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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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belogen. Sie zeigten keineswegs ein niedliches Bärenjunges ohne Krallen. Sie vermittelten das Bild einer mit Hochdruck aufrüstenden Militärmacht, die zu einem gewaltigen Schlag gegen Hitler-Deutschland ausholte.
    Ein paar Dutzend perfekt gefälschter Dokumente, die von der Tochter eines Generals der Roten Armee an einen ehrgeizigen deutschen Diplomaten weitergegeben wurden. Mehr würde es nicht brauchen, um Hitler zu einem Überfall auf die Sowjetunion zu provozieren - zu einem Angriff, der nur mit einer Niederlage Hitler-Deutschlands enden konnte.
    Aber was würde Lana tun, wenn sie die Schriftstücke las? Würde sie sich weigern, sie von Schüssler zu übergeben?
    Nun, das war ein Risiko. Metcalfe hatte jetzt keine Wahl mehr. Corky hatte ihn manipuliert, damit er mitmachte, und er würde jetzt seinerseits Lana manipulieren müssen, damit sie mitmachte. Er konnte nur hoffen, dass sie keine Zeit hatte, die Dokumente zu lesen, oder sich nicht für sie interessierte.
    Er hoffte, dass Lana sie einfach dem Deutschen übersehen würde.
    »Stiwa!«, rief sie.
    Lana trug einen schwarzen Gymnastikanzug und darüber ein durchgeknöpftes weißes Kleid; sie war frisch geschminkt und hatte Lippenstift aufgelegt. »Du siehst wundervoll aus«, sagte er.
    »Und du bist albern«, wehrte sie ab und warf den Kopf zurück.
    »Du siehst nicht nur wundervoll aus, du bist wundervoll. Du bist eine bemerkenswerte Frau.«
    »Bitte«, wehrte sie ab. »So viel Lob habe ich nicht verdient.« Sie griff nach dem kleinen Stapel Dokumente.
    »Nimm dich in Acht, wenn du sie anfasst«, sagte Metcalfe. »Fass sie möglichst wenig an.«
    »Warum?«
    Warum?, fragte er sich. Weil du sie dir vielleicht nicht ansiehst, wenn du sie nicht anfasst. Und wenn du sie dir nicht ansiehst, merkst du vielleicht nicht, wie du belogen wirst. Nein, nicht » belogen wirst« - wie ich dich belüge. Wie ich dich manipuliere, dich betrüge.
    Aber er antwortete: »Die gerissenen Fälscher dieser Dokumente haben es anscheinend verstanden, sie auch mit Fingerabdrücken zu versehen. Mit den Fingerabdrücken hoher sowjetischer Militärs, damit die Schriftstücke bei näherer Untersuchung noch authentischer wirken.« Das war reine Erfindung, aber es klang gut. Seine Lügen klangen überzeugend, aber es schmerzte ihn, sie vorbringen zu müssen.
    »Ah«, sagte sie. »Wirklich clever!«
    »Lana, hör mir zu. Du warst sehr tapfer. Was du bisher getan hast . ich weiß, wie schwierig das war. Aber alles hat seinen guten Grund. Von dem, was du tust, hängt ungeheuer viel ab. Aber vieles ist noch in der Schwebe.«
    »Diese Schriftstücke sind so voller Zahlen und rätselhafter Ausdrücke, dass man sich gar nicht vorstellen kann, jemand würde sie lesen wollen.«
    »Ja.«
    »Und trotzdem enthält jedes gewaltige Kraft. Wie der Liebestrank, den Isoldes Magd bereitet, stimmt's?« Sie lachte über diesen Vergleich.
    »Nicht genau«, sagte er unbehaglich.
    »Diese Papiere sollen keine tiefe, dauerhafte Liebe zwischen unserem furchtlosen Führer und der Führungsspitze des Dritten Reichs hervorrufen, meinst du? Sie werden im Herzen von Ribbentrop und Heydrich, Himmler und Hitler keine unvergängliche Liebe zu Russland entzünden?«
    Metcalfe musterte Lana forschend, dann schluckte er trocken. Ihr Wesen besaß Tiefen, das erkannte er jetzt, die er erst zu ergründen begonnen hatte. »Du hast behauptet, nichts von solchen Dingen zu verstehen. Aber du weißt anscheinend doch etwas mehr als >nichts<, duschka.«
    »Danke, Liebster. Und du natürlich auch - wir wissen beide ein bisschen mehr als nichts. Aber war's nicht ein englischer Dichter, der vor >ein wenig Gelehrsamkeit< gewarnt hat? Ich frage mich manchmal, ob ein bisschen mehr als nichts in Wirklichkeit gefährlicher als nichts ist.
    Aber das muss ich natürlich, oder nicht? Da ich fast nichts weiß.« Ihr Lächeln war rätselhaft. »Komm, Liebster. Jetzt möchte ich dir etwas zeigen.«
    »Das gefällt mir«, antwortete Metcalfe. Er folgte ihr ins Wohnzimmer und sah zu seiner Verblüffung in einer Ecke einen Weihnachtsbaum mit handgefertigtem Schmuck und Äpfeln stehen. »Ihr habt einen Weihnachtsbaum?«, fragte er überrascht. »Ist das in diesem atheistischen Land nicht verboten? Hat Stalin Weihnachten nicht abgeschafft?«
    Lana zuckte lächelnd mit den Schultern. »Das ist kein Weihnachtsbaum, das ist eine jolka. Wir stecken oben einfach einen roten Stern auf, dann ist's kein Weihnachtsbaum mehr. Tannenbäume zu schmücken, ist

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