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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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von den hiesigen Behörden geduldet. Abmachungen mussten getroffen, Kompromisse geschlossen worden sein. Oder noch Schlimmeres. Der NKWD warb gelegentlich Ausländer an; Ted Bishop war offenbar einer von ihnen.
    Man sollte immer alle Fluchtwege kennen, hatte Corky gepredigt. Aber dafür hatte Metcalfe keine Zeit gehabt. Unter Zeitdruck hatte er die Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt, auf die er am dringendsten angewiesen war.
    Metcalfe ging rasch den äußersten Rand des großen Foyers entlang und blieb im Halbdunkel, bis er den Ausgang erreicht hatte. Dort wartete er, bis ein Paar, das sich lautstark stritt, das Gebäude verließ, und schlüpfte dicht hinter den beiden auf die Straße hinaus.
    Dann steigerte er sein Tempo, bis er die Gorkistraße entlangtrabte. Er musste Lana im Bolschoitheater erreichen und sie warnen.
    Falls es nicht schon zu spät war.

Kapitel Neunundzwanzig
    Die Fassade des Bolschoitheaters war dramatisch beleuchtet, aber vor dem Theater war alles ruhig, was Metcalfe verriet, dass die Abendvorstellung längst begonnen hatte. Er ging um das Gebäude herum, bis er den Bühneneingang fand. Die Tür war abgesperrt, aber er hämmerte mit der Faust dagegen, bis sie von einem großen, hageren, glatzköpfigen Wachmann mit goldgeränderter Brille geöffnet wurde. Auf dem Aufnäher auf der Brusttasche seines marineblauen Blazers stand STAATLICHES AKADEMISCHES BOLSCHOITHEATER - SICHERHEITSDIENST. Diese vier Wörter standen auch vorn auf seiner Schirmmütze.
    Das anfängliche Misstrauen des Wachmanns legte sich, als er sah, wer vor dem Bühneneingang stand.
    In einem weißen Arztmantel, mit einem Stethoskop um den Hals und einer schwarzen Arzttasche in der Hand, gab Metcalfe einen überzeugenden russischen Arzt ab. Vervollständigt wurde die Verkleidung durch seinen überheblichen, sogar gebieterischen Blick.
    Es war ein Kinderspiel gewesen, in die ärmlich aussehende Klinik einzubrechen. Die Sicherheitsmaßnahmen der Krankenambulanz waren praktisch nicht existent; mit seinem Dietrich hatte er das einfache Türschloss sekundenschnell geöffnet. Drinnen hatte er rasch den Kleiderschrank gefunden und einen frisch gewaschenen weißen Arztmantel herausgenommen; aus einem weiteren Schrank stammten das Stethoskop und die schwarze Arzttasche. Das Ganze hatte keine fünf Minuten gedauert.
    »Ja, Doktor?«
    »Ich bin Dr. Tschawadse«, sagte Metcalfe, der sich ausrechnete, dass dieser georgische Name seinen leichten Akzent erklären würde. »Ich bin gerufen worden, um eine der heute auftretenden Tänzerinnen zu behandeln.« Der Wachmann zögerte. »Welche?«
    »Woher soll ich das wissen, verdammt noch mal? Sie tanzt bestimmt eine der Hauptrollen, sonst hätte man mich nicht von einer Abendeinladung weggeholt. Anscheinend liegt ein dringender Fall vor - eine schwere Zerrung. Lassen Sie mich jetzt bitte sofort zu den Garderoben bringen.«
    Der Wachmann nickte und öffnete die Tür ganz. »Bitte treten Sie ein. Ich lasse Sie sofort hinbringen, Doktor.«
    *
    Ein junger, schmuddelig wirkender Bühnenarbeiter mit pubertärem Milchbart führte Metcalfe durch das Labyrinth aus schlecht beleuchteten Korridoren hinter der Bühne des Bolschoitheaters. »Wir steigen drei Ebenen rauf und gehen links von der Bühne weg«, flüsterte der junge Mann und hielt dann den Mund, weil die Vorstellung lief. Metcalfe hörte das Orchester Tschaikowsky spielen und erkannte ein Thema aus dem zweiten Akt von Schwanensee.
    Im Vergleich zur Pracht der Zuschauerräume waren die Räume hinter der Bühne überraschend schmutzig. Sie kamen an übel riechenden Toiletten vorbei, gingen niedrige Korridore entlang, in denen Bodenbretter fehlten, und balancierten über rostige Stege. Hier und da standen kostümierte, stark geschminkte Tänzer und Tänzerinnen herum und rauchten. Hinter der Bühne hörte Metcalfe das sehnsüchtige Klagelied einer Oboe, dann fielen eine Harfe und mit anschwellendem Ton die Streicher ein, und er erkannte die wundervolle Melodie des Pas de deux des zweiten Akts. Ein geisterhaft wirkender blassblauer Lichtstrahl zerschnitt das Dunkel hinter der Bühne; Metcalfe blieb stehen und stellte fest, dass er die Bühne und einen Teil des Parterres sehen konnte.
    »Augenblick«, sagte er und hielt den Bühnenarbeiter an der Schulter fest. Der junge Mann starrte ihn an, als wundere er sich darüber, dass der Arzt sich für die Vorstellung interessierte.
    Das Bühnenbild verströmte leuchtenden Zauber: ein See im Mondschein, dahinter

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