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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dürfen. Dann sehnte der Häftling bald den Tod herbei. Diesmal wurde er nur von zwei Wärtern begleitet: eine stillschweigende Anerkennung der Tatsache, dass er zu erschöpft, zu geschwächt war, um eine wirkliche Gefahr darzustellen.
    Endlich wurde er vorgelassen. Der geisterhaft blasse Assistent, dessen Schicht vermutlich zu Ende war, war durch einen weiteren jungen Mann ersetzt, der noch verschlagener wirkte. Der Vorführbefehl wurde abgezeichnet, dann öffnete sich die innere Tür, und Metcalfe wurde hineingeführt.
    Bei jedem Gespräch mit SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich war der Geiger sich voll bewusst, was für ein außergewöhnliches Privileg es war, solch einen Mentor zu haben. Heydrich war nicht nur ein Geigenvirtuose, sondern auch ein brillanter Stratege. Dass er Kleist persönlich mit diesem Auftrag betraut hatte, zeugte von den Talenten des Killers. Deshalb wollte Kleist Heydrich auf keinen Fall enttäuschen. Sobald die abhörsichere Telefonverbindung stand und Heydrich sich gemeldet hatte, kam er sofort zur Sache.
    »Ich habe bisher nicht feststellen können, was der Amerikaner hier treibt«, sagte er. Er berichtete rasch - weil Heydrich wenig Geduld für Nebensächlichkeiten aufbrachte -, wie der englische Komplize des Amerikaners selbst unter der Folter geschwiegen hatte, sodass er hatte liquidiert werden müssen. Er erzählte, wie der Diplomat Amos Hilliard, der ihn zu einem vereinbarten Treff mit dem Amerikaner geführt hatte, ihn bedauerlicherweise erkannt hatte - vielleicht aus einem von Corcorans Fotoalben -, sodass er ebenfalls hatte liquidiert werden müssen. Wonach Kleist wegen der Leiche, die sich nicht rasch verstecken ließ, natürlich schleunigst hatte verschwinden müssen.
    »Sie haben richtig gehandelt«, versicherte Heydrich ihm. »Der Diplomat hätte Sie enttarnt. Außerdem ist jeder Angehörige des amerikanischen Spionagerings, den Sie uns vom Hals schaffen können, ein Gewinn für Deutschland.«
    Der Geiger lächelte, während er sich in der Nachrichtenzentrale der deutschen Botschaft umsah. »Damit erhebt sich die Frage, Herr Gruppenführer, ob es nicht Zeit wird, auch den Amerikaner zu beseitigen.« Kleist wagte nicht, auch nur anzudeuten, wie frustriert er war, weil ihm bisher verwehrt worden war, den Amerikaner zu erledigen.
    »Ja«, antwortete Heydrich rasch. »Ich glaube, es wird tatsächlich Zeit, diesen Spionagering zu zerschlagen. Aber mir ist vorhin gemeldet worden, dass der Amerikaner zum Verhör in die Lubjanka gebracht worden ist. Dort dürfte er vermutlich sterben - vielleicht nimmt uns der Iwan die Arbeit ab.«
    »Ein anderer Angler hat den Fisch am Haken«, sagte Kleist enttäuscht. »Und wenn der Iwan ihn leben lässt?«
    »Dann sind Sie für ihn zuständig. Und Sie werden mich nicht enttäuschen, davon bin ich überzeugt.«
    Diesmal saß Rubaschow so hinter dem riesigen Schreibtisch, dass sein Kopf hinter den Aktenstapeln kaum zu sehen war. Er schien etwas zu schreiben; nach einigen Minuten war er fertig, legte den Füller weg und sah auf.
    »Sie möchten mir etwas erzählen, Mr Metcalfe?«
    »Ja«, sagte Metcalfe.
    »Gut. Ich wusste, dass Sie ein vernünftiger Mann sind.«
    »Sie haben mich dazu gezwungen.«
    Rubaschow starrte ihn an; seine vergrößerten Augen glotzten fischartig. »Wir betrachten das als Überredungskunst, und dies war tatsächlich nur eine der vielen Formen, die wir praktizieren.«
    In seinem Mund hatte sich wieder Blut angesammelt; Metcalfe spuckte es auf den Orientteppich. Rubaschows Augen blitzten wütend.
    »Schade. Sehen Sie, es wäre besser - weit, weit besser -, wenn Sie nicht hören würden, was ich Ihnen gleich erzählen werde.« Tritt Ihnen eine Autorität entgegen, müssen Sie immer behaupten, mit noch größerer Autorität zu sprechen. Merken Sie sich das, selbst wenn Sie sonst nichts von mir annehmen. Alfred Corcoran.
    Rubaschow zog die Augenbrauen über seiner randlosen Brille hoch.
    »Das bezweifle ich nicht im Geringsten, Mr Metcalfe«, sagte der Ermittler sanft. »Sie würden es natürlich vorziehen, mir nicht die Wahrheit zu sagen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie das Richtige tun. Das ist schwieriger, gewiss, aber Sie sind ein tapferer Mann.«
    »Sie verstehen mich falsch, Rubaschow. Was ich Ihnen erzählen werde, ist etwas, das Sie lieber niemals gehört hätten. Für einen Geschäftsmann wie mich ist's nicht leicht, in der Sowjetunion zu operieren. Gefälligkeiten müssen erwiesen werden - Anreize auf höchster

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