Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Hause wiederfinden.«
    »Ich wollte, ich könnte Ihnen helfen. Aber es gibt nichts zu erzählen. Bedaure.«
    Rubaschow faltete die Hände. »Nein«, sagte er, »ich bedaure, dass Sie nicht reden wollen.« Er trat an den Schreibtisch und drückte auf einen Klingelknopf. »Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben, Mr Metcalfe. Vielleicht sind Sie bei unserer nächsten Begegnung eher geneigt, offen zu sprechen.«
    Die Tür hinter Metcalfe flog auf, und die drei Wärter kamen hereingestürmt, als hätten sie nur auf sein Klingelzeichen gewartet.
    Er wurde sofort in einen anderen Teil des Gebäudes geführt, in dem der Korridor weiß und strahlend hell beleuchtet war. Einer der Wärter drückte auf einen Knopf neben der Tür zu einem Raum, den ein Schild als VERNEHMUNGSRAUM DREI auswies. Von innen öffnete ein bewaffneter NKWD-Mann die Tür, hinter der ein völlig weißer Raum lag: Boden, Wände, Decke, alles war glänzend weiß gekachelt. Metcalfe sah, dass fünf Wärter mit Gummiknüppeln in den Händen auf ihn warteten. Die Tür fiel scheppernd hinter ihm zu.
    Er sagte nichts, denn er wusste, was kommen würde.
    Die fünf Männer machten sich mit ihren Gummiknüppeln über Metcalfe her. Das fühlte sich an, als würden sein Magen, seine Nieren mit kräftigen Fußtritten traktiert- nur zehnmal schlimmer; er sah blitzende Sterne vor den Augen. Er setzte sich nur genug zur Wehr, um seine lebenswichtigen Organe vor den brutal kräftigen Schlägen zu schützen. Aber das gelang ihm nicht. Er brach zusammen, nahm seine Umgebung nur noch verschwommen wahr.
    Die Schläger prügelten weiter auf ihn ein; zum Glück wurde er ohnmächtig, als der Schmerz unerträglich wurde.
    Eimerweise kaltes Wasser holte ihn ins Bewusstsein und in seinen Zustand qualvoller, unbeschreiblicher Schmerzen zurück. Dann ging die Prügelei weiter. Er spuckte Blut auf die Fliesen. Blut sammelte sich in seinen Augenhöhlen und lief ihm übers Gesicht. Er nahm seine Umgebung nun nicht mehr verschwommen wahr, sondern sah sie eigenartig segmentiert, als sehe er einen ruckelnden Film, der auf einem defekten Projektor einzelne Zähne übersprang. Lichtblitze wechselten mit kastanienbraun eingefärbten Totalen ab.
    Er fragte sich, ob er hier, in diesem glänzend weiß gekachelten Raum sterben würde, ob irgendein NKWD-Arzt seinen Tod beurkunden und seine Überführung in ein Massengrab veranlassen würde. Selbst in seinem Delirium - einer wilden, segmentierten Hysterie, die ihn die eigentlich unerträglichen Schmerzen ertragen ließ - dachte er an Lana. Er machte sich Sorgen um sie, fragte sich, ob sie in Sicherheit oder etwa ebenfalls zum Verhör geholt worden war. Ob sie in Sicherheit bleiben oder ob auch für sie bald der Tag kommen würde, an dem sie in einem weiß gekachelten Raum liegen und aus Platzwunden am Kopf, aus Mund, Nase und Augen bluten würde.
    Und das gab den Ausschlag: die Vorstellung, Lana könnte erdulden müssen, was ihm hier zugefügt wurde. Das durfte er nicht zulassen. Was immer in deiner Macht steht, befahl er sich selbst, du musst es tun, um sie zu beschützen, um ihr diesen Albtraum zu ersparen. Stirbst du hier, beschützt du sie nicht.
    Du musst leben. Du musst irgendwie überleben.
    Du musst reden.
    Er hob eine kraftlose Hand, einen gekrümmten Zeigefinger. »Wartet«, ächzte er. »Ich will .«
    Auf ein Zeichen des Mannes, der hier wohl das Kommando hatte, machten die Schläger eine Pause. Sie beobachteten ihn erwartungsvoll.
    »Bringt mich zu Rubaschow«, krächzte Metcalfe. »Ich will reden.«
    *
    Bevor sie ihn in Rubaschows Dienstzimmer zurückführten, gaben sie sich jedoch besondere Mühe, ihn zu säubern. Es ging wirklich nicht an, dass er den Orientteppich des Chefermittlers mit seinem Blut besudelte. Er wurde ausgezogen, unter eine Dusche gestoßen und bekam frisch gewaschene graue Häftlingskleidung. Er war kaum imstande, die Arme zu heben, so stark waren die stechenden Schmerzen in seiner Seite.
    Rubaschow schien es jedoch nicht eilig zu haben, ihn zu sprechen. Metcalfe kannte natürlich auch diese Taktik. Er musste scheinbar endlos lange auf dem Flur vor dem Vorzimmer des Ermittlers stehen; er sehnte sich danach, sitzen zu dürfen; er musste sich dazu zwingen, stehen zu bleiben. Metcalfe wusste recht gut, dass die Prügel im Vernehmungsraum nur das Vorspiel zu weit schlimmeren Methoden gewesen waren. Oft wurde der Häftling dazu gezwungen, tagelang an einer Wand zu stehen, ohne schlafen zu

Weitere Kostenlose Bücher