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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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deutschen Geliebten, diesem Rudolf von Schüssler. Er war ein Nazi, ein hoher Beamter im deutschen Außenministerium. Wie konnte sie sich in so einen Kerl verlieben? Metcalfe und sie hatten nie über Politik gesprochen, und als sie sich zuletzt gesehen hatten, waren die Nationalsozialisten in Deutschland erst vor kurzem an die Macht gekommen. Deshalb wusste er nicht, wie sie zu den Nazis stand, aber ihr Vater war ein Held der Oktoberrevolution, und die Nazis waren geschworene Feinde der Kommunisten. Wusste ihr Vater, dieser große russische Patriot, von ihrer seltsamen Liebesaffäre?
    Der Auftrag, mit dem Corky ihn losgeschickt hatte - sich durch Lana an von Schüssler heranzumachen, seine Haltung gegenüber Hitler zu erkunden und zu versuchen, ihn umzudrehen -, erschien ihm jetzt undurchführbar. Sie würde niemals mit ihm zusammenarbeiten, vor allem nicht, wenn ihr klar wurde, was er zu tun versuchte. Sie würde sich nicht von ihm benützen lassen.
    Trotzdem durfte er nicht einfach aufgeben. Hier stand zu viel auf dem Spiel.
    Ein lautes Klopfen an seiner Tür ließ ihn aufschrecken.
    »Da?«, rief er. Das Klopfen wurde wiederholt - zweimal, zweimal, einmal -, und er erkannte das mit Roger Martin vereinbarte Erkennungszeichen.
    »Dobroje utro«, sagte eine raue Stimme in schauderhaftem Russisch: »Guten Morgen.« Das war wirklich Roger.
    Sobald Metcalfe ihm aufmachte, drängte Roger ins Zimmer. Seine Aufmachung war eigenartig: Er trug eine zerschlissene marineblaue tjelogrejka, dazu eine wattierte Bauernjacke, Filzstiefel und eine Pelzmütze. Hätte Metcalfe ihn nicht als Roger Martin gekannt, hätte er ihn leicht für einen russischen Bauern oder Taglöhner halten können.
    »Jesus, Scoop, du stinkst erbärmlich«, sagte Metcalfe.
    »Weißt du überhaupt, wie schwierig es ist, hier neue Klamotten zu kaufen? Ich hab sie einem Kerl auf der Straße abgekauft, der bereitwillig mit mir getauscht hat.«
    »Nun, du siehst echt aus. Das muss man dir lassen. Geradewegs aus der Kolchose.« Metcalfe lachte.
    Roger deutete auf seine Filzstiefel. »Diese walenki sind verdammt warm. Kein Wunder, dass die russische Armee Napoleon geschlagen hat. So was hatten die Franzmänner nicht. Aber warum zum Teufel hast du mir nicht geraten, Klopapier mitzubringen?« Er trug einen kleinen, schweren Lederkoffer, den er jetzt absetzte. Der Koffer enthielt das Funkgerät, das wusste Metcalfe; Roger schleppte es mit sich herum, seit sie im Metropol abgestiegen waren. Es durfte natürlich nicht im Hotelzimmer bleiben, und Metcalfe konnte es weder zu seinen Besprechungen im Handelsministerium noch ins Bolschoitheater mitnehmen.
    »Solange du dich wie ein Moskauer kleidest, solltest du's wie die Einheimischen machen«, sagte Metcalfe.
    »Nimm Blätter der Prawda oder Iswestija.«
    Roger verzog das Gesicht. »Jetzt verstehe ich, warum die Russen so niedergeschlagen wirken. Außerdem hat mein Rasierwasser zehn Minuten gebraucht, um abzulaufen - hast du das Waschbecken schon ausprobiert? Total verstopft.«
    »He, schon ein Zimmer mit Bad ist hier ein seltenes Privileg, Scoop!«
    »Schönes Privileg. Wie war's gestern Abend?«
    Metcalfe warf Roger einen warnenden Blick zu und wies mit dem Daumen zur Zimmerdecke, um anzudeuten, hier seien vermutlich Abhörmikrofone versteckt. Roger verdrehte die Augen, trat an eine Tischlampe und begann hineinzusprechen. »Die Kapitalisten haben eine wirklich tolle Erfindung gemacht, die sie Toilettenpapier nennen, und ich hoffe sehr, dass die Russen sie uns nicht klauen.«
    Was Roger tat, war Metcalfe nur allzu klar: Seine Neckerei, seine Scherze dienten als großsprecherische Tarnung für unterschwellige Angst. Der Engländer war einer der tapfersten Männer, die Metcalfe kannte, und ein erfahrener Agent, aber hier in Moskau war alles anders. Ausländer waren selten und wurden so sorgfältig überwacht, dass es viel schwieriger war, in der Bevölkerung unterzutauchen als in Frankreich. Dort konnte Roger dank seiner Abstammung leicht als Franzose durchgehen; hier fiel er unweigerlich auf. War eine Agententätigkeit in Frankreich gefährlich, war sie in Russland geradezu selbstmörderisch.
    Metcalfe zog sich rasch an, und die beiden gingen in die Hotelhalle hinunter, um miteinander zu reden. So früh am Morgen war die Halle noch leer bis auf ein paar bullige Russen, die in schlecht sitzenden dunkelblauen Anzügen auf Sofas und in Sesseln saßen und so taten, als läsen sie Zeitungen. Metcalfe und Roger setzten sich im

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