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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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war. Also musste er schleunigst aus Moskau verschwinden. Aber das war viel leichter gesagt als getan. Diesen totalitären Staat, in dem die Bürger bespitzelt und die Grenzen streng bewacht wurden, heimlich zu verlassen, war ebenso schwierig, wie es eine heimliche Einreise gewesen wäre. In seinem Zimmer im Metropol hatte er mehrere gefälschte Pässe und andere Ausweise zurückgelassen, aber die hatte der NKWD bestimmt längst beschlagnahmt.
    Der weitaus klügste, zweckmäßigste Kurs war, Verbindung mit Corky aufzunehmen, damit er Metcalfe wie von Milliard erwähnt außer Landes schaffen lassen konnte. Der Erfolg eines Unternehmens dieser Art setzte gute Koordination und viel Kuhhandel auf höchster Ebene voraus. Also genau die Dinge, auf die Corky, der auf geheimnisvolle Weise arbeitete, geradezu spezialisiert war. Außer in sehr dringenden Notfällen war nie nur ein Einzelner dafür zuständig, einen Agenten außer Landes zu schaffen.
    Metcalfe wollte Lana mitnehmen. Wegen ihrer Verwicklung in Corkys Täuschungsmanöver war sie hier nicht mehr sicher. Er hatte sich vorgenommen, sie zu beschützen; jetzt würde er sie außer Landes bringen müssen.
    Damit das Unternehmen anlaufen konnte, musste er Verbindung mit Corky aufnehmen, was im Augenblick vermutlich am besten über Ted Bishop möglich war. Metcalfe selbst hätte ein Auslandsgespräch nur vom Hotel Metropol aus führen können, und dorthin durfte er auf keinen Fall zurück. In Moskau konnte man nicht einfach von einer Telefonzelle aus mit dem Ausland telefonieren. Aber Amos Milliard war tot, und Metcalfe hatte kein Funkgerät mehr.
    Folglich blieb nur Ted Bishop übrig. Als Auslandskorrespondent führte er bestimmt häufig, vielleicht sogar täglich Auslandsgespräche von seinem Hotelzimmer oder vom Telegrafenamt aus. Also würde Bishop für ihn eine der Notrufnummern in London oder Washington anrufen müssen. Allein indem er einige scheinbar sinnlose Worte sagte, sobald am anderen Ende abgehoben wurde, würde er Corky alarmieren, ohne zu wissen, was er tat oder mit wem er sprach.
    Und Bishop konnte ihm auch auf andere Weise helfen, falls er aus irgendeinem Grund nicht telefonieren konnte. Metcalfe erinnerte sich an die BBC-Sendungen, die er in Paris immer gehört hatte. Jeweils nach den Abendnachrichten wurden verschlüsselte Mitteilungen in Form persönlicher Grußbotschaften verlesen - Anweisungen für Agenten im Einsatz, deren wahre Bedeutung kein anderer Hörer erraten konnte. Weshalb nicht Korrespondentenberichte auf ähnliche Weise nutzen?, fragte Metcalfe sich. In Gedanken formulierte er schon einen harmlos klingenden Artikel, den Bishop an seine Zeitung Manchester Guardian schicken konnte. Beispielsweise die Besprechung eines Konzerts, vielleicht sogar eines Ballettabends. Aber bestimmte Schlüsselwörter, die in dem harmlos klingenden Bericht versteckt waren - von Corky formulierte verschlüsselte Kürzel, die den sowjetischen Zensoren nicht auffallen würden -, würden Corky gemeldet werden, ihn auf einen Notfall aufmerksam machen und bewirken, dass er entsprechende Maßnahmen ergriff. Aber dieses Verfahren würde langsamer funktionieren als ein Anruf bei der Londoner oder Washingtoner Notrufnummer, der deshalb vorzuziehen war.
    Metcalfe durfte Ted Bishop natürlich nicht reinen Wein einschenken. Er durfte dem Journalisten nicht erzählen, wer er wirklich war und was er hier in Moskau tat. Er würde sich eine plausible Geschichte ausdenken müssen und beispielsweise behaupten, die sowjetischen Behörden wollten ihn als wohlhabenden Geschäftsmann im Zuge ihrer laufenden Kampagne verhaften, um alle ausländischen Kapitalisten als Spione zu diffamieren. Mehr brauchte Ted Bishop nicht zu erfahren. Mehr war angesichts der offenkundigen Abneigung des Engländers gegen das sowjetische System vermutlich auch nicht erforderlich.
    Schließlich, so überlegte Metcalfe sich, hatte er auch einen Menschen belogen, der ihm weit wichtiger war, dem er weit mehr verpflichtet war ... nein, den er sehr liebte. Das Lügen fiel ihm allmählich beängstigend leicht.
    Trotzdem stand hinter dem Namen des englischen Journalisten weiterhin ein Fragezeichen, weil nicht recht klar war, wo seine Loyalität begann und endete. Metcalfe würde vorläufig davon ausgehen müssen, dass er vertrauenswürdig war. Aber er würde im Umgang mit Bishop äußerst vorsichtig sein müssen.
    Während vor dem Haupteingang des Restaurants Aragwi die Polizei vorfuhr, entfernte Metcalfe sich

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