Aber Vater hat sich damit abgefunden, Stiwa. Er wartet aufs Klopfen an der Tür. Kommt es eines Tages, wird er sich sogar erleichtert fühlen, glaube ich. Wir verabschieden uns jeden Morgen, als sei es das letzte Mal.« Sie machte sich daran, die Wunde auszuwaschen, und betupfte sie dann mit Jod auf einem Wattebausch. »Also, ich glaube nicht, dass die Wunde genäht werden muss - zum Glück nicht, denn ich kann kaum meine Strümpfe stopfen! Ich würde deine Haut nicht zunähen wollen, Liebster. Eigentlich eine Ironie der Geschichte, nicht wahr?«
    »Wie das?«
    »Oder vielleicht ist's nur passend. Ich muss unwillkürlich wieder an Tristan und Isolde denken. Erinnere dich daran, Liebster, dass es eine Wunde war, die Tristan in die Arme seiner Isolde getrieben hat. Sie musste ihn wieder gesund pflegen.«
    Metcalfe biss die Zähne zusammen, als sie ihm jetzt einen Pflasterverband anlegte. »Sie war eine Heilerin mit Zauberkräften - genau wie du.« Er trank einen Schluck von dem starken Tee. »Leider hatte er jedoch eine tödliche Wunde erlitten, stimmt's?«
    »Er wird zweimal verwundet, Stiwa. Zum ersten Mal im Zweikampf mit Isoldes Verlobten, den er tötet - aber diese Wunde will nicht heilen. Nur Isolde, die magische Heilerin, kann ihn retten, deshalb sucht er sie auf. Und als sie erkennt, dass Tristan ihren Verlobten ermordet hat, versucht sie, sich an ihm zu rächen - aber als ihre Blicke sich begegnen, fällt ihr das Schwert aus der Hand.«
    »Wie im richtigen Leben, was?«, fragte Metcalfe sarkastisch. »Dann wird Tristan in einem weiteren Zweikampf erneut verwundet, aber diesmal kann Isolde ihn nicht retten, und sie sterben in ewiger Verzückung gemeinsam. In der Welt von Ballett und Oper gilt das vermutlich als Happyend.«
    »Natürlich! Weil sie nicht wieder getrennt werden können, Dummerchen! Ihre Liebe ist jetzt unsterblich.«
    »Wenn das als Happyend gilt, dann ist mir eine Tragödie lieber.« Er kostete die Piroschki. »Köstlich.«
    »Danke. Tragödien erleben wir hier tagtäglich«, sagte Lana. »Tragödien gehören zum russischen Alltag.«
    Metcalfe schüttelte den Kopf und lächelte. »Worauf willst du hinaus?«
    Sie klimperte in gespielter Naivität absichtlich theatralisch mit den Wimpern. »Ich will auf nichts hinaus, Tristan . Stephen, meine ich. Nur darauf, dass Tristans wahre Wunde tiefer ist, in seinem Inneren liegt - dass sie in seinem Bewusstsein seiner Blutschuld liegt. Das war seine Wunde, die nicht heilen wollte.«
    »Jetzt weiß ich bestimmt, dass du mir etwas sagen willst«, stellte Metcalfe fest. Sein Tonfall war neckend, aber er spürte dabei einen Stich, der nichts mit der Schusswunde zu tun hatte.
    »In Russland sind Schuld und Unschuld ebenso miteinander vermengt wie Treue und Verrat. Es gibt Schuldige und Menschen, die imstande sind, Schuld zu empfinden - und sie sind nicht miteinander identisch.«
    Metcalfe, der Lana forschend betrachtete, musste schwer schlucken. Ihre Tiefen, das merkte er jetzt, begann er erst allmählich auszuloten.
    Sie bedachte ihn mit einem schwachen, traurigen Lächeln. »Die menschliche Seele ist ein dunkler Wald, heißt es. Manche Wälder sind dunkler als andere.«
    »Typisch russisch«, behauptete Metcalfe. »Tragisch bis ins Mark.«
    »Und ihr Amerikaner tut nichts lieber, als euch selbst zu täuschen. Was ihr auch tut . ihr glaubt immer,

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